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Es schneit Plastik – auch in den Schweizer Bergen

Skifahren oberhalb von Zermatt: Nicht ohne Kunststoffabfall. (Keystone/Christian Beutler/13. Februar 2019)

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Wer eben noch in den Ferien am Meer gesessen hat und mit seinen Fingern durch den Sand geglitten ist, weiss es womöglich schon: Ein wesentlicher Teil der weltweiten Strände besteht mittlerweile aus Kunststoffabfall, der von UV-Strahlung, Wind und Wetter zu kleinsten Teilchen zerschmirgelt wurde.

Skifahrer dagegen dürfte die Nachricht überraschen, dass auch die weisse Unterlage ihrer Winterträume nicht mehr in Reinform vom Himmel rieselt. Tatsächlich schneit es in den Alpen wie auch anderswo bereits Mikroplastik.

Herausgefunden haben das Forscher des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven sowie des WSL-Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos. Die Teams haben für ihre Studien sowohl Schneeproben aus der Arktis, als auch aus Bayern, Bremen, Helgoland und den Schweizer Alpen im Labor untersucht. Die höchste Mikroplastik-Konzentration barg tatsächlich der Schnee, den die Wissenschaftler an einer Landstrasse in Bayern gesammelt hatten. Er enthielt mehr als 150'000 Kunststoffpartikel pro Liter. In der Arktis waren es bis zu 14'400. In Davos lag der Wert bei rund 2700 Partikeln pro Liter.

Je nach Region waren es unterschiedliche Arten von Kunststoff. An der Landstrasse wiesen die Wissenschaftler, die ihre Studie nun in der Zeitschrift «Science Advances» präsentierten, vor allem Kautschuk nach. Aus diesen bestehen etwa Autoreifen. In der Arktis und den Alpen waren es insbesondere Nitrilkautschuk, Acrylate und Lackteilchen. Nitrilkautschuk wird unter anderem für Schläuche und Dichtungen verwendet, weil er von Treibstoffen nicht angegriffen wird und grössere Temperaturschwankungen aushält.

Über weite Strecken transportiert

Das Bremerhavner Team hatte bereits 2016 ausführliche Untersuchungen an Eiskernproben aus dem nördlichen Polarkreis vorgenommen und zu ihrem Erstaunen auch dort Mikroplastik gefunden – zusätzlich zu den patches, zu Deutsch Müllflecken, die mit blossem Auge erkennbar im Eismeer herumschwimmen und von Strömungen in die Arktis getrieben werden.

Damals konnten sich die Wissenschaftler noch nicht erklären, wie es zu den grossen Ansammlungen der mikroskopisch kleinen Partikel im Eis gekommen war. Inzwischen wurde das Rätsel jedoch gelöst. Südfranzösische Forscher haben vor wenigen Monaten entdeckt, dass die winzigen Plastikteilchen sich nicht nur durch Wasser und Wind verbreiten, sondern auch in die Atmosphäre aufsteigen, die den Mikromüll über weite Strecken transportiert wie Pollen oder Saharastaub – weshalb er sogar in entlegenen Regionen wie den Pyrenäen zu finden ist.

Eine Atemmaske für Skifahrer?

Die Studie aus Deutschland und der Schweiz zeigt nun eindrücklich, dass die Verteilung von Mikroplastik nicht nur regional, sondern global und in allen räumlichen Dimensionen erfolgt – und dass die zuvor rätselhaften Mikroplastikfunde im Eis in der Arktis das Ergebnis eines jahrzehntelangen Ablagerungsprozesses durch Schneefälle sind. Zudem übersteigen die Konzentrationen alle bisher gemessenen Werte, weil die Forscher erstmals auch extrem kleine Partikel messen konnten, die offenbar einen grossen Teil des Mikroplastiks ausmachen.

Welche Konsequenzen die Allgegenwart der winzigen Kunststoffteilchen für die Ökosysteme und die menschliche Gesundheit hat, wird unterdessen noch erforscht. Vorsichtige Skifahrer könnten schon einmal darüber nachdenken, in der nächsten Saison nicht nur einen ordentlichen Helm zu tragen. Sondern auch eine feinporige Atemmaske.

(Mit Material von der SDA)