Swiss muss bei US-Flügen Lebensmittel wegwerfen

Aktualisiert

Food-Waste Swiss muss bei US-Flügen Lebensmittel wegwerfen

Nach der Landung in den USA muss die Airline jeweils fast alle Lebensmittel wegwerfen. Davon profitieren die lokalen Dienstleister.

D. Benz/V. Blank
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D. Benz/V. Blank

Die Swiss hat ein Problem mit Food-Waste. Auf Flügen in die USA muss die Airline jeweils nach der Landung fast alle frischen Lebensmittel in den Müll werfen – egal, wie lange diese noch haltbar oder verpackt sind. So wollen es die US-Behörden. «Für unseren Flug bedeutet das, dass wir in Chicago heute eine erschreckende Menge qualitativ einwandfreier Lebensmittel wegwerfen werden», schreibt ein Pilot im Magazin «Rundschau» der Pilotenverbände Aeropers und SwissAlpa.

Eine Swiss-Sprecherin bestätigt gegenüber 20 Minuten, dass frische Früchte und Milchprodukte wie Käse, Milch, Kaffeerahm, Butter oder Joghurt entsorgt werden müssen. Für den Rückflug kann das Essen also nicht mehr verwendet werden. Ausgenommen sind etwa der teure Balik-Lachs, einige Backwaren in der First Class, ein paar Salatsaucen und Trockenfrüchte sowie Nüsse.

Hohe Bussen drohen

Grund für die Entsorgung sind die strengen Seuchengesetze in den USA. Das Land fürchtet sich vor Seuchen und Krankheitserregern, die mit dem Essen eingeschleppt werden könnten. «Diese Bestimmungen gelten nur für die USA. Eine Nichteinhaltung der Regelung hat hohe Strafzahlungen zur Folge», sagt die Sprecherin. Die Regeln würden für alle Airlines gelten, die die USA anfliegen.

Laut Swiss übernimmt der lokale Dienstleister die Entsorgung. Diesen müsse man entsprechend bezahlen. Wie viele Tonnen Lebensmittel pro Jahr im Müll landen, könne man nicht sagen, «da die US-Firma vor Ort nur zwischen Abfall nationaler und internationaler Flüge, beziehungsweise der Herkunft, unterscheidet, nicht aber nach Airline». Getränke würden grundsätzlich nicht entsorgt.

Gewinner sind lokale Dienstleister

Für den Rückflug muss die Airline das weggeworfene Essen vor Ort ersetzen. Die Gewinner des Wegwerfwahns sind demnach nicht nur die lokalen Entsorger, sondern auch die Caterer. Die Swiss-Sprecherin teilt mit: «Die Lebensmittel beziehen wir in den USA. Getränke hingegen können bereits für den Rückflug geladen werden, punktuell werden je nach Bedarf Softdrinks vor Ort nachbeladen.»

Laut Swiss hat man bei der Ausgestaltung der Bestimmungen in den USA kein Mitspracherecht. Dennoch will man die Lebensmittelberge im Müll reduzieren. Dafür nimmt die Airline eine passagierbezogene Beladung vor. «Darüber hinaus beziehen wir das Feedback unserer Besatzungen bezüglich Überbeladungen mit ein, um so die Mengenplanung kontinuierlich zu optimieren», so die Sprecherin.

Fragwürdige Regeln

Die International Air Transport Association (IATA) kritisiert dem Branchenmagazin zufolge das Vorgehen der lokalen Behörden. In einer eigenen Studie zeige der Verband auf, dass von diesen Lebensmitteln praktisch keine Gefahr ausgeht. Es gebe keinen Beweis dafür, dass jemals eine Krankheit oder Seuche über Catering-Produkte verbreitet worden sei. Die Behörden hätten daher ohne vorherige Risikobewertung ihre Massnahmen eingeführt.

Zudem sei das jetzige Vorgehen eigentlich mit mehr Risiken für die USA verbunden. Denn wird das Essen nach dem Flug vor Ort entsorgt, bleiben auch auch die vermeintlichen Erreger im Land. Dürfte man die Lebensmittel an Bord lassen und dann wiederverwenden, würde auch auch das Seuchenrisiko im Flugzeug bleiben und wieder nach Hause zurückkehren.

2,6 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll

Food-Waste ist in der Schweiz grundsätzlich verbreitet. Pro Jahr landen mehr als 2,6 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Davon könnten schätzungsweise rund zwei Drittel ohne Probleme noch gegessen werden.

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