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Corona-Medienkonferenz«Lage zugespitzt» Jetzt soll Armee helfen Intensivpflegestationen in 23 Spitälern voll

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Virgine Masserey sagt, dass es einen besonderen Effort brauche, um die aktuelle Welle brechen zu können. «Sonst könnte die Situation noch viel schlimmer werden.»

  • «Die Lage in den Spitälern hat sich zugespitzt. Spitäler müssen Behandlungen und Operationen verschieben, das ist höchst unglücklich», sagt der oberste Kantonsarzt Rudolf Hauri.

  • Im Moment gibt es 23 Spitäler in der Schweiz, die über keine freien zertifizierten Intensivbetten mehr verfügen.

  • Bis zu 2500 Armeeangehörige sollen die Spitäler nun bei der Pflege und beim Transport von Covid-Kranken unterstützen und den Kantonen beim Impfen helfen. Das hat der Bundesrat entschieden.

  • Bisher drei Kantone – Jura, Neuenburg und Wallis – ersuchten in den vergangenen Tagen um Hilfe der Armee.

  • Falls die Situation es erfordere, werde eine Teilmobilmachung folgen.

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Zusammenfassung

Die Armee steht bereit, um in den Spitälern und in den Kantonen zu helfen, beim Pflegen, bei Transporten und beim Impfen. Zum dritten Mal in der Pandemie hat der Bundesrat einen Assistenzdienst beschlossen.

Allerdings springt die Armee erst ein, wenn sämtliche zivilen Mittel ausgeschöpft sind, wie das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) am Dienstag mitteilte. Der Einsatz soll bis 31. März befristet sein. Weil er länger als drei Wochen dauert, muss er vom Parlament bewilligt werden.

Die Lage in den Spitälern gab den Ausschlag für den Entscheid, wie das VBS schrieb. Bereits im Frühjahr 2020 und im Herbst 2020 unterstützte die Armee die Kantone. Bis zu 2500 Armeeangehörige sollen dieses Mal eingesetzt werden können.

In erster Linie setzt die Armee auf WK-Soldaten und Durchdiener der Sanitätstruppen, aber auch auf Freiwillige. Brigadier Raynald Droz machte in Bern vor den Medien klar, dass eine Teilmobilmachung folgen werde, falls dies die Situation erfordere. Stimme das Parlament dem Einsatz zu, könne er noch diese Woche beginnen, so Droz.

23 Spitäler mit vollen Intensivplätzen

Im Moment haben 23 Spitäler in der Schweiz keine freien zertifizierten Intensivbetten mehr. Der Anteil der Covid-Patienten auf den Intensivstationen beträgt 39 Prozent, wie Andreas Stettbacher, Delegierter des Bundesrates für den Koordinierten Sanitätsdienst, ausführte. Bereits sei es wieder vermehrt zu Verlegungen gekommen. In den vergangenen Tagen seien es zwischen sechs und acht gewesen.

Werde die epidemiologische Entwicklung nicht schnell gebremst, werde das Auswirkungen auf alle Patientinnen und Patienten haben, stellte Urs Karrer, Chefarzt für Infektiologie am Kantonsspital Winterthur und Vizepräsident der wissenschaftlichen Taskforce des Bundes, klar.

Brigadier Raynald Droz, Andreas Stettbacher, Rudolf Hauri und Virginie Masserey an der Medienkonferenz in Bern.

Im Spital behandelt werden müssten derzeit zwei Patientengruppen, sagte er. Es seien einerseits Ungeimpfte zwischen 40 und 70 Jahren, die trotz Risikofaktoren nicht geimpft seien. Anderseits seien es 70- bis 90-Jährige, die an vielen Begleitkrankheiten litten und die dritte Impfdosis noch nicht bekommen hätten.

«Es liegt auf der Hand, dass wir das mit Impfen und Boostern verhindern können, am besten noch vor Weihnachten», sagte Karrer. Zurzeit befänden sich 263 Menschen in den Intensivpflegestationen. Ohne rasche Trendumkehr bei den Fallzahlen könnte die Schwelle von 400 Intensivpatienten noch im Dezember überschritten werden.

