Im Winter schneite es viel weniger, dann regnete es 120 Tage nicht, und nun kam die Hitze: Der Po führt so wenig Wasser wie seit 70 Jahren nicht mehr.Wenn alle Hoffnung zu weichen droht, kommt Gott ins Spiel. Mario Delpini, der Erzbischof von Mailand, ruft zum Beten auf für etwas Regen. Italien trocknet aus, vor allem der Norden. In vielen Regionen regnet es seit drei, vier Monaten nicht mehr, es ist eine Katastrophe.
Die Felder sind hellbraun bis gelblich wie sonst im Hochsommer, die grossen Flüsse sind zu traurigen Rinnsalen geworden. Der Po etwa, Lebensader und Fruchtbarkeitsmythos im oberen Teil des Landes, führt so wenig Wasser wie seit siebzig Jahren nicht mehr. Und da der Fluss schwach ist, nimmt sich die Adria ein Stück des Deltas: Salzwasser verdrängt Süsswasser.Auch die Seen haben so tiefe Wasserstände wie selten.
Manche Bürgermeister im Norden haben das Wasser in ihren Kommunen schon rationiert, oder sie stellen es in der Nacht ganz ab. Swimmingpools, Autowaschanlagen, Gemüsegärten? Was nicht unbedingt sein muss, soll kein Trinkwasser mehr bekommen. WWF Italien appellierte an die Bürgerinnen und Bürger, sie möchten doch weniger duschen und weniger waschen.
Besondere Sorgen bereitet die Bestellung der Felder: Fehlt das Wasser, fallen die Ernten dürftiger aus, und Früchte geraten zu klein. Der Bauernverband Confagricoltura schätzt die Schäden für die italienische Landwirtschaft auf zwei Milliarden Euro.Der Staat müsse helfen, wird nun wieder gefordert: mit der Verhängung des Notstandes, mit Ausfallzahlungen. Es ist das alte Lied, sagen die, die immer warnen und wieder Recht bekommen.
Das nationale Leitungsnetz ist derart desolat und dessen Bewirtschaftung durch die Gemeinden so kleinteilig, dass jedes Jahr viel Trinkwasser völlig unnötig auf dem Weg zu den Haushalten und in die Wirtschaft verloren geht – denkwürdige 42 Prozent, wie es eine Studie des staatlichen Statistikamtes Istat erst neulich aufzeigte. Fast die Hälfte des Wassers versickert also irgendwie und irgendwo.
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