In den 100 Tagen seit dem Anschlag von Hanau ist praktisch kein Tag ohne einen rassistischen, rechtsextremen oder antisemitischen Angriff vergangen. Gegen alte und junge Menschen, Männer und Frauen, gegen Mütter mit Kinderwagen und gegen kleine Kinder. ZEIT ONLINE hat bereits zweimal die Vorfälle dokumentiert In diesem Artikel werden all diese Übergriffe gesammelt. Viele Angriffe werden allerdings nicht öffentlich, manche nicht einmal der Polizei gemeldet. Diese Chronik ist deshalb unvollständig. Beunruhigend ist sie trotzdem.

20. Februar: Während einer Mahnwache für die Opfer des Anschlags in Hanau zeigt ein Mann auf dem Frankfurter Paulsplatz den Hitlergruß. Das bestätigt die Polizei Frankfurt auf Twitter. Die Beamten erteilen einen Platzverweis und erstatten Anzeige wegen Volksverhetzung und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

21. Februar: Am Freitagmorgen verüben Unbekannte im sächsischen Döbeln zwei Brandanschläge auf eine Shisha-Bar und einen Döner-Imbiss. Weil eine politisch motivierte Tat nicht ausgeschlossen werden kann, ermittelt das polizeiliche Extremismus- und Terrorismus-Abwehrzentrum. Einen neuen Ermittlungsstand gibt es bislang nicht, teilt das Landeskriminalamt auf Nachfrage mit.

21. Februar: In Berlin beleidigt und bedroht ein betrunkener 34-Jähriger zwei Männer homophob. Als die Polizei zur Hilfe kommt, darunter ein Beamter mit Migrationshintergrund, wird der rassistisch beleidigt. Der Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung, Beleidigungen und versuchter Körperverletzung.

21. Februar: Die Zahl rechtsextremer Gewalttaten stieg in Berlin 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent. Seit 2012 habe sich die Zahl sogar verfünffacht, sagte Innensenator Geisel dem Tagesspiegel. Die Aufklärungsrate stieg im vergangenen Jahr leicht auf 37,7 Prozent. 

Erneut Schüsse auf eine Shisha-Bar

21. Februar: Am Dortmunder Flughafen kontrolliert die Bundespolizei 22 mutmaßliche Rechtsextremisten, die auf dem Weg nach Sofia sind. Sie werden verdächtigt, an einem jährlich stattfindenden Neonazi-Aufmarsch in der bulgarischen Hauptstadt teilnehmen zu wollen. Neun Personen wird die Ausreise verweigert.

22. Februar: In Stuttgart feuern Unbekannte Schüsse auf eine Shisha-Bar. Eines der Projektile soll eine Fensterscheibe durchschlagen haben. Verletzt wurde niemand. Da eine politisch motivierte Tat nicht ausgeschlossen werden kann, ermittelt der Staatsschutz.

22. Februar: In der Nacht von Sonntag auf Montag fallen in Heilbronn Schüsse. Möglicherweise sind sie gegen den Generalsekretär des Türkisch-Islamischen Bundes Ditib, Abdurrahman Atasoy, gerichtet. Vor dem Haus von dessen Schwester werden Projektile gefunden, dort war Atasoy kurz zuvor eingetroffen. Die Kriminalpolizei nimmt die Ermittlungen auf.

23. Februar: Bei einem Faschingsumzug im sächsischen Schirgiswalde zeigen Teilnehmer Symbole der Identitären Bewegung. Die Männer sind als Spartaner verkleidet und tragen das schwarz-gelbe Zeichen der rechtsextremen Gruppe auf ihren Schilden. Wie der MDR berichtet, verurteilt der Bautzener Landrat Michael Harig, in dessen Landkreis der Ort liegt, das Geschehen. Er beteuert aber, diesen Teil des Zuges nicht selbst gesehen zu haben.