Stadt Luzern
Überraschung: Michael Zeier-Rast holt den letzten Sitz im katholischen Kirchenrat

Nach einem intensiven Wahlkampf schafft Mitte-Grossstadtrat Michael Zeier-Rast den Sprung in die Exekutive der katholischen Kirchgemeinde.

Simon Mathis
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Der frisch gewählte Michael Zeier-Rast.

Der frisch gewählte Michael Zeier-Rast.

Bild: Simon Mathis (Luzern, 8. Mai 2022)

Am Sonntagnachmittag wurde der letzte noch vakante Sitz im katholischen Kirchenrat der Stadt Luzern besetzt: Mit 823 Stimmen schaffte Grossstadtrat Michael Zeier-Rast (Die Mitte) im zweiten Wahlgang den Sprung in die Exekutive der Kirchgemeinde. Er setzte sich gegen drei Konkurrenten durch:

2565 gültige Stimmzettel wurden eingelegt. Das ergibt eine Wahlbeteiligung von 11,1 Prozent. Im ersten Wahlgang am 3. April betrug die Beteiligung 13 Prozent. Dort wurden drei Personen gewählt. Aufgrund des damaligen Resultats galten Christian Brantschen und Arun Fabian Pfaff eher als Favoriten für den zweiten Wahlgang, zumal Brantschen die Pfarreiratspräsidierenden hinter sich hatte.

Aus kontroversen Debatten herausgehalten

«Mir war klar, dass die Ausgangslage beim zweiten Wahlgang eine völlig andere sein wird als beim ersten», sagt der sichtlich erfreute Zeier-Rast gleich nach der Wahl. «Dass das Resultat so ausfällt, habe ich aber schon nicht erwartet.»

Jetzt ist der Kirchenrat komplett. Von links nach rechts: Thomas Lang, Susanna Bertschmann-Schmid, Michael Zeier-Rast, Stephanie Plersch Jurt und André Bachmann.

Jetzt ist der Kirchenrat komplett. Von links nach rechts: Thomas Lang, Susanna Bertschmann-Schmid, Michael Zeier-Rast, Stephanie Plersch Jurt und André Bachmann.

Bild: Simon Mathis (Luzern, 8. Mai 2022)

Der gesamte Wahlkampf war geprägt durch Differenzen der Gruppierungen «Aufwind» und «Kraftvoll». Die Erstgenannte wollte sich für mehr politischen Aktivismus in der Kirche einsetzen, während die Zweitere für einen eher beständigen Kurs stand. Hat Zeier-Rast, der sich in dieser Debatte vornehm zurückhielt, von der Polarisierung profitiert? «Ich kann nicht für die Wählerschaft reden», sagt er dazu. Von seinem Hintergrund her sei er aber sicherlich ein «valabler Kandidat» gewesen. Zeier-Rast ist in der Stadtluzerner Kirche bestens bekannt. Während des Wahlkampfes sagte er:

«Ich war in der Kirche schon alles – ausser Schmutzli und Kirchenrat.»

Gleichwohl trat er als Einzelkämpfer auf. Als Einziger der Gewählten wurde er nicht von den Pfarreiratspräsidierenden vorgeschlagen. Zeier-Rast betont: «Wir haben mit unserer Wahl alle den Auftrag gefasst, die katholische Kirche vorwärtszubringen. Ich sehe mich vor allem als Dienenden für diese Sache.»

Frye sieht sich als Vertreter der «schweigenden Mehrheit»

Der Zweitplatzierte Christian Brantschen sagt, er empfinde vor allem Erleichterung darüber, dass die Anspannung des intensiven Wahlkampfes weggefallen sei. «Schön wäre eine Wahl aber schon gewesen.» Arun Fabian Pfaff, der im ersten Wahlgang noch vor Zeier-Rast und Brantschen lag, zeigt sich zufrieden: «Dafür, dass ich erst 27 bin und keinen Namen habe, habe ich mich gut geschlagen.»

Urban Frye ist wie beim ersten Wahlgang auf dem letzten Platz gelandet, konnte aber den Abstand verringern: Mit 537 Stimmen liegt er nur ganz knapp hinter Pfaff. Frye stört sich vor allem an der Wahlbeteiligung: «Knapp 90 Prozent der Leute, die noch in der Kirche sind, haben sich im Engagement bereits verabschiedet.» Das sei bedauerlich, so der Grünen-Kantonsrat.

«Ich glaube, dass diese 90 Prozent kurz davor sind, aus der Kirche auszutreten. Ich sehe mich als Vertreter dieser grossen, schweigenden Mehrheit.»

So ist der neue Kirchenrat zusammengesetzt:

  • Susanna Bertschmann-Schmid (bisher)
  • Stephanie Plersch Jurt (neu)
  • André Bachmann (neu)
  • Michael Zeier-Rast (neu)
  • Thomas Lang (bisher), als Pastoralraumleiter der Stadt Luzern von Amtes wegen im Kirchenrat