Angesichts der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus haben die USA angekündigt, ihre Bürgerinnen und Bürger aus dem am stärksten von der Epidemie betroffenen Gebiet in Zentralchina auszufliegen. Für Dienstag sei ein Flug geplant, um US-Behördenpersonal und weitere Staatsbürger aus der Millionenstadt Wuhan nach San Francisco zu bringen, teilte das US-Außenministerium mit. Für Privatpersonen gebe es nur "begrenzte Kapazitäten", schränkte die Behörde ein.

Es werde Menschen Vorrang eingeräumt, die durch das Coronavirus besonders gefährdet seien, hieß es. Auch Frankreich plant eigene Staatsbürgerinnen und -bürger mit Bussen aus der Provinz Hubei zu bringen. In der Elfmillionenmetropole Wuhan tauchte der neue Erreger erstmals im Dezember 2019 auf. Als Ursprungsort wird bislang ein Fisch- und Wildtiermarkt in der Stadt vermutet. Dort könnte das Virus erstmals von Tieren auf Menschen übergesprungen sein. Nach Behördenangaben gibt es in China mittlerweile landesweit mehr als 2.000 bestätigte Infektionsfälle, 56 Patienten starben an den Folgen der Erkrankungen, die das Virus auslösen kann. Die allermeisten Todesopfer hatten bereits andere Vorerkrankungen, als sie sich mit dem Virus infizierten.

Auch in Chinas Finanzmetropole Shanghai kam es zu einem ersten Todesfall durch das neue Coronavirus. Bei dem Toten soll es sich um einen 88-jährigen Mann handeln, der bereits unter anderen Gesundheitsproblemen litt, teilten die Behörden der Stadt mit. Bisher seien insgesamt 40 Fälle der Atemwegserkrankung in der Millionenstadt bestätigt worden.

Wohl erster Fall in Kanada

Unterdessen breitet sich das Virus auch außerhalb Chinas aus: Am Samstag meldete Kanada einen ersten mutmaßlichen Fall der Krankheit in Toronto. Der womöglich infizierte Mann sei erst vor wenigen Tagen aus Wuhan wiedergekommen, sagte die Leiterin der Gesundheitsbehörde von Toronto.

China hat die Stadt und mehr als ein Dutzend weiterer Städte seit Donnerstag de facto unter Quarantäne gestellt, indem es den öffentlichen Verkehr ausgesetzt hatte. In Hongkong stellten die beiden größten Vergnügungsparks, Disneyland und Ocean Park, wegen des Virus ihren Betrieb vorerst ein. In der bevorstehenden Ferienwoche zum chinesischen Neujahrsfest hatten die Parks eigentlich mit einem Besucheransturm gerechnet.

Derzeitigen Erkenntnissen von Virologen und Seuchenschutzexpertinnen zufolge steckt jeder mit dem Virus Infizierte vermutlich zwischen zwei bis drei weitere Personen an. Ob die Ansteckungsrate so bleiben werde, hänge von der Wirksamkeit der Gegenmaßnahmen ab, sagten Wissenschaftler vom Imperial College in London und der Universität Lancaster. Um die Krankheit einzudämmen, müssten künftig mindestens 60 Prozent der Neuansteckungen verhindert werden.