«Ich will wieder der normale Ueli sein»

 

Am Freitag hat Bundesrat Ueli Maurer seinen Rücktritt per Ende Jahr angekündigt. Einige seiner Aussagen an der Pressekonferenz findet Ihr in diesem Artikel.

 

Es sei nicht ein besonderes Ereignis, das ihn zum Rücktritt bewogen habe, sagte Ueli Maurer am Freitag . In den letzten anderthalb Jahren habe er aber gespürt, dass er noch viel Energie für etwas anderes habe. Aber so wirklich begründen könne er den Schritt eigentlich nicht.

 

Identität zurückgewinnen

 

Keine Rolle gespielt bei seinem Entscheid hätten allfällige Vorteile eines vorzeitigen Rücktritts im Hinblick auf die Gesamterneuerungswahlen des Bundesrates in einem Jahr. «Die SVP hat so oder so Anspruch auf mindestens zwei Sitze im Bundesrat.» Er habe einfach gerade jetzt Lust auf etwas Neues. Er habe mit seiner Partei auch keine Rücktrittsstrategie diskutiert im Vorfeld.

 

Er sei voll von Plänen, die ihm erlauben sollen, «einen Teil meiner persönlichen Identität wieder zurückzugewinnen und Nischen zu schaffen, um wieder der normale Ueli zu sein». Er habe biologisch ja nicht mehr allzu viel Zeit, um seine Lust auf Neues umzusetzen. Welche Pläne er konkret hat, wollte Maurer nicht preisgeben. Es werde etwas mit Sport zu tun zu haben, meinte er lediglich.

 

Er sei nun über vierzig Jahre in der Politik, die Arbeit fasziniere ihn immer noch jeden Tag, und sie erfülle ihn nach wie vor mit Begeisterung. Deshalb gehe er nicht nur mit einem lachenden, sondern auch mit einem weinenden Auge.

 

Selfies auf der Strasse

 

In den letzten drei Monaten seiner Amtszeit müsse er nun nicht mehr etwas Neues anfangen. Er blicke auf eine intensive Zeit zurück, die er genossen habe, sagte der abtretende Finanzminister. «Aber eben, es gibt noch anderes daneben», sagte er. Interviews wolle er am Freitag und auch später nicht geben, versicherte er den Journalistinnen und Journalisten.

 

Er habe keine Privatsphäre gehabt, sagte Maurer und sprach die zahlreichen Selfies an, die mit ihm auf der Berner Bahnhofstrasse gemacht würden. Seine ganze Familie, um die 20 bis 25 Personen, habe schon länger von seinen Rücktrittsabsichten gewusst, sagte Maurer auf eine Frage.

 

Lösungen im Bundesrat immer mitgetragen

 

Die Lösungen im Bundesrat habe er immer mitgetragen, sagte er, angesprochen auf das Kollegialitätsprinzip. Es gehöre zu ihm und auch zu seiner Partei, dass er Abweichungen habe, die etwas grösser seien, sagte der SVP-Magistrat.

 

Diskussionen über zusätzliche Ausgaben seien legitim für das Parlament, sagte Maurer auf eine weitere Frage. «Aber ich muss eine andere Rolle einnehmen und entsprechend Vorschläge machen, weil es meine Aufgabe ist, auf die Kasse aufzupassen», sagte Maurer. Die Finanzplanung brauche in den nächsten Wochen grosse Dialogfähigkeiten, sagte er. «Wir sitzen alle im gleichen Boot, und wir müssen Lösungen suchen.»

 

Nachfolger: Es muss der Beste sein

 

Bundesrat Ueli Maurer will sich aus der Nachfolgeregelung für seinen frei werdenden Sitz in der Landesregierung heraushalten. «Das ist Sache des Parlaments», sagte er auf die Frage einer Journalistin nach seinem Kronfavoriten. «Ich bin zu subjektiv.»

 

Woher sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin komme, spiele keine Rolle, sagte Maurer auf die Frage, ob er sich eine Zürcherin oder einen Zürcher wünsche. Vor fünfzig Jahren sei das vielleicht noch anders. «Es muss einfach der oder die Beste sein.»

 

«In der SVP sind meine besten Freunde»

 

In seiner Partei, der SVP, will der zurücktretende Bundesrat Ueli Maurer nicht mehr gross aktiv sein. Er habe sich aber als Bundesrat und Parteipräsident während Jahren ausschliesslich in der Partei bewegt. Bei der SVP seien daher seine besten Freunde, sagte Maurer. «Man hat miteinander gekämpft und wirklich tolle Erlebnisse gehabt.» Diese Freundschaften wolle er weiterhin pflegen.

 

«Ich bin wirklich mehr oder weniger Medienabstinenzler», sagte Maurer. Seine Kommunikationsabteilung informiere ihn, wenn etwas von Belang sei, und er informiere sich zudem morgens auf Teletext. Die Medien verträten eine Meinung, die er ablehne, oder aber sie berichteten nichts Neues. «Vielleicht sollte man eher ab und zu ein Buch lesen.»

 

Man müsse die Leute da abholen, wo sie seien, und nicht einfach etwas befehlen, berichtete Maurer über seine Erfahrung als «Kadi» bei der Armee. Der Elite gelinge es nicht immer, den Leuten zuzuhören und ihre Anliegen zu verstehen.

 

Dass er in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen sei, habe ihn geprägt, fuhr Maurer fest. Im Bernerhof, dem Sitz seines Departements, habe er fast den besten Kontakt mit den Putzfrauen. «Ich schätze diese Kontakte und habe auch keine Mühe damit.»

    Das Wetter heute in

    Umfrage

    Erster Schnitt bereits erfolgt?

    • Ja, bereits im März.:
      3.99%
    • Ja, in der ersten Aprilwoche.:
      13.12%
    • Ja, in der zweiten Aprilwoche.:
      31.95%
    • Nein, noch lange nicht.:
      13.84%
    • Nein, aber beim nächsten Schönwetter-Fenster.:
      37.09%

    Teilnehmer insgesamt: 701

    Zur Aktuellen Umfrage

    Bekanntschaften

    Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?