Andere EU-Länder ziehen noch nicht mit: Maas will bis zu 500 Flüchtlingskinder aufnehmen
Kabinett berät heute über Aufnahme von zunächst 50 Minderjährigen von den griechischen Inseln +++ Nur Luxemburg nimmt auch Kinder auf
Die humanitäre Lage in den griechischen Flüchtlingslagern ist dramatisch – und jetzt kommt auch noch die Gefahr durch das Coronavirus hinzu!
Bundesaußenminister Heiko Maas (53, SPD) verlangt deshalb: Deutschland soll in den kommenden Wochen zwischen 350 und 500 unbegleitete Minderjährige aufnehmen.
Derzeit seien Deutschland und Luxemburg „die Einzigen, die überhaupt noch bereit sind, Kinder aufzunehmen“, sagte Maas am Mittwoch den Sendern RTL und n-tv. „Aber wir wollen nicht länger auf andere warten und fangen jetzt an.“
Maas zeigte sich zuversichtlich, dass weitere Länder nachziehen werden. Deutschland wolle hier ein Zeichen setzen, sagte er.
Zunächst sollen 50 geflüchtete Kinder kommen
Heute berät das Kabinett von CDU, CSU und SPD über die Aufnahme von zunächst 50 geflüchteten Kindern von den griechischen Inseln.
„Der Transfer soll nach Möglichkeit schon in der kommenden Woche beginnen“, gab das Bundesinnenministerium am Dienstag bekannt. Das solle am Mittwoch dem Kabinett vorgeschlagen werden. Darauf habe sich Ressortchef Horst Seehofer (70, CSU) mit Vertretern der Koalitionsfraktionen verständigt. Die genannte Maßnahme wird in der Mitteilung als ein erster Schritt bezeichnet, von weiteren ist allerdings nicht die Rede. „Nach Ankunft in Deutschland sollen die Kinder und Jugendlichen zunächst zentral in eine zweiwöchige Quarantäne, bevor eine Verteilung in die Länder erfolgt“, teilte das Innenministerium mit. Diese Maßnahmen erfolgen wegen der Corona-Pandemie.
Andere EU-Länder stoppen Aufnahme wegen der Corona-Krise
Nach seiner Auskunft haben acht weitere EU-Länder zugesagt, 1600 unbegleitete Minderjährige aus den überfüllten griechischen Lagern aufzunehmen. Dabei handelt es sich um Frankreich, Luxemburg, Portugal, Irland, Finnland, Kroatien, Litauen, Belgien und Bulgarien. Wegen Corona haben sie ihre Pläne jedoch zurückgestellt – außer Luxemburg, das kommende Woche zwölf unbegleitete Minderjährige aus den Flüchtlingslagern auf den Inseln Lesbos und Chios aufnehmen will. „Deutschland hat jedoch die klare Erwartungshaltung, dass die Zusage dieser Länder eingehalten wird“, betonte das Innenministerium. Der Koalitionsausschuss von CDU, CSU und SPD hatte sich vor einem Monat darauf verständigt, auf europäischer Ebene über eine humanitäre Lösung zur Aufnahme von Kindern zu verhandeln, die entweder schwer erkrankt oder unbegleitet sowie jünger als 14 Jahre sind.