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Milliardär Bill Gates kritisiert Corona-Tests in den USA und spricht von "völliger Misswirtschaft"

Bill Gates kritisiert den Umgang mit Corona-Tests in den Vereinigten Staaten
Bill Gates kritisiert den Umgang mit Corona-Tests in den Vereinigten Staaten
© JEFF PACHOUD / AFP
Bill Gates ist einer der reichsten Menschen der Welt. Er nutzt sein Vermögen, um das Coronavirus zu bekämpfen. In einem Interview kritisierte er nun schonungslos die Test-Politik der USA. Sollte die sich nicht ändern, stecke das Land bald in Schwierigkeiten.

Innerhalb weniger Wochen sind die USA zum Epizentrum der globalen Corona-Krise geworden. Der Johns-Hopkins-Universität zufolge verzeichnen die Vereinigten Staaten bereits 465.000 bestätigte Infizierte, mehr als 16.600 Menschen sind an Covid-19 gestorben, jener Krankheit, die durch das Coronavirus ausgelöst wird. Und die Nation ist Experten zufolge noch lange nicht auf dem Höhepunkt angekommen. Trotz drastischer Ausgangsbeschränkungen stehen dem Land noch dramatische Tage bevor.

Gates spricht von "völliger Misswirtschaft"

Der Milliardär Bill Gates hat sich nun in einem Interview mit dem Sender "CNBC" zur aktuellen Lage in den USA geäußert. Vor allem zeigt er sich unzufrieden bezüglich des Umgangs mit Tests: "Es wäre sinnvoll, so wie Südkorea zu handeln und ein einheitliches System zu schaffen", so Gates. Nur so könnten die Ergebnisse schnell zu den Menschen gelangen, die sie am meisten brauchen – und das seien Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen und Bedürftige. Seiner Meinung nach werde in den USA jedoch "immer noch völlig falsch priorisiert", erklärte der 64-Jährige weiter. Sollte sich das nicht ändern, "stecken wir in großen Schwierigkeiten".

"Jedes Mal, wenn die Warteschlange für Tests länger als 24 Stunden dauert, ist das völlige Misswirtschaft. Denn der Wert des Ergebnisses ist weit weniger wert, wenn man ihn nicht sehr, sehr schnell erhält", fügte Gates hinzu. "Im besten Fall ist der PCR-Test positiv, bevor Sie symptomatisch oder infektiös sind, und dann können Sie so handeln, dass Sie niemanden mehr anstecken." Der PCR-Test ist der so genannte Abstrich-Test, eine laut Gates "schnelle und kostengünstige Technik", mit der Wissenschaftler feststellen können, ob eine Person das Virus in sich trägt.

Gates wies auch darauf hin, dass die Wohlhabenden einen besseren Zugang zu Tests haben, obwohl das Gesundheitspersonal priorisiert werden müsste. "Sie können jemanden ohne Symptome haben, der sich jeden Tag in einer wohlhabenden Gemeinde testen lässt. Und Sie können einen Mitarbeiter des Gesundheitswesens haben, der drei oder vier Tage wartet", sagte er und fügte hinzu, dass das Testsystem "völlig unkontrolliert ist".

USA: Öffnung frühestens Ende Mai

Bill Gates scheint auch in anderer Hinsicht einen konträren Standpunkt zur US-Regierung zu haben. US-Präsident Donald Trump kann es kaum erwarten, dass die Corona-Krise überwunden ist, sagte er neulich im Rahmen einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Er sprach von der Möglichkeit, dass das Land phasenweise zur Normalität zurückkehren könnte, in weniger betroffenen Regionen könnte das womöglich sogar schneller gehen als anderswo. Und sowieso wäre es schön, das Land "mit einem großen Knall" wieder zu öffnen. Ein konkretes Datum für eine Rückkehr zum Normalbetrieb nannte er jedoch nicht.

Davon seien die USA noch weit entfernt, glaubt Gates. Im gesamten Land müsse ein extremer Stillstand herrschen, bevor die Richtlinien zur sozialen Distanzierung gelockert und die Wirtschaft wieder angekurbelt werden sollten. Er glaubt, dass eine Öffnung erst Ende Mai erfolgen würde – und auch nur dann, wenn es bis dahin wirksame Tests gibt. "Wenn wir landesweit die Zügel in die Hand nehmen, die Zustimmung der Bevölkerung weiterhin sehr hoch ist und die Tests einschließlich einiger Neuerungen bis Anfang Juni durchgeführt werden, dann können wir eine Art Öffnung in Betracht ziehen", so Gates.

Und auch von einer weiteren Vorstellung müssen sich Trump und Co. laut Bill Gates verabschieden: Die Regierung werde nicht in der Lage sein, die durch das Coronavirus ins Trudeln geratene Wirtschaft über Nacht zu reparieren. "Niemand sollte glauben, dass die Regierung mit dem Zauberstab wedeln kann, und plötzlich ist die Wirtschaft wieder so, wie sie war, bevor dies geschah", sagte Gates gegenüber CNBC. "Dafür bräuchte es entweder ein Wundertherapeutikum mit einer Heilungsrate von mehr als 95 Prozent oder die breite Anwendung eines Impfstoffs."

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Gates merkte in dem Gespräch an, dass wirksame Behandlungsmethoden für die Krankheit in vier bis sechs Monaten einsatzbereit sein könnten, dass aber die Entwicklung eines funktionsfähigen Impfstoffs noch bis zu 18 Monate dauern könne.

Bill Gates kämpft gegen Coronavirus

Im vergangenen Monat trat Bill Gates aus dem Vorstand von Microsoft zurück, um sich mehr seiner Wohltätigkeitsorganisation, der Bill & Melinda Gates Foundation, widmen zu können. Über die Stiftung hat Gates 100 Millionen Dollar zur Bekämpfung der Pandemie zugesagt. Unter anderem hat er Coronavirus-Testkits finanziert, die die Menschen zu Hause verwenden können. Außerdem werde er sich an der Finanzierung von Fabriken beteiligen, die einen Impfstoff herstellen können, versprach er.

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