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Der Pilot, der das rettende Maisfeld erreichte

Er wird sich dank seiner Flugkünste vielleicht bald eine Ehrenmedaille ans Revers klammern dürfen: der russische Pilot Damir Yusupov. Foto: PD

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Er fühle sich nicht als Held, sagte Damir Yusupov. Aber das sagen fast alle, wenn sie die Medien nach einer spektakulären Leistung im Glorienschein des Heldentums erstrahlen lassen. Der 41-jährige Yusupov und sein 23-jähriger Co-Pilot Georgy Murzin waren am Donnerstagmorgen vom Moskauer Flughafen Schukowski gestartet, Flug Ural Airlines 178, ein Airbus A321 mit 233 Personen an Bord. Ziel war die Stadt Simferopol auf der Halbinsel Krim.

Nach wenigen Minuten geriet die Maschine in einen Möwenschwarm, die Triebwerke sogen mehrere Tiere auf. Vogelschlag heisst das in der Aviatiksprache. Beide Triebwerke fielen aus, doch Yusupov gelang es, das antriebslose, vollgetankte Flugzeug in einem nahen Maisfeld notzulanden. 23 Personen wurden verletzt.

Passagiere haben die Notlandung gefilmt, Rütteln, plötzliche Dunkelheit, Schreie. Als der Pilot nach der Landung durch die Kabine schritt, hätten ihn alle bejubelt, berichtet eine Überlebende. Auf einem Video steht Yusupov mit einem Megafon in einer Kabinentür: «Folgt der Sonne, geht die Maisreihen entlang!», ruft er den Passagieren zu.

Und der Human-Touch-Faktor als vielleicht wichtigster Geburtshelfer des Heldenstatus fehlt auch nicht. Laut russischen Medien rief Yusupov noch vom Maisfeld aus seine Frau an. «Es ist alles in Ordnung, alle leben», habe der Vater zweier Kinder gesagt. Dann sei er in Tränen ausgebrochen.

Alle müssten sein Manöver können

Thomas Steffen ist Airbus-Captain und Mediensprecher von Aeropers, des Pilotenverbandes von Swiss und Edelweiss. Auf Anfrage sagt er: «Aufgrund der bekannt gewordenen Informationen haben die russischen Piloten eine einwandfreie Leistung vollbracht.»

Steffen findet es allerdings falsch, wenn Medien und Öffentlichkeit Piloten sofort glorifizieren. Denn es sei schon vorgekommen, dass der abschliessende Unfallbericht Pilotenfehler aufgedeckt und eine vermeintliche Glanzleistung nachträglich relativiert habe – wofür es aber in diesem Fall keine Indizien gebe.

Das äusserst seltene Ereignis eines beidseitigen Triebwerksausfalls werde im Flugsimulator geübt. «Grundsätzlich sollte jeder Pilot fähig sein, dasselbe zu tun wie Yusupov. Trotz des Schreckens in so kurzer Zeit die korrekten Entscheidungen zu treffen, ist aber nicht einfach», sagt Steffen. Der Russe habe richtigerweise sofort die Nase des Flugzeugs nach unten gedrückt, um zu verhindern, was eine Maschine unkontrolliert abstürzen lasse: den Strömungsabriss. Geholfen habe ihm auch das Glück – die Nähe des Maisfeldes, dessen weicher Boden, gute Sicht und günstige Witterung.

Er darf auf eine Ehrenmedaille hoffen

Damir Yusupov hat schon in seiner Kindheit vom Fliegen geträumt. Weil er den medizinischen Eignungstest für die Flugschule nicht bestand, studierte er zunächst Jus und arbeitete als Anwalt. Später klappte es doch noch mit seinem Lebenstraum.

Die Notlandung im Maisfeld erinnert an das Bravourstück des amerikanischen Piloten Chesley «Sully» Sullenberger, der 2009 in New York auf dem Hudson River notwasserte, nachdem Kanadagänse in die Triebwerke seines Airbus geraten waren. «Russischer Sully» nennen die Medien deshalb Yusupov. Die russische Regierung will ihm und seinem Co-Piloten eine Ehrenmedaille verleihen.