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Ohne grosses Eishockey-KnowhowWie China sich ein Olympiateam bastelte

Eishockey für China: Die Red-Star-Kunlun-Verteidiger Zach Yuen (links) und Mikael Tam während der chinesischen Hymne vor einem Auswärtsspiel in Moskau gegen Spartak.

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Vor gut einem Monat war es noch nicht einmal gesichert, dass Chinas Männerteam beim Eishockeyturnier dabei sein würde. Norwegen stand als Ersatz bereit. Der Ausrichter der Winterspiele fürchtete wie auch der internationale Eishockeyverband IIHF, dass die Sportart mit China zu sehr im Fokus stehen würde. Allerdings nicht aus den erhofften Gründen die chinesische Auswahl würde nicht nur alle Spiele verlieren, sondern auch noch mit Resultaten aufwarten, die man auf höchstem Level nur noch aus Geschichtsbüchern kennt.

Das damalige Horrorszenario: Die Chinesen, die in ihrer Gruppe mit Kanada und den USA ausgerechnet auf die zwei grössten Favoriten treffen, die 0:15 unterliegen. Oder 0:30. Das schien nicht unmöglich. Einerseits, weil Chinas Nationalteam die Weltnummer 32 ist und an der letztmals ausgetragenen WM 2019 auf dritthöchster Stufe dem Abstieg dank eines Sieges gegen Belgien entging, zuvor aber Serbien, Kroatien, Australien und Spanien unterlag.

Andererseits, weil man lange davon ausging, dass die NHL-Spieler bei Olympia dabei sein würden. Das wäre also gewesen, als würde man im Fussball eine Weltauswahl mit Messi, Neymar und Co. auf einen Quartierverein loslassen. Letzten Dezember entschied aber die weltbeste Eishockeyliga, ihre Spieler wegen Terminchaos nach zu vielen Corona-bedingten Spielverschiebungen nicht nach China zu schicken.

China dürfte identisch mit Kunlun Red Stars Team sein

Ohne NHL-Beteiligung werden Chinas Gegner nun deutlich weniger stark sein, gerade die USA und Kanada trifft die Absage hart. Und gleichzeitig wird die chinesische Auswahl nicht so schwach sein. Weil «echte» Chinesen die Ausnahme bilden werden im Team, das nichts mit der letzten WM-Mannschaft zu tun haben wird. Das offizielle Aufgebot steht noch aus, aber es dürfte sich mehr oder weniger 1:1 um das Clubteam Kunlun Red Star handeln. Dieses nimmt seit 2016 an der russischen KHL-Meisterschaft teil, wäre eigentlich in Peking beheimatet, trägt aber wegen Corona seit bald zwei Jahren ihre Heimspiele im Moskauer Vorort Mytischtschi aus. Knapp 500 Leute schauen normalerweise zu.

Ein in der Schweiz bekannter Coach: Red Star Kunlun wird vom früheren Lugano-Trainer Ivano Zanatta (hinten links) betreut.

Nur im ersten Jahr schaffte Red Star das KHL-Playoff, seither wurde die Mannschaft stetig schwächer. Doch noch nie war sie so schlecht wie in der aktuellen Saison, also ausgerechnet in jenem Jahr, in dem sie erstmals mehr oder weniger als Synonym für das chinesische Nationalteam steht. Das letztklassierte KHL-Team verlor, bevor am 12. Januar die KHL-Meisterschaft wegen Corona unterbrochen wurde, 14-mal in Serie. Aber: Es waren durchwegs Niederlagen mit normalen Eishockey-Resultaten, vier darunter gar erst in der Overtime.

Bevor sie ihren Segen gab, schaute sich eine IIHF-Delegation zwei Spiele der Red Stars vor Ort an. Bedenken hatte sie übrigens ursprünglich nicht nur sportliche, sondern auch sicherheitstechnische. Nicht nur Gedanken an ein 0:30 liess sie erschaudern, sondern auch solche an ein Duell «NHL-Superstars gegen chinesische Amateure».

China sollte es also schaffen, bei Olympia am prestigeträchtigen Eishockeyturnier das Gesicht einigermassen zu wahren.

Diese Bedenken gibt es nun nicht mehr, das chinesische Männerteam wird bei seiner ersten Olympiateilnahme vom Niveau her also ein biederes KHL-Team sein. Die KHL gilt hinter der NHL aber immerhin als weltweit zweitstärkste Eishockeyliga.

