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Ungeimpfte Patrizia Kummer21 Tage in Olympia-Quarantäne – so geht es der Snowboarderin

Kraft- und Balancetraining im Hotelzimmer: Patrizia Kummer (34) in Peking in Quarantäne.

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Es ist halb sechs Uhr abends in Peking. Bei Patrizia Kummer klopft es an der Hotelzimmertür. Sie sagt: «Moment bitte, ich muss das Essen reinholen.»

Seit acht Tagen befindet sich die 34-jährige Walliser Snowboarderin in China. Die Olympiasiegerin von 2014 im Parallel-Riesenslalom ist ungeimpft und musste deshalb in Quarantäne. In einem chinesischen Hotel, für 21 Tage – weltweit ist von niemandem bekannt, dass er sich ebenfalls für diesen beschwerlichen Weg entschieden hätte, um an Olympia teilnehmen zu können.

Kummer ist deswegen mit Interviewanfragen überhäuft worden, beim Gruppen-Chat sind auch ausländische Medien dabei. Das Essen muss jetzt warten.

Warum lässt sie sich nicht impfen?

Patrizia Kummer sagt, das seien persönliche Gründe. Sie ist «nicht per se gegen das Impfen», hat sich auch schon gegen Grippe geimpft. Über den Beweggrund will sie aber nicht sprechen, «niemand muss sich rechtfertigen. Ich erwarte, dass man respektvoll miteinander umgeht und dass man die Regeln einhält.»

Dass sie einen einsamen Weg geht, weiss sie, «viele sagten sich wohl, der Job geht vor. Ich sage: Mein Körper geht vor.» Sie diskutiere nicht mit anderen Leuten über die Impfung, auch nicht im Snowboard-Team. Und auch nicht in der Familie. «Als mich meine Mutter fragte, ob sie und mein Vater sich impfen lassen sollten, sagte ich ihnen, dass das nicht meine Entscheidung sei. Dass ich mich doch nicht in sie hineinversetzen kann», erzählt sie. Sie glaube, dass sie so Erfolg haben könne, «meine grosse Stärke ist, dass ich zu mir gestanden bin».

Die Olympiasiegerin von 2014 glaubt, dass sie auch auf diesem Weg Erfolg haben kann.

Die Quarantäne bezahlt sie selber

Als klar wurde, dass in Quarantäne muss, wer nicht geimpft ist, begann für sie eine «harte» Zeit. «Wir waren fünf Fahrerinnen für vier Plätze, ich wusste, dass ich mindestens das letzte Weltcuprennen verpassen würde, wenn ich 21 Tage in Quarantäne muss.» Nochmals habe sie hinterfragt, ob sich der Aufwand lohne, habe mit Swiss-Ski und Swiss Olympic diskutiert, «zeitlich war der Druck gross. Aber ich fand ja, es lohnt sich.» Am Dienstag, dem sechsten Tag nach der Ankunft in Peking, hat Patrizia Kummer erfahren, dass sie für das Rennen am 8. Februar selektioniert ist. Mit dem anderen Fall hat sie sich nicht beschäftigt. «Ich verschwende keine Energie für solches.»

Erwartet hat sie nach der Landung in Peking offenbar niemand. «Man fragte mich, wohin ich müsste», sie lacht, sie habe zu verstehen gegeben, dass sie das auch nicht wisse. Nach einer halben Stunde habe man herausgefunden, welches Hotel das Quarantäne-Hotel sei.

Für diese Kosten kommt sie selber auf, den Flug übernimmt nun, da sie selektioniert ist, nachträglich Swiss Olympic. Dass sich die Chinesen «sehr Mühe» geben im Kampf gegen das Virus, hat sie schon beim Hinflug gemerkt. So wurde sie im Flugzeug zweimal geweckt, um die Temperatur zu messen und die Maske zu wechseln. Im Hotel bitten sie zweimal pro Tag um die Temperatur – dabei tragen alle Schutzanzüge, oder wie Kummer sagt «Mondanzüge». «Ich finde die ganze Situation nicht schwierig, sondern interessant. Für mich ist es wie ein Abenteuer.»