Komme es so weit, finde implizite Triage statt, sagte Karrer. Daten aus dem vergangenen Jahr zeigten, dass in diesem Fall bei Covid-Patienten mit einer erhöhten Sterblichkeit zu rechnen sei.

«Tritt aufs Bremspedal»

«Die Entwicklung kann noch positiv beeinflusst werden», stellte er klar. In Deutschland und Österreich, Länder mit einem ähnlichen Immunisierungsgrad wie in der Schweiz, seien die Ansteckungen dank starker Massnahmen zur Kontaktreduktion zurückgegangen.

«Welche Massnahmen angemessen sind, ist eine Frage für Behörden und Politik.» In einer derartigen Lage sei das Tempo der Umsetzung massgebend, mahnte Karrer und forderte «einen Tritt aufs Bremspedal».

Rudolf Hauri, Zuger Kantonsarzt und Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, sprach mögliche Massnahmen an: breite Maskenpflicht drinnen und im Freien, 2G-Plus – Zugang also nur für Geimpfte und Genesene, die zusätzlich getestet sind, Kapazitätsbeschränkungen und Schliessungen.

Frage: Könnten mit einem tieferen Pflegestandart mehr Patienten behandelt werden?

«Der Aufwand für die Behandlung eines einzelnen Covid-Patienten ist sehr hoch und personalintensiv», sagt Urs Karrer. «Es benötigt zum Beispiel mehrere Fachpersonen, um einen Patienten in Bauchlage zu bringen.»

Laut Karrer wäre eine Senkung des Schweizer Pflegestandards mit einem schlechteren «Outcome» verbunden. «Daher versuchen wir, dieses Szenario zu vermeiden.»

Frage: Wie kann die Testpflicht bei Kurzreisen umgesetzt werden?

Bei der Umsetzung der Testpflicht bei der Einreise in die Schweiz gibt es noch offene Fragen. Dies räumt Virginie Masserey ein.

Welche Bestimmungen etwa für Personen gelten, die über die Festtage nur für zwei oder drei Tage ins Ausland wollen, kann Masserey auf eine entsprechende Journalistenfrage nicht sagen.

Seit Samstag müssen alle Personen bei der Einreise in die Schweiz ein negatives Resultat eines PCR-Tests vorlegen. Der Bundesrat hatte die Bestimmung als Reaktion auf das Auftauchen der Omikron-Variante erlassen.

Üblicherweise gelten PCR-Tests 72 Stunden lang. Im Falle von Kurzreisenden sagt ein noch in der Schweiz gemachter PCR-Test allerdings nichts darüber aus, ob sie sich allenfalls im Ausland angesteckt haben.

Frage: Könnte es in der Schweiz eine Impfpflicht geben?

«Momentan ist eine Impfpflicht kein Thema», sagt Virginie Masserey. Eine solche Massnahme sei jedoch davon abhängig, ob die aktuellen Beschränkungen reichen, um die Lage unter Kontrolle zu bekommen.

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Frage: Sollte man wegen Omikron mit dem Boostern abwarten?

Impfstoff-Hersteller haben bereits angekündigt, ihre Vakzine an die neue Virus-Variante Omikron anzupassen. Ein Journalist möchte daher nun wissen, ob doppelt geimpfte Personen mit dem Boostern nun abwarten sollen, bis ein angepasster Impfstoff zur Verfügung steht.

«Man sollte auf keinen Fall eine omikronspezifische Impfung abwarten», antwortet Virginie Masserey. Laut der Expertin des BAG werde es noch Wochen oder sogar Monate dauern, bis die Vakzine angepasst und zugelassen sein werden. «Daher sollte man sich jetzt boostern lassen.»

Auch Kantonsarzt Rudolf Hauri rät von einem Zuwarten ab: «Die dritte Impfung ist eine von vielen Massnahmen, mit der die aktuelle Welle gebrochen werden kann.»

Frage: Warum wurden die Impfdosen teurer?

Am Wochenende wurde vermeldet, dass der Bund die Kosten für Impfdosen von 5 auf 25 Franken erhöht hat.

