Das Klischee verlangt, dass berufstätige Mütter stark sind, aber bloss nicht zu stark. Die Italienierin Licia Ronzulli ist Abgeordnete im Europaparlament.«Kennt ihr dieses Gefühl, es allen recht machen zu wollen?» Mit dieser Frage eröffnet Franziska Schutzbach ihr neues Buch – und trifft ins Schwarze. Ich fühle mich in die Vergangenheit zurückversetzt, denke an meine Mutter.
Ähnlich erschöpfend wie die unbezahlte Sorgearbeit, die vermeintlich aus Liebe ausgeübt wird und keinerlei Fähigkeiten erfordert, sind für Schutzbach auch sexualisierte Gewalt und deren weitgehende Normalisierung. Denn wer als Frau gelesen wird, muss sich immer wieder zu grenzüberschreitendem Verhalten positionieren. Zu Sprüchen, die den eigenen Körper kommentieren, zu unerwünschten Annäherungen.
Wie komplex der Backlash ist, den jene erfahren, die als Frauen gelten, wird im Erwerbsalltag spürbar. Einerseits müssen sie sich Eigenschaften aneignen, die männlich konnotiert sind: Sie müssen entschlossen, selbstbewusst und stark sein. Andererseits laufen sie dabei Gefahr, als «unweiblich» wahrgenommen zu werden. Dann sind sie die mit «Haaren auf den Zähnen» oder werden als «Emanzen» beschimpft.
Wie eng Kapitalismus und Patriarchat miteinander verknüpft sind, verdeutlicht auch Franziska Schutzbach. Sie macht diese Nähe an der unbezahlten Sorgearbeit fest, die für das kapitalistische System profitabel ist, weil sie gratis verrichtet und gesellschaftlich abgewertet wird. Ausbeutung und Erschöpfung sind folglich die Basis unserer Wirtschaft.
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