Wien ist im Winter eine sehr kalte Stadt, genauso wie es im Sommer eine sehr heiße Stadt ist. Etwas von der Unversöhnlichkeit kontinentalen Klimas zeigt Wien noch immer, trotz der gefürchteten Erderwärmung. Wenn es eine feuchte Kälte ist, genügen sogar wenige Grad unter null, um Hände, Nacken und Wangen binnen Minuten frieren zu lassen; das macht der Wind, der fast immer durch die breiten Prachtstraßen fegt und selbst in die kleinsten Gassen gesogen wird. Man flüchtet um Ecken und Eckchen, in Innenhöfe und die heimlichen Hohlwege zwischen den Häusern, die sogenannten Durchhäuser, aber dort wird es immer nur kälter, die Zugluft noch beißender, bis der Höhepunkt der Kälte schließlich in einer Kirche erreicht wird, die man gläubig als letzte Zuflucht erkoren hatte. Diese Kirche hat allerdings die Nachtkälte gespeichert und gibt sie jetzt verschwenderisch an den Besucher ab. Nicht das Gotteshaus wärmt den Flüchtenden, der Flüchtende spendet vielmehr seine Körperwärme dem fröstelnden Gemäuer.