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Novak Djokovic spaltet die Tennisszene«Er lässt uns aussehen, als seien wir alle Dummköpfe»

Stefanos Tsitsipas (links) am French Open nach dem verlorenen Final gegen Novak Djokovic.

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Stefanos Tsitsipas war gar nicht begeistert von der Corona-Impfung. Der Grieche, einer der aufstrebenden Stars im Tennis, sagte noch Anfang September, er werde sich nur impfen lassen, wenn es auf der Tour zur Pflicht werde. Für junge Athleten wie ihn sei es das Beste, das Virus durchzumachen und so Antikörper zu bekommen, denn die Impfung sei noch zu wenig getestet.

Tsitsipas steckte für seine Aussagen viel Kritik ein und hat sich inzwischen impfen lassen. Auch, weil Tennis Australia schon früh ankündigte, man könne nur am Australian Open teilnehmen, wenn man geimpft sei. «Ich entschied mich, mich 100-prozentig an die Regeln zu halten, um mir keine Sorgen machen zu müssen», sagte er im Videointerview mit Red Bull, einem seiner Sponsoren.

Umso mehr ärgert sich der 23-Jährige darüber, dass Novak Djokovic als Einziger am Australian Open antreten möchte, ohne geimpft zu sein. Tsitsipas sagt: «Eines ist klar: Er spielt nach seinen eigenen Regeln. Er hat etwas getan, was andere nicht wagten. Keiner dachte, er könne ungeimpft nach Australien kommen und nicht dem Protokoll folgen, das herausgegeben wurde. Das braucht viel Wagemut.» Indem sich Djokovic nicht an die Regeln halte, «lässt er uns aussehen, als seien wir alle Dummköpfe».

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Tsitsipas steht mit seiner Meinung nicht alleine. Weltnummer 38 Marton Fucsovics ging im Interview mit dem ungarischen Staatsfernsehen noch weiter: «Die Gesundheit der Menschen steht an erster Stelle», sagte der letztjährige Wimbledon-Viertelfinalist. «Und es gibt Regeln, die schon vor Monaten festgelegt wurden, nämlich dass sich jeder impfen lassen muss, was Djokovic nicht getan hat. Unter diesem Gesichtspunkt finde ich, dass er kein Recht hat, hier zu sein.»

Auch der Portugiese Joao Sousa (ATP 140), der inzwischen zwei Runden in der Qualifikation überstanden hat, äusserte sich kritisch zum Serben: «Djokovic hat seine Ideale. Aber was hier passiert, ist nicht gut für das Tennis. Ich kann mich in ihn hineinversetzen und nachvollziehen, was er durchmacht. Aber es ist eine etwas egoistische Haltung gegenüber seinen Mitspielern. Denn viele von uns – ich nicht – wollten sich auch nicht impfen lassen und mussten es tun, um spielen zu können. So lauteten die Regeln. Es stellte sich heraus, dass es Djokovic gelungen war, diese zu umgehen.»

97 der Top 100 geimpft

Die Ankündigung, man müsse geimpft sein, um in Melbourne spielen zu dürfen, sorgte in den vergangenen Wochen für eine drastische Erhöhung der Impfquote unter den Tenniscracks. Bei den Frauen sind nun gemäss der WTA 96 der Top 100 geimpft – im November waren es noch 85 gewesen. Die ATP steht bei 97 von 100. Neben Djokovic ist der Amerikaner Tennys Sandgren (93) nicht geimpft, der dritte Name ist (noch) nicht bekannt. Die Männertour zeigte sich im Fall Djokovic, der ja aus dem Spielerrat ausgetreten ist und seine eigene Spielergewerkschaft (PTPA) gegründet hat, betont zurückhaltend.

Sandgren und der Franzose Pierre-Hugues Herbert (112) gaben schon früh ihre Absage fürs Australian Open bekannt, weil sie sich nicht impfen lassen wollen. Der Amerikaner, der in Melbourne 2020 einen epischen Viertelfinal gegen Roger Federer nach sieben verpassten Matchbällen verlor, fällt durch seine Abwesenheit aus den Top 100. In einem 51-minütigen Videointerview mit dem US-Investigativjournalisten Glenn Greenwald erklärte Sandgren nun im Detail seine Sicht der Dinge.

«Für mich ist das ein Hügel, auf dem es sich lohnt zu sterben.»

Impfgegner Tennys Sandgren

Der 30-Jährige sympathisiert mit Djokovic und spricht von einer «Hexenjagd» gegen den Serben. Er selber beantragte aber keine Ausnahmegenehmigung, weil er davon ausging, die Bedingungen dafür nicht zu erfüllen. «Es ist eine persönliche Entscheidung, ob man etwas seinem Körper zuführt, mit dem man sich nicht wohlfühlt», sagte Sandgren. Und kritisierte jene Spieler, die sich nun doch impfen liessen: «Ich verstehe nicht, wie man seine Überzeugung so schnell aufgeben kann.» Martialisch fügte er an: «Für mich ist das ein Hügel, auf dem es sich lohnt zu sterben.»

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Es zeichnet sich ab, dass es ungeimpfte Spielerinnen und Spieler zusehends schwerer haben werden, an Tennisturnieren anzutreten. Er stelle sich darauf ein, in diesem Jahr nur in den USA spielen zu können, sagte Sandgren. Djokovic hat fürs Erste seine persönliche Impffrage aufgeschoben, ausweichen wird er ihr aber nicht können. Sie verstehe das ganze Theater nicht, sagte die Spanierin Garbine Muguruza am Turnier in Sydney. «Früher oder später müssen wir uns sowieso alle impfen lassen.»

Die Tennisszene ist in der Causa Djokovic tief gespalten. Einige sehen ihn auch als Kämpfer für Prinzipien. John Isner, ein Impfskeptiker, twitterte, nachdem der Serbe sein Visum wiedererhalten hatte: «Das Einzige, was noch zu tun ist, ist, den Pokal erneut zu gewinnen und die Stadt auf Nimmerwiedersehen zu verlassen, so wie CM Punk.»

Isner spielte auf einen erfolgreichen Wrestler an, der die World Wrestling Entertainment 2014 nach einem Konflikt Knall auf Fall verliess. Auch die in Melbourne abwesende Venus Williams, die in den USA mit Clips für die Covid-Impfung geworben hatte, wünschte Djokovic in den sozialen Medien den Turniersieg.

Voracova will Schadenersatz

Die tschechische Doppelspielerin Renata Voracova, die mit der gleichen Ausnahmegenehmigung wie Djokovic eingereist war, sich aber kein hochdotiertes Anwaltsteam leisten konnte, ist seit Montag zurück in ihrer Heimat. Die 38-Jährige, die auch mit einer kürzlich durchgemachten Covid-Infektion argumentiert hatte, verlangt von Tennis Australia Schadenersatzzahlungen.

«Allein das Flugticket kostete 60’000 Kronen (2600 Franken), und mein Trainer reiste mit mir», sagte die 38-Jährige gemäss der Agentur AFP. «Und dann sind da noch die Aufwendungen für die Lebenskosten, die Hotels, das Training, das entgangene Preisgeld. Ich hoffe, dass Tennis Australia sich der Sache annimmt und wir keine rechtlichen Schritte einleiten müssen.» Seit ihrer Rückkehr nach Prag habe sie keine Lust auf Tennis mehr gehabt.

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