Das Fenster und mitgebrachte Fitnessgeräte

Mit Kakerlaken-Bildern, wie der deutsche Rodler Tobias Arlt im Dezember die Sportwelt schockte, wartet Patrizia Kummer nicht auf. Im Gegenteil. Sie lebt drei Wochen in einem geräumigen Zimmer einer westlichen Hotelkette. Sie hat sich «die über 25 Quadratmeter» in verschiedene Bereiche aufgeteilt: Schlafen, Wohnen, Trainieren, Arbeiten. Und ganz wichtig für sie, die sich als Sportjunkie bezeichnet und sich am liebsten in der Natur bewegt: Das Fenster lässt sich öffnen. «Darum bin ich sehr froh – auch weil sie mit viel Knoblauch kochen.» Sie lacht.

Patrizia Kummer hat das Zimmer so umgestellt, dass die vier Bereiche Schlafen, Wohnen, Training und Arbeiten entstanden sind.

Im Hintergrund ist ein Hometrainer zu sehen, «dieses Velo wurde mir hineingestellt. Ich bin froh darum – wegen der Ausdauer.» Zur Verfügung stehen auch Kurzhanteln, selber mitgebracht hat sie kleinere Fitnessgeräte wie Springseil, Matte, Koordinationsleiter oder Jonglierbälle.

Mental keinerlei Schwierigkeiten

Wie viele Athleten sich einen dreiwöchigen Rückzug in ein einziges Zimmer und auf sich selbst zutrauen würden, ist schwer zu sagen. Dass ihn Patrizia Kummer meistern wird, scheint ohne Zweifel. Eines ihrer Lebensmottos ist: «Life begins at the end of your comfort zone», das Leben beginnt dort, wo du deine Komfortzone verlässt.

Von aussen betrachtet hat sie diese mit ihrem Entscheid verlassen, doch sie sagt: «Ich wusste, auf was ich mich einlasse, mental geht es mir echt gut.» Und sie weiss, dass sich das auch in den nächsten zwei Wochen nicht ändern wird. «Ich bin ein äusserst positiver Mensch. Gedanken, dass es mich in der dritten Woche einholt, gibt es bei mir nicht.» Die Frau kennt sich sehr gut, sie spricht bei solch negativen Gedanken von der «sich selbst erfüllenden Prophezeiung», einem Vorgang aus ihrem Spezialgebiet: Patrizia Kummer hat nach ihrem Psychologie-Studium einen Master in Neuro- und Entwicklungspsychologie gemacht.

Das Café bewirtschaften und den Umbau organisieren

Am Morgen nach dem Frühstück trainiert sie, «die grösseren und intensiveren Einheiten». Gegen Mittag wird ihr das Mittagessen gebracht, chinesisches Essen, das sie sehr gern habe. Am Nachmittag folgen leichtere Trainings und auch Yoga, «und zwischendurch arbeite ich», sagt sie und beginnt aufzuzählen. An bisher zwei Tagen folgte sie einer Online-Ausbildung in chinesischer Medizin, kümmerte sich um ihr Bed & Breakfast und Café Hängebrigga, das sie in ihrem Elternhaus in Mühlebach VS betreibt. Und organisierte auch noch Dinge für den Umbau eines alten Hauses, das sie gekauft hat.

Ihr Leben ist also viel mehr als Snowboarden. Sie wünscht sich, dass sie nun, nach diesem Medientermin, «zur Ruhe findet». Es bleiben zwei Wochen, bis das Team eintrifft. Es wird der Tag sein, an dem sie die Quarantäne verlassen und aufs Board wechseln kann. «Mein Vorteil ist, dass ich keinen Jetlag habe, und an den Schnee müssen sich hier alle gewöhnen.»

Eine knappe Stunde ist vergangen, sie verabschiedet sich. Das Nachtessen ist kalt geworden.

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