Unter den Romanciers ist Robert Harris ein britischer Superstar. Klug, distinguiert, eloquent, ironisch, dabei von erlesener Höflichkeit – ein Gentleman ohne Melone. Barhäuptig jedenfalls empfängt er in einer Suite in einem Münchner Hotel, dirigiert seinen Besucher an Stapeln von Kisten vorbei, die alle sein neues Buch enthalten. Er hat gleich noch eine Veranstaltung, ist aber auf den Punkt konzentriert und gedankenschnell.
Die Einsicht in die historische Relativität aller zivilisatorischen Errungenschaften macht Harris, den Bestseller-Autor, zu einem Schriftsteller der Parahistoire, einer Geschichtsumschreibung mit dem klaren Blick für die Gegenwart. Wie der Novize Adson von Melk bei Umberto Eco befindet sich auch Robert Harris' Christopher Fairfax in einer unerschütterlichen, von der katholischen Kirche unnachgiebig durchherrschten Wirklichkeit, die jeden Abweichler erbarmungslos verfolgt. Doch je mehr Fairfax von dieser Welt erfährt, umso mehr erweist sich die feste Ordnung als brüchig. Nichts stimmt in dieser Spätgotik.
Als Leser erschrickt man bei diesem Warnschuss aus dem Zukunftsmittelalter. Wir hätten es besser wissen können.
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