Kommentar «Chefsache»
Zu viel Polizei wegen neuen Playoffs im Fussball – Kritik der Politik ist richtig

Der Schweizer Meister in der Fussball Super League wird ab 2023/24 im umstrittenen Playoff-Modus erkoren. Die Paarungen werden somit jeweils erst wenige Tage im Voraus bekannt. Diese Kurzfristigkeit, gepaart mit dem Auftrag zur Wahrung der öffentlichen Sicherheit, binde zu viele Polizeiressourcen. Politiker der SP, Grünen, FDP und Mitte fordern darum per Vorstoss, dass es im Kanton Luzern für eine Bewilligung von Fussballspielen mindest 14 Tage Vorlaufzeit braucht. Damit würden Playoffs faktisch verunmöglicht.

Jérôme Martinu, Chefredaktor
Jérôme Martinu, Chefredaktor 5 Kommentare
Drucken
Polizisten sichern die Swisspor-Arena anlässlich des Meisterschaftsspiels FC Luzern gegen Grasshopper Zürich.

Polizisten sichern die Swisspor-Arena anlässlich des Meisterschaftsspiels FC Luzern gegen Grasshopper Zürich.

Bild: Keystone (Luzern, 12. Mai 2019)

Ein SP-Vorstoss birgt Zündstoff: Nationale Fussballspiele mit Publikum im Kanton Luzern sollen nur dann bewilligt werden, wenn die Paarungen mindestens zwei Wochen vorher bekannt sind. Hintergrund: Mit dem von der Liga beschlossenen Playoff-Modus für die Saison 2023/24 werden die Gegner erst wenige Tage vor Anpfiff bekannt. Dies, so die SP, würde die Polizei zur Bereitstellung riesiger Personalressourcen für die Wahrung der öffentlichen Sicherheit zwingen. Ressourcen, die schon heute bekanntlich nicht vorhanden sind, wie auch die kurzfristige Schliessung von 22 Polizeiposten zeigt.

Wissen muss man: Die Playoff-Einführung im Fussball ist hochgradig umstritten. Sie wird von einer grossen Mehrheit der Fans sowie wichtigen Klubs wie FC Luzern, YB und FC Zürich nicht goutiert. Ist der von FDP-, Mitte- und Grüne-Vertretern mitunterzeichnete Vorstoss also einfach populistisch? Jein.

Ja, die Forderung ist populistisch. Und zwar in dem Punkt, wo sie durchsichtigerweise darauf abzielt, die Playoffs zu verhindern. Den neuen Spielmodus indirekt über die behördlich-polizeiliche Bewilligungspraxis absägen zu wollen, das geht natürlich nicht.

Und nein, der Verstoss ist nicht populistisch, sondern richtig, konsequent und darum wertvoll. Es könne nicht sein, dass Luzern «aufgrund von kommerziell geleiteten Entscheiden von privaten Verbänden regelmässig gezwungen ist, Personal auf Vorrat zu planen oder kurzfristig von anderen Bereichen der öffentlichen Sicherheit abzuziehen». Dem gibt es nichts beizufügen. Die Polizeiressourcen und damit die öffentlichen Kassen werden wegen dem Fussball heute eh schon genug strapaziert. Und dies bloss wegen einer Minderheit von marodierenden Chaoten.

Auch der Bundesrat legt nun seine kritische Haltung offen, macht Druck auf kantonale Bewilligungsinstanzen und Klubs, indem er die Einführung personalisierter Tickets fordert. Zu lange schon scheut man sich vor den unabdingbaren Verschärfungen. Wenn sich Liga und Klubs schweizweit nicht endlich bewegen, wird genau das passieren, was sie nicht wollen: Sie werden von der Politik übersteuert.

5 Kommentare
Daniel Lötscher

Das Problem sind nicht die Fussball-Spiele an sich, auch nicht die Playoffs. Problem sind die idiotischen möchte gern Holligans alais Schnudderbuben, welche diesen Sport kaputt machen. Dem Verein und den wahren Fans schaden. Als Fussballfan und Familienvater besuche ich schon seit langem kein Spiel mehr mit meinen Kinder, weil es zu gefährlich ist! Schon zweimal erlebten wir in Luzern und Bern zwischen Polizei und Holligans eingekesselt zu werden, für die Kinder ein Schock. In Bern und Basel war ich mit Freunden Anhänger der Gegenmannschaften am Spiel und wurde beide male angegangen. Als Vergleich war ich in den USA an MLB, NBA und NFL Spielen, wo gegnerische Fans zusammen ein Spiel schauen. Ja es kommt auch zu Ausschreitungen, aber dann werden die Fans herausgepickt und abgeführt. Das ist möglich, weil es keine grosse Gruppierungen «Blöcke» wie bei uns gibt. Ja zu personalisierten Tickets. Ja auch zu allem was gegen die Gewalt an Spielen vorgeht. Auch ein nicht stattfinden der Spiele oder Spielabbruch ist mir recht, solange die Bubbis ausgerottet werden. Dem Modus die Schuld an allem zu geben ist falsch. Nur schon das Wort Hochrisiko-Spiel sagt schon alles. Wie tragisch, dass es soweit gekommen ist. Die Spitze des Eisbergs ist noch lange nicht in Sicht. Wann wird von allen Teilnehmenden an einem Strick gezogen, alles dagegen unternommen? Erst wenn es Tote an einem Spiel gibt? Man fragt sich, was muss noch geschehen.

thomas kläy

Was für ein Theater, 18 Monate vor den Playoffs, künstlich hochsterilisierte Probleme, wenn man keinen Plan hat und nicht organisieren kann, dann verbietet man es am besten oder man haltet anderen vor, sie haben versagt. Das ist eine typische SP Schiene und jetzt wird der Fussball missbraucht um sich ins Rampenlicht zu stellen. Ich weiss, was ich nicht wähle das nächste mal. Fussball ist ja so des Teufels Handwerk, aber 1.Mai Demos mit all den Kravallbrüdern und Schwestern das geht in Ordnung, wie auch Hausbesetzungen !!!! Man hat jetzt 18 Monate Zeit zum Planen, wer da überfordert ist, sollte sofort zurücktreten und Platz für fähige Leute machen. Danke