Chinas Team wird geprägt sein von mehr als einem Dutzend eingebürgerten Nordamerikanern mit teilweise etwas NHL-Erfahrung, rund die Hälfte davon hat chinesische Vorfahren. Spieler wie Ryan Sproul, die Foo-Brüder Parker und Spencer, Cliff Pu (ein Teamkollege des Berners Vincent Praplan in dessen AHL-Jahr) und vor allem Captain Brandon Yip dürften auch manchen Eishockeyfans in der Schweiz ein Begriff sein.

China sollte es also schaffen, bei Olympia am prestigeträchtigen Eishockeyturnier das Gesicht einigermassen zu wahren. Dass diese zusammengewürfelte Truppe kaum Nachhaltiges zur Förderung des Eishockeysports in China beiträgt, ist eine andere Geschichte. Denn geplant war ursprünglich alles anders. China investierte Unmengen an Geld in diverse Projekte, um Unmögliches möglich zu machen. Innert gut fünf Jahren von null auf hundert dem Land Eishockey-Kultur einzuimpfen und ein «richtiges» chinesisches Team auf die Beine zu stellen.

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Dazu gehörten diverse Nebenprojekte. Wie jenes 2019, als in der dritthöchsten tschechischen Liga die Mannschaft «China Golden Dragon» (wie sonst hätte sie heissen sollen …?) teilnahm. Eine Truppe mit 26 vorwiegend jungen Chinesen, verstärkt von 6 Tschechen, instruiert von einem tschechischen Trainerteam. Sie gewann in 42 Spielen einen einzigen Punktmit 76:406 Toren

Und natürlich das Projekt ein Jahr zuvor, als in Magglingen 46 Chinesen zwischen 18 und 23 unter der Leitung der Schweizer Hockey-Legende Köbi Kölliker trainierten. Sie verloren Testspiele gegen Schweizer Zweit- und Viertligisten. Kölliker coachte gleichzeitig auch Chinas U-20-Auswahl. Aus jener Mannschaft stehen heute zwei Spieler im erweiterten Kader Red Star Kunlun und damit wahrscheinlich auch in der Olympiaauswahl: Verteidiger Ruinan Yan und Stürmer Jianing Guo – das tönt doch immerhin Chinesisch.

«Wir wollen den Respekt der restlichen Welt gewinnen. Das ist bereits viel.»

Ivano Zanatta, Cheftrainer Red Star Kunlun und Chinas Olympiateam

Das Grossprojekt Red Star Kunlun startete 2016 nicht zuletzt auch im Hinblick auf 2022. Zwar war da noch nicht fix eingeplant, dass die KHL-Mannschaft einst identisch mit der chinesischen Auswahl sein würde, es sollte vielmehr der Rekrutierung für potenzielle Olympiakandidaten dienen. Doch ständige personelle Wechsel auf und neben dem Eis sorgten dafür, dass das Team in der KHL nicht wirklich vorwärtskam.

Das Schnellprojekt «Wir basteln uns eine Eishockey-Kultur» war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, normalerweise würde das wohl gut 20 Jahre dauern. Also drehten die Chinesen den Spiess nun um. Statt von Grund auf etwas aufzubauen, wurde eine fertige Mannschaft aus aller Welt zusammengewürfelt. Die Regel, dass in China doppelte Staatsangehörigkeiten nicht anerkannt sind, dürfte für Olympia wohl gelockert werden. Erfüllen müssen die Spieler zudem dies: in den letzten drei Jahren kein WM-Turnier für ein anderes Land absolviert haben sowie mindestens seit zwei Jahren Teil eines nationalen Clubteams sein.

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Und weil das so schön in diese Geschichte passt, gab es zuletzt auch ein bisschen Geheimniskrämerei. Pressetermine mit Spielern und Trainern begannen jeweils mit der Aufforderung, jeweils nur über die KHL-Spiele, nicht aber über Olympia zu reden. Chefcoach ist übrigens der in der Schweiz bekannte Italokanadier Ivano Zanatta. Der 61-jährige frühere Lugano-Trainer und Ambri-Manager äusserte sich kürzlich immerhin zu den sportlichen Olympiazielen seiner Mannschaft: «Den Respekt der restlichen Welt zu gewinnen. Das ist bereits viel.»

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