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Präsidentschaftswahl in KolumbienEx-Geisel will Staatschefin werden

«Ich kämpfe für die Rechte der 51 Millionen Kolumbianer, die keine Gerechtigkeit finden»: Ingrid Betancourt kündigt ihre Kandidatur für die Präsidentschaft an.

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Es ist vor allem ein Satz, der von ihrem Auftritt in Bogotá in Erinnerung bleibt. «Ich bin heute hier, um das zu beenden, was ich angefangen habe», sagte Ingrid Betancourt mit fester Stimme und herausforderndem Blick. Die Medienkonferenz, die die 60-Jährige am Dienstag gehalten hat, dominiert die Nachrichten in Kolumbien: Betancourt steigt ins Rennen um die Präsidentschaft ein, im Mai will sie die erste Staatschefin in der Geschichte des Landes werden.

Betancourt ist Vorsitzende der kleinen Umweltpartei Verde Oxigeno («Grüner Sauerstoff»). Sie bewirbt sich für die «Koalition der Hoffnung», ein Mitte-Bündnis.

Um die Bedeutung dieser Bewerbung zu verstehen, muss man 20 Jahre zurückgehen. 2002 kandierte Betancourt schon einmal für die Präsidentschaft. Es waren dunkle Zeiten, in Kolumbien herrschte Bürgerkrieg. Auf einer Wahlkampfreise wurde die damals 40-jährige Politikerin von Rebellen der marxistischen Farc-Guerilla entführt und in den Dschungel verschleppt. Erst nach sechseinhalb Jahren in Geiselhaft kam sie frei.

Kampf gegen Korruption

Die Franko-Kolumbianerin zog sich daraufhin aus der Politik zurück und ging nach Frankreich, wo sie unter anderem Bücher schrieb. Sie unterstützte öffentlich den Friedensprozess mit ihren Entführern, 2017 legten die Farc offiziell die Waffen nieder. Inzwischen hat sich die Farc in eine Partei umgewandelt. Allerdings sind weiterhin bewaffnete Ex-Mitglieder der Farc und anderer Gruppen in dem südamerikanischen Land aktiv. (Lesen Sie zum Thema den Artikel «Guerilla entschuldigt sich für Entführungen».)

Trotz des Friedensprozesses leidet Kolumbien noch immer unter ähnlichen Problemen wie vor 20 Jahren. Die Mordraten sind hoch, im Dschungel marodieren Überbleibsel linker Guerillas und paramilitärischer Banden. Die soziale Ungleichheit ist immens, ebenso wie die Korruption.

Die Korruption wollte Betancourt schon durch ihre Präsidentschaftskandidatur vor 20 Jahren bekämpfen. Auch deshalb sagte sie am Dienstag, sie wolle beenden, was sie angefangen habe. «Ich kämpfe für die Rechte der 51 Millionen Kolumbianer, die keine Gerechtigkeit finden, weil wir in einem System leben, das Kriminelle belohnt.» Betancourt erklärte, sie werde sich dafür einsetzen, dass korrupte Politiker nicht länger straffrei ausgehen und die wirtschaftlichen Ungleichheiten beseitigt werden, die Kolumbien seit langem zusetzen.

Über sechs Jahre in Gefangenschaft der Farc-Rebellen: Ingrid Betancourt als Geisel in einer Aufnahme von 2007.

Schwer zu beurteilen ist derzeit noch, wie Betancourts Chancen stehen. Die 60-Jährige geniesst als Bekämpferin der Korruption eine hohe Glaubwürdigkeit und zählt zu den bekanntesten Persönlichkeiten des Landes. Ein weiterer Vorteil: Sie ist eine Frau. Die meisten anderen Bewerber sind Männer, und so verwundert es nicht, dass Betancourt ankündigte, einen Schwerpunkt ihres Wahlkampfs auf Geschlechtergerechtigkeit zu legen.

Negativ ausgelegt wird ihr allerdings, dass sie lange Zeit nicht in Kolumbien gelebt hat. Das zeigen bereits einige Kommentare in den sozialen Netzwerken: «Sie war so lange in Frankreich, sie weiss gar nicht, welche Probleme wir haben», schrieb etwa ein Nutzer auf Youtube.

Vorwahlen im März

Um von der Bewerberin zur offiziellen Kandidatin zu werden, muss Betancourt nun bei den Vorwahlen im März noch einige Konkurrenten besiegen. Sie bewirbt sich für das Mitte-Bündnis «Koalition der Hoffnung», für das neben ihr noch einige andere hochrangige Politiker kandidieren wollen. Betancourt sagte an ihrer Medienkonferenz, sie könne die Menschen anders ansprechen. «Ich habe Kolumbien auf eine andere Art und Weise im Herzen, weil ich einen schweren Weg hatte, aber auch Hoffnung verbreiten kann.»

Vier Monate vor den Wahlen ist das Bewerberfeld insgesamt noch diffus. Sicher ist nur, dass der amtierende konservative Präsident Ivan Duque nicht noch einmal antritt. Das verbietet die Verfassung.