Covid grassiert an Schulen – Ein Drittel aller neuen Fälle sind Kinder und Jugendliche

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Covid grassiert an SchulenEin Drittel aller neuen Fälle sind Kinder und Jugendliche

Jede dritte neue Corona-Infektion betrifft Jugendliche unter 19 Jahren. Eltern fordern zunehmend verzweifelt neue Massnahmen – andere gar die Abschaffung der Pooling-Tests.

Darum gehts

Noch nie infizierten sich derart viele Kinder und Jugendliche mit Covid-19 wie jetzt: Alleine in der Woche vom 22. bis zum 28. November ging jede dritte Neuinfektion auf unter 19-Jährige zurück. Dieser Trend hat sich seither noch verstärkt. Obwohl eine Mehrheit zusätzliche Massnahmen an Schulen befürwortet und einige Eltern gar einen Schul-Lockdown oder die Corona-Kinderimpfung fordern, gibt es kaum einheitliche Schutzmassnahmen.

In vielen Kantonen herrscht in Schulen keine Maskenpflicht – auch nicht für Lehrpersonen. Repetitive Tests sind nicht überall obligatorisch – und einige Schulen, die Tests durchführen, werden durch überlastete Testlabors ausgebremst. So müssen Schülerinnen und Schüler vielerorts mehrere Tage auf ein Testresultat warten, während sie weiter normal zur Schule gehen.

Taskforce-Vize Urs Karrer forderte Kantone und Schulen am Dienstag dazu auf, die «ungenügenden» Schutzkonzepte über die Weihnachtsferien zu überarbeiten. Sorgen bereite ihm, dass die Kinder während dieser Zeit die Infektionen in die Familie tragen könnten. «Deshalb sollten sich Erwachsene möglichst schnell boostern.»

WHO will Kinder besser schützen

«Durchseuchungsstrategie» bei Kindern?

Bei der Gruppe «Kinder schützen – jetzt!» habe man bereits im Herbst vor stark steigenden Infektionszahlen bei Kindern und Jugendlichen gewarnt, sagt Präsidentin Edith Leibundgut. «Trotzdem haben die Kantone nicht reagiert und müssen nun verantworten, dass die Infektion von Kindern getrieben wird, die sich im Kindergarten oder in der Schule anstecken und dann ihre Eltern und Grosseltern infizieren.»

Dass noch immer viele Leute der «verharmlosenden Aussage», dass Corona bei Kindern vergleichsweise milde verläuft, Glauben schenken, sei «verheerend», sagt Leibundgut. Man sehe zwar nicht viele Kinder in Spitälern, doch Long-Covid-Fälle blieben unter dem Radar: «Schweizer Forscher gehen davon aus, dass mit der jetzigen Durchseuchungsstrategie der Kantone rund 50’000 Kinder an Long-Covid erkranken. Jedes einzelne ist unnötig.» Leibundgut fordert Covid-19-freie Schulen und bei steigenden Zahlen Maskenpflicht in Kindergärten und Kitas und repetitives Testen.

Noch nie haben sich so viele Kinder und Jugendliche mit Corona angesteckt wie im Moment. Der ganze Zeitstrahl ist im Dashboard des BAG einsehbar.

Noch nie haben sich so viele Kinder und Jugendliche mit Corona angesteckt wie im Moment. Der ganze Zeitstrahl ist im Dashboard des BAG einsehbar.

Quelle und Grafik: BAG

Anders sieht das der Gesundheitsökonom Stefan Felder von der Uni Basel. Er findet gar, an Schulen sollte gar nicht mehr getestet werden: «Alles sollte sich auf diejenigen konzentrieren, die ein hohes Risiko haben. Die Eltern von Kleinkindern und Jugendlichen sind ja auch nicht wirklich bedroht. Es geht in erster Linie um den Schutz der über 60-Jährigen.» Für unter 19-Jährige sei das Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken, eigentlich vernachlässigbar.

Kinder spielen bei Infektionsgeschehen «untergeordnete Rolle»

Auch Philipp Jenny, Präsident von Pädiatrie Schweiz, sieht den hohen Infektionszahlen bei Kindern gelassen entgegen. «Durch die Delta-Variante stecken sich zwar viele Kinder an, sie landen aber kaum in den Spitälern.» Long-Covid-Fälle gebe es extrem selten – und in den allermeisten Fällen hätten diese nur milde Symptome wie Husten oder Geschmacksverlust. Die Datenlage zu Long Covid sei allerdings noch dünn.

Strengere Massnahmen an Schulen sieht Jenny kritisch. «Mit einer Maskenpflicht an Schulen lässt sich die Pandemie nicht besiegen.» Und dass Kinder über Weihnachten vermehrt Familienmitglieder anstecken könnten, sieht er nicht ein. «Die Familienfeste und Silvesterpartys mit all den ungeschützten Erwachsenen sehe ich als das grössere Problem.» Es sei etwas merkwürdig, wie man nun schon im Voraus den Kindern die Schuld in die Schuhe schieben will, falls die Infektionszahlen nach den Feiertagen ansteigen.

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