Viel ist in den vergangenen Jahren von den grossen Erzählungen die Rede gewesen. Den sogenannten Narrativen, die unser Leben prägen – etwa dem Narrativ der überlegenen kolonialen Mächte, dem Narrativ vom Patriarchat und davon, dass wir uns von ihnen lösen müssen, um zu uns selbst zu kommen.
Die grossen Erzählungen sind erfolgreich zurückgedrängt worden oder haben es zumindest bedeutsam schwieriger. Allerdings ist das nicht unproblematisch. Der Mensch als Homo narrativus kommt schwerlich ohne Erzählungen aus. Er hungert förmlich danach. Geschichten zu erzählen und zu hören, aus ihnen zu lernen, ist dem Menschen seit Anbeginn ein soziales, ein psychologisches Bedürfnis.
Bei aller Begeisterung für diese vermeintlich neue subversive und kreative Form wird allerdings das wichtigste und zentralste Merkmal der Serie übersehen: Serien setzen darauf, dass der Zuschauer in einen Zustand gerät, für den gern der Begriff «süchtig» verwendet wird.
Das Perfide an den nicht enden wollenden Serien aber ist das: Sie werden insgeheim von dem Wunsch nach Abschluss bestimmt. Wie das Kind ahnt, dass es eines Tages erwachsen werden wird, wird auch der Serienjunkie von der Sehnsucht nach dem Ende getragen. Wir können nichts dafür: Der Mensch sehnt sich heute wie vor 2000 Jahren nach Geschlossenheit, der verlässlichen Struktur aus einem Anfang, einer Mitte und einem Schluss.
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