Kriens
Wegen Sparmassnahmen bei Betreuungsgutscheinen: Einige Eltern können sich die Kita nicht mehr leisten

Weil die Stadt Kriens die Beiträge gekürzt hat, müssen Betroffene teils die Berufstätigkeit reduzieren oder aufgeben. Bei den Kitas dagegen ist kaum ein Nachfrage-Rückgang spürbar.

Stefan Dähler
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Es ist bekannt: Die Stadt Kriens muss sparen. Das trifft unter anderem die Kinderbetreuung. Für viel Wirbel sorgte die Erhöhung der Elterntarife für die Tagesstrukturen oder die Streichung des Ferienhorts. Weniger hitzig diskutiert wurden Kürzungen bei den Betreuungsgutscheinen für Eltern mit Kindern an Kindertagesstätten (Kitas).

Weil Krienser Eltern weniger Betreuungsgutscheine erhalten, wird die Kita für sie teurer.

Weil Krienser Eltern weniger Betreuungsgutscheine erhalten, wird die Kita für sie teurer.

Symbolbild: Gaetan Bally/Keystone

Doch auch diese haben Auswirkungen auf Familien, wie dem kürzlich veröffentlichten Jahresbericht zu entnehmen ist. 2019 bezogen noch deren 217 Betreuungsgutscheine, 2020 waren es 170, 2021 sank die Zahl auf 131. «Aufgrund der gekürzten Beiträge können sich Familien oder Alleinerziehende einen Kita-Platz nicht mehr leisten», schreibt der Stadtrat. Betroffene mussten die Berufstätigkeit reduzieren, aufgeben oder eine andere Betreuungslösung suchen. Dies hätten Abklärungen bei der Bearbeitung der Gesuche gezeigt.

Mittelstandsfamilien haben Anspruch auf Gelder verloren

Konkret wurde die Einkommensobergrenze für Kinder bis 18 Monate von 100’000 auf 75’000 Franken gesenkt, jene für Kinder ab 18 Monaten von 92’000 auf 75’000 Franken. Dadurch seien «etliche Familien aus der Mittelschicht nicht mehr anspruchsberechtigt». Weiter wurden die Beiträge in zwei Schritten gesenkt. Insgesamt haben die Ausgaben der Stadt für Betreuungsgutscheine von 819’000 Franken im Jahr 2019 auf rund 550’000 Franken im letzten Jahr abgenommen.

Wird Kriens für Familien unattraktiv? «Kriens bietet durch die spannungsreiche Vielfalt mit Stadtleben am Pilatus nach wie vor sehr attraktiven Lebensraum», sagt Bildungsvorsteher Marco Frauenknecht (SVP). Das zeige auch die zunehmende Einwohnerzahl, die 2021 erstmals über 28’500 gestiegen ist. Doch: «Der Stadtrat ist sich bewusst, dass ein gewisser Widerspruch besteht zu vielen anderen Bestrebungen, auch für Familien attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen», so Frauenknecht:

«In der aktuellen finanzpolitischen Situation sind wir aber gezwungen, auch unpopuläre Schritte einzuleiten und da und dort Kosten einzusparen durch einen Verzicht auf bisher freiwillig erbrachte Leistungen.»

Er weist darauf hin, dass längst nicht alle Luzerner Gemeinden Betreuungsgutscheine anbieten. Dazu gehören etwa die Krienser Nachbargemeinden Schwarzenberg und Malters, wobei Letztere am 15. Mai über die Einführung abstimmt. Ein Blick auf die anderen grossen Agglomerationsgemeinden zeigt, dass in Ebikon die Einkommensobergrenze und die Beiträge etwas höher, insgesamt aber vergleichbar sind mit jenen in Kriens. In Emmen, Horw und Luzern erhalten Eltern deutlich mehr.

In Kriens sind keine weiteren Kürzungen oder eine Wiedererhöhung der Betreuungsgutscheine vorgesehen. «Sollte sich jedoch die finanzielle Lage der Stadt in den kommenden Jahren entspannen, sind Verbesserungen bei den Betreuungsgutscheinen denkbar und gewünscht», sagt Frauenknecht. Schneller könnte es bei den Tagesstrukturen gehen: Im Rahmen des Budgetprozesses 2023 soll geprüft werden, ob eine Tarifreduktion oder die Wiederaufnahme des Ferienhortangebotes möglich sind. Man habe einige Abmeldungen verzeichnet, «was wir bedauern».

Kitas verzeichnen kaum Abmeldungen

Apropos Abmeldungen: Solche haben die Kitas aufgrund der Betreuungsgutschein-Kürzungen kaum verzeichnet, heisst es auf Anfrage bei Märlischloss, Small Foot, Stärnschnuppe und Chinderhuus. «Es ist aber denkbar, dass sich das noch ändert», sagt Chinderhuus-Leiterin Simone Gautschi. Grundsätzlich sei die Auslastung sehr hoch, man müsse teils auch Eltern absagen. Darum wird das Chinderhuus ab Januar zusätzliche Räume mieten.

Stärnschnuppe-Co-Leiterin Patrizia Gübeli sagt, man kriege durch Gespräche mit Eltern mit, «dass für sie die finanzielle Belastung gestiegen ist. Doch sie sind auf die Betreuung angewiesen und können nicht einfach auf diese verzichten.» Spürbar sei die Streichung des Ferienhorts: «Wir haben deutlich mehr Anfragen für die Ferienzeit von Eltern, die deswegen unter Druck geraten sind», sagt Gübeli. Für sie ist klar:

«Die Stadt Kriens spart am falschen Ort.»

Auch Small-Foot-Co-Geschäftsführer Fabian Haindl spürt «die Unzufriedenheit der Leute mit der Krienser Politik». Weiter stelle man fest, dass die Zahlungsmoral durch die zusätzlichen Belastungen nicht besser wird.

Mehrkosten bei der Sozialhilfe als Folge?

Eine weitere Erklärung für die ausbleibenden Abmeldungen könnte sein, dass die Sozialhilfe bei Bedarf für Fremdbetreuungskosten aufkommen kann, heisst es seitens Kita-Betreibender. Sozialvorsteher Cla Büchi (SP) bestätigt dies. «Wenn an einem Ort etwas eingespart oder verändert wird, hat dies in der Regel Auswirkungen auf andere Bereiche.» Wie viele zusätzliche Sozialhilfe-Ausgaben aufgrund der Betreuungsgutschein-Kürzungen angefallen sind, kann die Stadt aber nicht beziffern.