Auf den ersten Blick sieht alles aus wie immer. Immer mehr Touristenbusse rumpeln in die Zentren der Städte, Politiker und Fremdenverkehrsämter behaupten, das Leben in der Stadt sei so attraktiv wie nie zuvor – und tatsächlich scheinen auch die explodierenden Immobilienpreise dafür zu sprechen: Alle wollen in die Stadt. Die Stadt ist das Grösste.
Kaum diskutiert wird, was wir angesichts der grossen technologischen und sozialen Umbrüche überhaupt noch im Stadtzentrum tun werden: In einer Welt, in der Netflix das Kino ablöst und Onlineshopping den Einkaufsbummel, in der die Robotisierung die Fabrikarbeiterinnen ebenso arbeitslos macht wie Steuerfachgehilfen und andere Büroturminsassen – in so einer Welt stellt sich die Frage, aus welchem Grund man überhaupt noch ins Stadtzentrum gehen sollte.
So sehen es jedenfalls viele alte und neue Bewohner der Dörfer Riace und Camini im süditalienischen Kalabrien. Beide Orte sind seit der Antike bewohnt. Über zwei Jahrtausende lang lebten die Bewohner hier am Fusse des Apennins von Landwirtschaft, Olivenanbau und Weinbau. Aber nach dem Zweiten Weltkrieg gingen viele junge Menschen auf der Suche nach Arbeit in den reicheren Norden des Landes, in die Schweiz oder nach Deutschland.
Heute ist nahezu jedes Industrieland der Welt mit einem drastischen Wandel konfrontiert: Technologische Revolution, Automatisierung und Robotisierung verändern die Arbeitspraktiken massiv. Die wirtschaftstheoretischen Spekulationen reichen von systemischem Optimismus bis zur totalen Job-Apokalypse . All diese Szenarien bilden sich jedoch fast nie in städtebaulichen Spekulationen ab.
Angesichts der Tatsache, dass Arbeit zwar nicht verschwinden, sich die Art der Arbeit aber zumindest drastisch ändern wird, muss eine grundlegende Frage diskutiert werden: Welche Arten von Räumen würde eine Gesellschaft benötigen, wenn sie ihr Hauptanliegen von Vollbeschäftigung und Wirtschaftswachstum auf neue Beschäftigungsformen verlagern würde: auf Bildung, Kommunikation und reproduktive Arbeit? Wie würden sich die Stadt, ihre Räume, ihr Rhythmus...
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