Keine Schutzausrüstungen, Quarantäne, Kinderbetreuung: Ärzte schlagen Alarm! Schon 101 Berliner Praxen dicht
Berlin – Bereits 101 Kassenarzt-Praxen sind geschlossen, in Kürze werden weitere den Betrieb einstellen – wegen Quarantäne-Maßnahmen und fehlender Schutzkleidung! Spätestens zu Ostern droht der Kollaps des Gesundheitssystems, warnte Mittwoch der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin in einem offenen Brief an Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller (55, SPD). „Jeden Tag behandeln die Vertragsärzte ungeschützt Patienten, die zunehmend auch infiziert sind oder es sein könnten. Noch immer fehlt die dringend benötigte Schutzkleidung“, heißt es in dem Brief. ► 63 Praxen haben bereits wegen Quarantäne-Maßnahmen dichtgemacht, sieben wegen fehlender Kinderbetreuung, 31 mussten wegen fehlender Schutzausrüstung schließen. „Täglich melden sich bei uns weitere Praxen, die den Betrieb nicht mehr lange aufrechterhalten können“, sagt KV-Sprecherin Dörthe Arnold.
Bernhard Blaschke (61), Facharzt für Innere Medizin in Reinickendorf, hat seinen Betrieb wegen fehlender Schutzkleidung bereits heruntergefahren. „Bei uns werden immer nur wenige Patienten gleichzeitig eingelassen. Für Abstriche verweisen wir Betroffene an den ärztlichen Bereitschaftsdienst und die Krankenhäuser“, sagt er.
► Erst 23 000 der vom Bundesbeschaffungsamt georderten Schutzmasken sind bei der KV eingetroffen. Das sind dreieinhalb Masken für jede der 6 500 Praxen. „Die Masken reichen für drei Patienten pro Praxis“, so Arnold.
Tatsächlich benötigen die niedergelassenen Ärzte für die nächsten sechs Monate 600 000-mal Mund- und Nasenschutz, 1,5 Mio. Atemschutzmasken der besseren Schutz-Stufe (FFP2), 20 000 Masken der höchsten Stufe (FFP3). Dazu drei Millionen Schutzkittel und 50 000 Schutzbrillen.
Maßnahmenpaket gefordert
Die KV fordert Müller auf, ein umfangreiches Maßnahmenpaket aufzusetzen. „Die Überforderung unseres Gesundheitssystems lässt sich nach heutigem Stand bereits nicht mehr abwenden.“ Für die Versorgung mit Schutzausrüstung sollten nach Ansicht des Hartmannbunds Brandenburg notfalls auch Beschlagnahmen aus dem Handel (z.B. Drogeriemärkte) vorgenommen werden.