Corona-Pandemie – «Nach der Booster-Kampagne müssen die Massnahmen fallen»

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Corona-Pandemie«Nach der Booster-Kampagne müssen die Massnahmen fallen»

Der Booster schützt sehr wirksam vor Hospitalisationen. Für Wirtschaftswissenschaftler Reiner Eichenberger ist klar: Sind alle, die wollen, geboostert, müssen die Massnahmen fallen. Ein Infektiologe widerspricht.

Darum gehts

Aktuelle Zahlen des Bundesamts für Gesundheit zeigen jetzt, wie gut der Booster vor Hospitalisierung schützt: Bis am 10. Januar verzeichnete das BAG insgesamt 451 Hospitalisierungen trotz dreifacher Impfung. Lediglich elf Personen, die keine Vorerkrankung hatten, landeten nach dreifacher Impfung im Spital.

Für den Wirtschaftswissenschaftler Reiner Eichenberger ist klar: «Spätestens, wenn alle, die das wollen, ihren Booster erhalten und somit einen sehr guten Schutz vor Hospitalisierung haben, müssen die Massnahmen aufgehoben werden.» Schon jetzt gebe es kaum noch eine Rechtfertigung für die Massnahmen: «Wir sehen, dass Omikron milder verläuft. Wir wissen jetzt auch, dass wir mit einem gewissen finanziellen Anreiz die Intensivbetten im Notfall ausbauen könnten. Die Durchseuchung ist schon massiv fortgeschritten und auch bei der Entwicklung von Medikamenten machen wir grosse Fortschritte.»

Eichenberger spricht auch die Entwicklung der Varianten an: «Gemäss dem Dashboard des BAG hat Delta seit dem 23. Dezember wieder zugelegt und Omikron teils wieder zurückgedrängt. Trotzdem ist es in den Spitälern zu keinem Anstieg der Covid-Patienten gekommen. Es scheint, als würde auch die Delta-Variante sich abschwächen, weil sie nicht mehr ausreichend Wirte ohne Immunisierung findet.» All diese Faktoren sind für Eichenberger klare Anzeichen, dass eine Aufhebung der Massnahmen bald vertretbar sei.

«Müssen auf günstiges Szenario hoffen»

Auch Rudolf Minsch, Chefökonom bei Economiesuisse, sagt: «Sobald die Gefahr einer Überlastung der Spitäler ausgeschlossen werden kann, müssen alle Massnahmen fallen.» Wann dies der Fall sein werde, wisse derzeit allerdings niemand. «Dass die Boosterimpfungen so gut vor Hospitalisierung schützen, ist eine sehr gute Nachricht. Wir müssen nach wie vor vorsichtig sein, doch die Zeichen deuten darauf hin, dass die schweren Erkrankungen und Hospitalisierungen trotz den vielen Fällen nicht allzu stark ansteigen.»

Minsch sagt aber auch: «Diese Pandemie hat uns gelehrt, dass wir immer mit Überraschungen rechnen müssen. Die Verantwortlichen in der Taskforce und im BAG rechnen denn auch mit verschiedenen Szenarien. Wir müssen mit allen verfügbaren Informationen arbeiten und hoffen, dass das günstige Szenario eintritt.» Was Economiesuisse mache, sei, die vorhandenen Zahlen ins rechte Licht zu rücken. «So forderten wir etwa klar eine Verkürzung von Quarantäne und Isolation, als die wissenschaftlichen Daten zeigten, dass dies möglich ist.»

Jan Fehr, Professor und Leiter des Departements Global & Public Health der Universität Zürich, mahnt indes zur Vorsicht: «Omikron hat eine neue Ausgangslage geschaffen. Es braucht jetzt weder einen Lockdown, noch können wir einfach alles aufheben», sagt er (siehe unten).

«Die Situation ist komplex»

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