Corona-Krise trifft Papierindustrie: Könnte Klopapier doch knapp werden?

Viel gefragtes und gehortetes Gut in der Corona-Krise: Die Klopapier-Rolle, hier zu einer Pyramide aufgestapelt

Viel gefragtes und gehortetes Gut in der Corona-Krise: Die Klopapier-Rolle, hier zu einer Pyramide aufgestapelt

Foto: Getty Images

Sie wurde schnell zum Sinnbild der Corona-Krise: Die Klopapier-Rolle. Neben Desinfizier-Produkten war sie eines der ersten Artikel, die die Deutschen im Supermarkt leer kauften.

Laut Statistischem Bundesamt stiegen die Verkaufszahlen im Einzelhandel für Toilettenpapier in den vergangenen Wochen um 211 Prozent, also auf mehr als das Dreifache. Und sie hätten höher ausfallen können, wenn mehr Klopapierrollen im Supermarkt zu haben gewesen wären.

Doch schnell gab es Entwarnung aus Einzelhandel und Politik, was eine Versorgungsknappheit angehe: Klopapier sei nicht knapp, die Supermärkte seien bloß von der sprunghaft angestiegen Nachfrage überrascht worden. Der Nachschub habe sich nur vorübergehend verzögert. Politik und Verbände betonten, es gebe keinen Anlass zu hamstern, sogar Kanzlerin Merkel warnte davor.

Das gilt zwar weiterhin, wie ein Sprecher des Verbands Deutscher Papierfabriken (VDP) bestätigt. Doch der VDP, der 12 Produktionsstandorte für Toilettenpapier in Deutschland als Mitglieder aufführt, ist besorgt, dass die Versorgung des wichtigsten Rohstoffs für die Papierherstellung, nämlich Altpapier, mittelfristig knapp werden könnte.

Der Grund: An mehreren Orten in Deutschland fahren die kommunalen Entsorger wegen der Corona-Krise die Altpapiersammlung herunter oder verschieben sie in ihren Prioritäten nach hinten. Denn auch die Entsorger können vom Coronavirus direkt betroffen sein, müssen bei Infektionen oder Verdachtsfällen Mitarbeiter in Quarantäne schicken.

„Ohne Altpapier gibt es weder Toilettenpapier noch Verpackungen und Zeitungen“, warnt Henri Vermeulen, Chef des VDP-Altpapierausschusses. Sollte es zu einer „flächendeckenden Reduzierung der Erfassung von Altpapier in den Kommunen“ kommen, könnte dies zu einer Versorgungslücke mit Altpapier für die Papiererzeugung in Deutschland führen.

Ein VDP-Sprecher erklärt, dass der Produktionsvorrat der Papierhersteller an Altpapier etwa 14 Tage hält – wobei das Altpapier nicht nur aus der Sammlung der kommunalen Versorger aus den privaten Haushalten stammt, sondern auch aus der gewerblichen Entsorgung. Der Anteil an Altpapier in den verkauften Klopapiermengen betrage etwa 50 Prozent.

Doch nicht in gleichen Teilen für alle Hersteller. Markführer Essity benutzt für ihre gängigsten Marken („Zewa“ für Klopapier, „Tempo“ für Taschentücher und „Wisch&Weg“ für Küchenrollen) überhaupt kein Altpapier. Eine Sprecherin: „Unser Toilettenpapier wird nicht aus Altpapier, sondern aus Frischfaser, also Holzresten, hergestellt“. Ausnahme: Die Nischenmarke „Danke“, die Altpapier recycelt.

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