«Wir haben die Preise für Impfdosen vor über einem Jahr festgelegt», sagt Virginie Masserey. «Mittlerweile stehen uns in der Schweiz nur noch zwei Impfstoffe zur Verfügung. Und bei diesen handelt es sich genau um die teuersten beiden. Das ist der Grund, warum die Preise gestiegen sind.»

Frage: Braucht es härtere Massnahmen?

«Wir haben berechtigte Zweifel, dass die neuen Massnahmen die aktuelle Entwicklung nicht bremsen können. Bei einem R-Wert von 0,8 sollte die Zahl der Corona-Ansteckungen nicht mehr exponentiell wachsen», sagt Urs Karrer und vergleicht die Situation noch einmal mit den strikteren Beschränkungen in Österreich. «Das Verhalten der Bevölkerung hat jedoch einen grossen Einfluss auf den Pandemieverlauf.»

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Frage: Kommt die Unterstützung der Armee zu spät?

Laut Raynald Droz haben bisher die Kantone Neuenburg, Jura und Wallis eine Unterstützung der Armee angefordert. «Sobald der Bundesrat einen Einsatz genehmigt, sind wir innerhalb von 48 Stunden einsatzbereit.»

Dem Stabschef Kommando Operationen gelten die gleichen Kriterien für einen Armee-Einsatz in den Kantonen wie in der zweiten Welle.

Auch Rudolf Hauri äussert sich dazu. Er glaube nicht, dass die Unterstützung der Armee zu spät komme. «Die Kantone hätten sonst früher Hilfe angefordert. Sie haben zuerst mit dem Zivilschutz und dem Zivildienst alle Ressourcen ausgeschöpft.»

Solche Szenen könnten sich in den nächsten Wochen in den Schweizer Spitälern vermehrt zeigen: Armeeangehöriger im Gespräch mit Spitalpersonal.
Frage: Wie gefährlich ist Omikron für Kinder?

«Wir wissen, dass sich das Virus bei fünf bis Elfjährigen stark verbreitet», antwortet Viriginie Masserey. «Aber wir wissen noch nicht, ob Omikron tatsächlich gefährlicher ist und zu schwereren Krankheitsverläufen führt als die Delta-Variante.»

Laut Urs Karrer hat Belgien wegen der hohen Fallzahlen in Schulen bereits angekündigt, die Weihnachtsferien zu verlängern. «Die Schule ist wichtig für Kinder. Deshalb würden wir es nicht begrüssen, wenn gewisse Kantone die Ferien verlängern würden», so Karrer. Die Ferien seien jedoch eine Chance, die Infektionsketten zu unterbrechen. «Daher ist es umso wichtiger, dass sich die Erwachsenen noch vor Weihnachten impfen und boostern lassen.»

Frage: Wann kommt die Impfung für Kinder unter 12 Jahren?

Nun beginnt die Fragerunde. Eine Journalistin möchte wissen, wie der aktuelle Stand der Zulassung einer Impfung für Kinder unter 12 Jahren ist.

«Swissmedic prüft diese Anträge aktuell. Sobald diese Prüfung abgeschlossen ist, werden wir den Impfstoff zulassen», antwortet Virginie Masserey.

«Die Armee ist da und bereit, Einsatz zu leisten»

Zuletzt übernimmt Raynald Droz, Brigadier und Stabschef Kommando Operationen in der Armee, das Wort. Er erläutert den Entscheid, dass die Armee die Kantone unterstützen wird und zählt noch einmal die Leistungen auf (Lesen Sie dazu mehr im Ticker-Eintrag von 14.01 Uhr weiter unten):

  • Unterstützung in der Pflege sowie beim Impfen

  • Unterstützung beim Transport von Corona-Patienten

  • Unterstützung auf den Intensivpflegestationen

  • Materielle Unterstützung

Laut Droz springt die Armee jedoch erst ein, wenn sämtliche Mittel der Kantone ausgeschöpft wurden.

Droz appelliert an Armeeangehörige, die zu einem freiwilligen Einsatz bereit sind, sich via Internet zu melden.

