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Massa Carrara "Es war ein Brüllen": Brücke in Norditalien stürzt ein

Luftaufnahme zeigt die eingestürzte Brücke über einem Fluss zwischen La Spezia und Massa Carrara
Die von der italienischen Polizei zur Verfügung gestellte Luftaufnahme zeigt die eingestürzte Brücke über einem Fluss zwischen La Spezia und Massa Carrara.
© Carabinieri / DPA
In der Toskana ist eine mehrere hundert Meter lange Brücke über einen Fluss eingestürzt. Sie krachte zusammen, als zwei Kleintransporter darüberfuhren. Der Fall weckt ungute Erinnerungen an einen anderen Brücken-Kollaps.

Bei den Worten "eingestürzte Brücke" werden in Italien ungute Erinnerungen wach. Erinnerungen an die Autobahnbrücke in Genua, die 2018 zusammenkrachte und 43 Menschen das Leben kostete.

Nun ist etwa 100 Kilometer entfernt wieder eine Brücke eingestürzt. Das Unglück ereignete sich am Mittwochvormittag in der Provinz Massa Carrara in der Toskana. Als zwei Kleintransporter über das etwa sieben bis acht Meter hohe Bauwerk fuhren, krachte es zusammen, berichtete die Nachrichtenagentur ANSA. Einer der beiden Fahrer wurde verletzt.

Transporterfahrer stürzten mit ihren Wagen in die Tiefe

"Es war ein Brüllen und dann ein Geräusch wie rollende Steine", schilderten Einwohner der nahe gelegenen Stadt Caprigliola gegenüber der ANSA. In der Umgebung soll es nach ihren Aussagen außerdem stark nach Gas gerochen haben. Das entstandene Gasleck wurde von Italgas derweil bereits provisorisch abgedichtet.

Luftaufnahme zeigt die eingestürzte Brücke über einem Fluss zwischen La Spezia und Massa Carrara
Die von der italienischen Polizei zur Verfügung gestellte Luftaufnahme zeigt die eingestürzte Brücke über einem Fluss zwischen La Spezia und Massa Carrara.
© Carabinieri / DPA

Was den Zusammenbruch der mehrere hundert Meter langen Brücke ausgelöst hat, ist derzeit noch unklar. Sicher aber ist: Die beiden beteiligten Kleintransporter-Fahrer hatten unglaubliches Glück.

Beide stürzten mitsamt ihren Wagen in die Tiefe, blieben jedoch auf den Trümmerteilen der Brücke liegen, als diese ins Flussbett krachte. Einer der beiden Männer kam mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus in Pisa, sein Zustand soll aber "nicht besorgniserregend" sein. Der andere erlitt einen Schock, blieb ansonsten aber unverletzt. "Normalerweise ist das eine stark frequentierte Brücke", sagte ein leitender Angestellter der Verkehrspolizei zur ANSA. Aufgrund der durch das Coronavirus bedingten Ausgangsbeschränkungen sei an diesem Morgen weniger los gewesen.

Bürgermeister bemängelte Zustand der Brücke schon länger

Die Brücke sei zum letzten Mal am 3. November durch einen Techniker der privaten Infrastrukturgesellschaft Anas inspiziert worden, sagte Gianni Lorenzetti, Präsident der Provinz Massa Carrara. Lorenzetti hatte das Bauwerk vor einigen Jahren an die Firma verkauft.

Privatisierte Verkehrswege sind in Italien keine Seltenheit. So ist etwa auch die in Genua eingestürzte Brücke in privater Hand: Sie gehört der Gesellschaft "Autostrade per l'Italia", die die meisten mautpflichtigen Straßen des Landes betreibt.

Die Überprüfung im November sei erfolgt, weil nach heftigen Regenfällen ein Riss auf dem Asphalt entdeckt worden war. Die Kontrolle ergab jedoch, dass es keine "gefährlichen Bedingungen" gab, sagte Lorenzetti.

Der Bürgermeister der angrenzenden Gemeinde Aulla, Roberto Valettini, sieht das anders: Er habe "in den letzten Monaten drei Briefe an Anas geschickt, um Probleme mit der Stabilität der jetzt eingestürzten Brücke zu melden." Passiert sei jedoch nichts.

"Nur durch Zufall keine Tragödie"

Verkehrsminister Michele de Pascale sprach von einem Einsturz, "der nur durch Zufall (...) nicht zu einer Tragödie geworden ist." Er wolle den Betreiber Anas in die Pflicht nehmen und forderte daher schnelle Aufklärung. 

Eine Nahaufnahme der eingestürzten Brücke, zur Verfügung bestellt von der italienischen Feuerwehr.
Eine Nahaufnahme der eingestürzten Brücke, zur Verfügung bestellt von der italienischen Feuerwehr.
© Vigili del Fuoco / DPA

Anas selbst teilte mit, man wolle "Techniker für alle Untersuchungen und Ergebnisse des Falls" in die Toskana schicken. Auch die Staatsanwaltschaft hat sich eingeschaltet.

Quellen: Nachrichtenagenturen ANSA, DPA

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