56 Todesfälle und fast 2000 Kranke in China: Coronavirus legt Tourismus lahm

Menschen mit Schutzmasken am Flughafen in Hongkong

Menschen mit Schutzmasken am Flughafen in Hongkong

Foto: Kin Cheung / AP Photo / dpa

Trotz drastischer Gegenmaßnahmen breitet sich das Coronavirus immer weiter aus. 56 Menschen sind mittlerweile in China an der Lungenkrankheit gestorben.

Nach offiziellen Angaben der chinesischen Behörden sind inzwischen fast 2000 Menschen infiziert. Weltweit kommen nach bisherigen Informationen rund 30 bestätigte Fälle hinzu – darunter drei Patienten in Frankreich. Dies sind die bislang einzig bekannten Fälle in Europa. Einen ersten Krankheitsfall bestätigte jetzt auch Kanada.

Gibt es einen Zusammenhang?Eine Fledermaus-Suppe und das tödliche Coronavirus

Quelle: Reuters/Tiktok

▶︎ In Hongkong wurde ein „Virus-Notstand“ verhängt. Hongkonger Schulen bleiben bis zum 17. Februar und damit länger als bis zum Ende der Ferien anlässlich des chinesischen Neujahrsfestes geschlossen.

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Foto: DALE DE LA REY / AFP

Sämtliche öffentlichen Neujahrsfeiern in der chinesischen Sonderverwaltungszone werden abgesagt, ebenso wie offizielle Besuche von Hongkonger Politikern in der Volksrepublik. Die beiden größten Vergnügungsparks in Hongkong, Disneyland und Ocean Park, schließen wegen des Virus ab Sonntag ihre Pforten.

▶︎ Laut dem britischen „Mirror“ schließt auch Shanghai sein Disneyland. Außerdem soll der beliebteste Teil der Chinesischen Mauer für Touristen geschlossen bleiben sowie die berühmte Palastanlage „Verbotene Stadt“ in Peking.

▶︎ Der Autobauer Peugeot holt seine Mitarbeiter und deren Familien, die sich in der Millionenstadt Wuhan aufhalten, nach Frankreich zurück. Es handele sich um 38 Personen, teilte der Pkw-Hersteller mit. Auch die USA kündigten an, Staatsbürger aus Wuhan zurückzuholen.

Krisentreffen in Peking

Der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping berief am Samstag in Peking ein Krisentreffen ein. Alle Ebenen von Partei und Regierung müssten dem Kampf gegen das Coronavirus höchste Priorität einräumen, sagte er laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Die Partei habe eine Arbeitsgruppe eingerichtet, um das weitere Vorgehen zu koordinieren. Teams würden in die Provinz Hubei entsandt, um die Arbeit vor Ort zu steuern.

Die Provinzhauptstadt von Hubei, die Millionenmetropole Wuhan, ist besonders stark vom Coronavirus betroffen: Dort war der Erreger vor wenigen Wochen auf Menschen übergesprungen – vermutlich auf einem Tiermarkt.

Wie Staatsmedien am Sonntag berichteten, sollen in der Stadt 24 allgemeine Krankenhäuser nun zusätzliche Betten für Patienten bereitstellen.

Dieses Krankenhaus in Wuhan wurde abgeriegelt, die Mitarbeiter tragen Schutzanzüge, um eine weitere Ausbreitung zu vermeiden

Dieses Krankenhaus in Wuhan wurde abgeriegelt, die Mitarbeiter tragen Schutzanzüge, um eine weitere Ausbreitung zu vermeiden

Foto: HECTOR RETAMAL / AFP

Wuhan hatte zuvor bereits im Eiltempo mit dem Bau von zwei neuen Krankenhäusern begonnen, die insgesamt eine Kapazität von 2300 Betten haben sollen. Das erste Hospital in Schnellbauweise soll am Montag in einer Woche erste Patienten aufnehmen, das zweite zwei Tage später.

Die Krankenhäuser der Stadt sind offenbar völlig überfordert. Nach offiziell unbestätigten Berichten werden Patienten zurückgewiesen, weil es nicht genug Personal und Betten gibt. Aus anderen Teilen Chinas wurden mehr als 1680 Ärzte und Pfleger nach Wuhan entsandt. Auch wurden 14 000 Schutzanzüge bereitgestellt.

Der öffentliche Nah- und Fernverkehr, Zug- und Flugverbindungen wurden gestoppt, Ausfallstraßen gesperrt. Von Sonntag an wird auch der gewöhnliche Autoverkehr in den großen Stadtbezirken Wuhans gestoppt. China hat zudem Gruppenreisen verboten.

Inzwischen wurden mehr als 40 Millionen Menschen in gut einem Dutzend Städten im Herzen Chinas weitgehend von der Außenwelt abgeschottet, um eine weitere Verbreitung des Virus zu verhindern.

Kritik an der Regierung

Nach dem Ausbruch der Lungenkrankheit übte Hu Xijin, Chefredakteur der staatlichen Zeitung „Global Times“, überraschend deutliche Kritik. „Dieser Ausbruch hätte in einem Land wie China nicht passieren dürfen, das über fortschrittliche medizinische Standards und soziale Organisationsfähigkeiten verfügt“, schrieb der Chef der sonst regierungstreuen Tageszeitung am Samstag im chinesischen Kurznachrichtendienst Weibo.

„Ich persönlich glaube, dass die Stadt Wuhan und die nationalen Gesundheitsbehörden verantwortlich gemacht werden sollten.“

Die Kontrollfunktion der Medien sei in den vergangenen Jahren durch Behörden auf allen Ebenen immer weiter geschwächt worden, was Journalisten daran gehindert habe, den Virusausbruch weiterzuverfolgen.

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