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Wenn Sänger «In Love» sind

Ja, sie lieben sich: Die polnische Sopranistin Aleksandra Kurzak und der französisch-italienische Tenor Roberto Alagna.

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«Puccini in Love» heisst die CD, und das ist natürlich falsch. Puccini ist nicht verliebt, sondern tot. Aber die beiden, die hier Puccini singen, die sind verliebt, unübersehbar: Mit verzückt geschlossenen Augen schmiegt sich die Sopranistin Aleksandra Kurzak auf dem Coverfoto an den männlich-ernst in die Kamera blickenden Tenor Roberto Alagna, ein Kleber kündigt «the ideal couple» an. «Hier! geht! es! um! Liebe!», schreit diese Aufmachung. Um grosse Liebe, um echte Liebe, auf der Bühne wie im Leben.

Und natürlich um die Vermarktung dieser Liebe, die durchaus ihren logistischen Sinn hat. Denn das Leben eines Sängerpaars ist kompliziert: sie an der Met, er in Wien, dann ein kurzes Treffen am Münchner Flughafen, bevor er nach Paris weiterreist und sie nach Barcelona – das funktioniert auf die Länge nicht. Erst recht nicht, wenn auch noch Kinder zu versorgen sind.

Hemmungslos oder diskret

Also lassen sich Paare gern als Paare engagieren. Das allerdings tun sie denkbar unterschiedlich: Hemmungslos die einen, diskret die anderen. Die Sopranistin Diana Damrau und der Bassbariton Nicolas Testé etwa singen oft am selben Haus, aber nicht immer im selben Werk. So könne man verhindern, dass man als Paket wahrgenommen werde, sagt Damrau, «da muss man ja schon aufpassen». Hilfreich ist auch, dass Testé kein Tenor ist: Als Opernliebespaar kommen die beiden deshalb nicht infrage; wenn sie doch mal zusammen auf der Bühne stehen, gibt Testé Damraus Vater oder einen Priester oder den Bösewicht. Jedenfalls niemanden, mit dem man das private Glück auch auf der Bühne ausstellen könnte.

Auch Anna Netrebko war einst mit einem Bassbariton liiert, mit Erwin Schrott, und bei ihren Arenakonzerten mussten sie Jonas Kaufmann als Liebhaber dazuholen, repertoirehalber. Inzwischen hat Netrebko aber den Tenor Yusif Eyvazov geheiratet, und auch sie präsentieren sich als «ideal couple». Die Saisoneröffnung an der Scala 2017 war ihre Feuertaufe, die erste gemeinsame CD hiess «Romanza»; seither sind sie fast nur noch im Doppel unterwegs.

Und sie sind zunehmend erfolgreich damit, jedenfalls setzt Eyvazov seine nicht besonders charismatische Stimme immer geschickter ein und macht im Schlepptau der Superstargattin eine respektable Karriere (alte Weisheit: Chancen kann nur nutzen, wer sie erhält). In London und Verona, Salzburg und Barcelona, Paris und Dresden sind Netrebko/Eyvazov in den kommenden Monaten als Bühnenliebespaar gebucht.

Das dürfte ein Rekord sein. Aber Alagna/Kurzak holen auf, zielsicher und publicitybewusst. Derzeit stehen sie als Otello und Desdemona auf der Pariser Bastille-Bühne, demnächst werden sie dort in «Don Carlos» weiter lieben und leiden. Auch in Wien haben sie den «Otello» schon gesungen, in Interviews haben sie damals erzählt, dass ihre kleine Tochter es gar nicht lustig finde, wenn der Papa die Mama umbringe; das Publikum mag diesen «Human Touch».

Und mehr wird kommen, garantiert. Denn Alagna hat Erfahrung mit ehelich-sängerischen Paketlösungen. Seine letzte Gattin war die Sopranistin Angela Gheorghiu, die beiden galten ebenfalls als Traumpaar, für Opernfans wie für Klatschmäuler. Kein anderes Opernduo hat sich öffentlich so innig geliebt und gezofft wie sie. Zwar machten sie auch einzeln Furore, mit ihren Stimmen und auch sonst; Gheorghius Allüren sind legendär, und Alagna wird immer in Erinnerung bleiben als jener Sänger, der nach Buhs mitten in der «Aida» von der Scala-Bühne stürmte. Aber zusammen waren sie unschlagbar, live, in den Schlagzeilen, auf CD. «Roberto and Angela Forever» hiess die letzte gemeinsame Aufnahme. Dann war es eben doch vorbei.

Passen die Stimmen?

Nun geht es also um «Roberto and Aleksandra». Kurzak ist noch nicht ganz so berühmt wie er (und auch noch nicht ganz so berühmt wie ihre Vorgängerin); und Alagna ist älter und auch etwas ruhiger geworden. Aber die Entschiedenheit, mit der sie Privatleben und Karriere promoten, ist kaum zu toppen. Zwar funktioniert nicht alles; den Bayreuther «Lohengrin» sagte Alagna im Juli 2018 kurzfristig ab, weil er den Text nicht konnte – obwohl er kurz zuvor verkündete hatte, Kurzak werde ihm helfen beim Lernen, «sie kann Deutsch».

Aber die Puccini-CD ist zustande gekommen, und sie wird ihren Zweck erfüllen. Zwar gibt es auch schwache Beiträge in der Aufnahme: Der Ausschnitt aus der «Tosca» etwa bringt einen als Track 1 schon fast wieder zum Abschalten. Die Stimmen wollen nicht so recht zueinanderpassen und zur Musik auch nicht; Kurzaks Sopran ist zu leicht, Alagnas Tenor zu schwerfällig dafür. Dass beide ein eher metallisches Timbre haben, macht die Sache zwar einheitlicher, aber auch nicht besser.

Aber danach gehts aufwärts. Kurzak ist eine reizende Mimì, auch sonst liegen ihr die mädchenhaften Figuren. Alagna findet immer wieder einen direkten Ton, der erfolgreich kompensiert, was ihm an Subtilität abgeht. Und manchmal, ja, da gelingen ihnen zusammen tatsächlich innige Momente.

Es sind zwar nicht mehr als bei anderen, unverliebten Opernpaaren. Aber klar: Der Unterhaltungswert ist hier grösser.

CD: Puccini In Love (Sony Classical)

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Inszenierung einer Idylle: Aleksandra Kurzak und Roberto Alagna singen einen Ausschnitt aus Puccinis «La fanciulla del West».