Turnen mit Ganzkörperanzug – Sie will verhindern, dass sich Mädchen schämen müssen

Die deutsche Turnerin trägt an der EM einen knöchellangen Turndress und wehrt sich so gegen die Sexualisierung ihres Sports. Auch Ariella Kaeslin hatte damit ihre Mühe.Elegant auch mit Ganzkörperanzug: Sarah Voss während ihrer Balkenübung in der Qualifikation der Turn-EM in Basel.Schwungvoll turnt sie über den dünnen Balken. Elegant streckt sie die langen Beine. Sarah Voss fühlt sich wohl, trotz Zittergerät – und das ganz und gar.

Voss gehört zur wachsenden Schar Turnerinnen, die sich schwertun damit, vor Publikum den engen Turndress zu tragen. Weil er tiefe Blicke zulässt. Weil er dazu führt, dass der Turnsport sexualisiert wird – in einer Zeit, in der vermehrt Missbrauch an Turnerinnen öffentlich wird. «Weil wir uns bewegen, verrutscht er ständig. Viele Mädchen fühlen sich unwohl, den Dress zu tragen.

: «Ich hätte mir oft gewünscht, mehr anziehen zu können. Turnerinnern sind extrem entblösst: Am Balken stehen die Kampfrichter nahe, und für manche Figuren spreizt du die Beine Vollgas gegen die Richter. Das ist unangenehm. Mich hat das immer gestört.» Selbst in den Trainings unter dem ehemaligen Coach Eric Demay war es den Turnerinnen des Nationalkaders nicht erlaubt, nur schon kurze Hosen zu tragen.

Ihr Auftritt habe in der Halle für positive Reaktionen gesorgt, berichtet Voss. Und sie selbst habe sich während des Wettkampfs «sehr wohl gefühlt». Allenfalls ist sie eine Kandidatin für den Sprungfinal vom Samstag . Sollte sie es in den Gerätefinal schaffen, werde sie den Anzug auch da wieder tragen.

Auch ihre Teamkolleginnen besitzen Ganzkörperanzüge, in der Qualifikation verzichten sie aber noch darauf, ihn zu tragen. Allerdings wollen Elisabeth Seitz und Kim Bui, die beiden besten deutschen Turnerinnen, ihn am Freitag im Mehrkampffinal anziehen, sollten sie sich dafür qualifizieren.

Von Turnerinnen, Leichtathletinnen, Beach-Volleyballerinnen werden immer knappere Dresses gefordert. Warum wohl? Athletinnen, die das nicht wollen, sind unbequem und riskieren sogar schlechtere Benotungen. Es ist Zeit, dass die Sportverbände über die Bücher gehen.

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