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Mel Brooks publiziert MemoirenEin Leben für die Bananenschale

Dieser alte, weisse Mann nennt die politische Korrektheit «den Tod der Komik». Er nennt sich Mel Brooks, ist 95 Jahre alt und hat noch einiges vor.

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Nach dem Vorwort hat man bereits neun Ausrufezeichen hinnehmen müssen, eines davon im Titel. Und denkt ergeben, so ist er halt, und darum geht er einem dermassen auf den Geist.

Denn Mel Brooks, der amerikanische Komiker, am 28. Juni 1926 als Melvin James Kaminski in einer armen jüdischen Familie in Brooklyn geboren, findet sich unausstehlich gut. Seine Rede ist der Superlativ, sein Gehen ein Stampfen, sein Gelächter ein Brüllen. «All About Me!» hat er seine eben erschienene Autobiografie betitelt. Er hält sein Buch für ein einziges, über 400 Seiten langes Versprechen. Für uns andere, die Komiker bevorzugen, die es gern subtiler haben oder wenigstens nicht so selbstgefällig, klingt es wie eine Drohung.

Er ist eine Rotnase

Es gebe zwei Typen von Humoristen, hat Eric Idle von den Monty Pythons geschrieben: «Red Nose» und «White Face», Rotnase und Bleichgesicht. Clown und Pierrot. Hugh Laurie und Stephen Fry, Oliver Hardy und Stan Laurel, Louis de Funès und Marcel Marceau, John Belushi und Dan Aykroyd, W. C. Fields und Buster Keaton, Harpo und Groucho Marx. Der Maniker und der Depressive. Komik ist ein bipolares Geschäft.

Mel Brooks ist natürlich eine Rotnase: laut, aufdringlich, vulgär. Als Kind wollte er Schlagzeuger werden, auch deshalb nahm er einen anderen Namen an, denn der seine hätte als Schriftzug nicht auf die Basspauke gepasst. Der Wunsch nach Lärm und Trommeln ist ihm geblieben. Seine Pointen klingen wie Doppelpauke und Tschinellen. Wie alle Rotnasen bevorzugt er den derben, physischen Humor, die visuelle Pointe. Er ist ein Parodist, dessen einziges Stilmittel die Übertreibung bleibt. Selbst seine Sprache hat etwas von einer Geste: verbales Treten, Hauen, Stechen und Stolpern.

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Genau so lesen sich auch seine Memoiren, die er während des Lockdown als Selbstbeschäftigung angefertigt hat. Ein selbstgefälliges Parlando schreitet durch die Seiten, die mit bewundernden Ausrufen garniert sind wie «needless to say, I was exceptional», «he loved my comic invention» oder «that was my last stroke of genius». Es hört nicht auf.

Wie so viele Hollywoodbiografien ist der Gefeierte umgeben von «great» und «dearest friends», die Dreharbeiten verlaufen «terrific», die Kollegen sind voller Bewunderung und seine Frau, die Schauspielerin Anne Bancroft, sowieso («You can do it»). Mel Brooks’ Memoiren lesen sich wie die Kommentare eines Touristenführers.

Je länger man sich diese Tour durch die Greatest Hits in the life of Mel Brooks antut, desto mehr realisiert man mit einer Mischung aus Scham und Ergebenheit, dass man ein paar seiner Filme gesehen hat. Und einige davon sogar lustig fand. Brooks bezeichnet Schauspieler in seinem Buch als «Bananen», und so ist es: Manchmal braucht es die Witze mit der Bananenschale.

Ob es eine gute Idee war, Ernst Lubitschs Naziparodie «To Be or Not to Be» zu remaken, kann man sich fragen. Und manchmal ist Mel Brooks einfach nur peinlich. Wer aber schon die «Star Wars»-Filme als Abfolge von Selbstparodien erlebte, wird seine Parodie «Spaceballs» zum Umfallen komisch finden. Und da sind die «Producers», Brookserster Film, der ihm einen Oscar für das beste Drehbuch einbrachte. Da ist der «Silent Movie», seine Hommage an die Ära der Stummfilme.

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Und da ist die von Orson Welles erzählte «History of the World Part I» von 1981, Mel Brooks vielleicht lustigster Film; er reicht von der Steinzeit bis zur Französischen Revolution. Inklusive Moses und Ödipus («Hey motherfucker»), Louis XVI auf Kokain, die Römer und die Spanische Inquisition als Musical-Revue.

Soeben hat der Regisseur angekündigt, er wolle im nächsten Jahr den zweiten Teil drehen. Ich freue mich darauf. Aber das bleibt unter uns.