«Fehlerquote ist hoch», Bund rügt die SBB

Aktualisiert

Nach Tod von Bruno R.«Fehlerquote ist hoch», Bund rügt die SBB

Weil der Einklemmschutz eines Wagen defekt war, starb Zugbegleiter Bruno R. Nun reagiert der Bund. Er kritisiert die Abläufe der SBB.

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Zugbegleiter Bruno R. (54) starb, als er bei der Abfahrt eines Interregios am 4. August in Baden AG in einer Türe eines Wagen vom Typ EW IV eingeklemmt wurde. Er wurde mehrere hundert Meter mitgeschleift. Ein erster Zwischenbericht der Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) zeigt: Der sogenannte Einklemmschutz, der die Türe wieder hätte öffnen sollen, war defekt. Dem Lokführer wurde zudem fälschlicherweise angezeigt, die Türen seien geschlossen.

Die Sust stellte nach dem Unfall fest, dass eine lose Verbindung bei einem Druckwellenschalter zur Folge hatte, dass der Einklemmschutz nicht funktionierte. Mehr noch: Das System an sich sei nicht zuverlässig, so die Sust. Weil Sensoren nicht bei allen Türen am gleichen Ort angebracht seien, könne der Einklemmschutz seine Funktion gar nicht sicherstellen. Die Sust fordert, dass die SBB das System durch ein zuverlässiges ersetzt. Zudem müsse es so angepasst werden, dass der Lokführer den korrekten Zustand der Türen sieht. Fast 500 Wagen des Typs hat die SBB im Einsatz.

Erste Massnahmen bis Ende Oktober

Nun reagiert das Bundesamt für Verkehr (BAV). Es verlangt von der SBB, Massnahmen zu ergreifen, um die sichere Funktionsweise der Türen zu gewährleisten. Die Anzeige im Führerstand müsse bis Ende Oktober so angepasst werden, dass sie den korrekten Zustand anzeige. Mittelfristig müsse die SBB die Türsteuerung ersetzen. Bis Ende Oktober muss die SBB aufzeigen, wie sie das umzusetzen gedenkt. Zudem ordnet das BAV ein «umfassendes externes Audit» zu den Prozessen rund um die Prozesse bei der Instandhaltung an.

Die SBB hat nach Bekanntwerden des Zwischenberichts der Sust am Mittwoch bekanntgegeben, sie arbeite bereits an Massnahmen. Die Wagen des Typ EW IV könnten weiter sicher betrieben werden. Alle Wagen des Typs würden einer zusätzlichen Kontrolle unterzogen, zudem sei der Abfertigungsprozess überprüft und mit den Sozialpartnern diskutiert worden.

«Hohe Fehlerquote»

Die Fehlerquote bei den Sonderkontrollen der SBB sei hoch, hält das BAV fest. Das lasse den Schluss zu, dass in den Prozessen und bei der Arbeitsausführung Lücken bestehen könnten. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass diese auch in anderen Bereichen als der Instandhaltung der Türen bestehen.

«Es stellt sich die Frage, warum die SBB diese Mängel nicht im Rahmen der ordentlichen Instandhaltung und Kontrollen entdeckt hat», schreibt das BAV. Es verlangt deshalb, dass die Organisation und Abläufe beim Fahrzeugunterhalt durch ein externes Unternehmen überprüft werden. Zudem muss die SBB überprüfen, ob bei vergleichbaren Flotten, etwa den Eurocity-Wagen, ähnliche Risiken bestehen.

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