Zugleich macht Droz klar, dass eine Teilmobilmachung folgen werde, falls dies die Situation erfordere. Falls das Parlament dem Einsatz zustimme, könne er noch diese Woche beginnen- innert zweier Tage, so Droz. Bereits am Dienstagmorgen seien alle Durchdiener der Sanitätstruppen im Tessin zurückgerufen worden. Diese stünden nun bereit.

Karrer: Bis zu 40'000 Spitaleinweisungen könnten verhindert werden

Auch der Vizepräsident der Task-Force ruft die Bevölkerung zu Impfen auf. Um die aktuelle Welle zu brechen sei ein hohes Impftempo nötig. «Wenn jetzt alle vollständig geimpften Personen eine dritte Impfdosis erhalten würden, könnten bis zu 20'000 Spitaleinweisungen verhindert werden», so Karrer. «Ebenso könnten 10'000 bis 20'000 Hospitalisationen vermieden werden, wenn sich jetzt alle Ungeimpfen impfen lassen würden.»

Karrer spricht auch die strikteren Massnahmen in Nachbarstaaten wie Deutschland und Österreich an. Dort seien die Kontakte und Freiheiten der Menschen stark eingeschränkt worden, um die Fallzahlen zu senken. «Doch diese Massnahmen zeigen nun ihre Wirkung.»

«Wir sind auf einem Allzeithoch der Ansteckungen»

Jetzt hat Urs Karrer, Vizepräsident, National COVID-19 Science Task Force, das Wort. «Aktuell sind wir auf einem Allzeithoch der Ansteckungen seit Beginn der Pandemie», so Karrer.

Zum Thema: Vergleichen Sie die Wellen der Pandemie in der Schweiz

Die Experten der Task-Force schätzen, dass es zurzeit in der Schweiz 100'000 – 200'000 infektiöse Personen gibt. «Die Personen, die nächste Woche im Spital landen, sind bereits heute Träger des Virus und können andere Menschen anstecken, bevor sie von ihrer Infektion wissen.»

Laut Karrer gibt es ein realistisches Risiko, dass Triagen nötig sein könnten. «Hinzu kommt, dass bereits jetzt dringliche Eingriffe verschoben werden müssen. Dass die Spitäler noch nicht kollabiert seien, würde die Schweiz dem «super Gesundheitspersonal und der hochwirksamen Impfung» verdanken.

Wie gut die aktuellen Massnahmen in der Schweiz greifen, würde sich in rund zehn Tagen zeigen. «Wenn es mit den Fallzahlen jedoch so weiter geht, könnte das Gesundheitswesen noch vor Weihnachten erschöpft sein.»

Laut Karrer werden in der Schweiz aktuell vor allem Covid-Patienten im Alter von 40- bis 70 Jahren in den Spitälern behandelt, die sich nicht impfen liessen. «Bei der zweiten Gruppe der Patienten in den Intensivstationen handelt es sich um ältere Personen, die bisher noch keine Booster-Impfung erhalten haben.»

Auch der Vizepräsident der Task-Force ruft die Bevölkerung zu Impfen auf. «Diese schweren Verläufe könnten verhindert werden.»

23 Spitäler haben keine Intensivbetten mehr zur Verfügung

Im Moment gibt es 23 Spitäler in der Schweiz, die über keine freien zertifizierten Intensivbetten mehr verfügen. Die Zahl der Covid-19-Patientinnen und -Patienten hat sich innerhalb von 23 Tagen verdoppelt. (Zur Übersicht: So ausgelastet sind die Spitäler.)

Wenn auch erste Spitäler keine Intensivplätze mehr hätten, gebe es Stand Dienstag schweizweit noch ausreichende Intensivkapazitäten, sagt Andreas Stettbacher, Delegierter des Bundesrates für den Koordinierten Sanitätsdienst (KSD). Es gebe noch eine Reserve an 167 Betten. Die Koordination und Verteilung der Betten unter den Spitälern werde damit unterstrichen.

Wenn die Zahl der Reserve unter 150 falle, müssten zusätzliche, nicht zertifizierte Betten mit Personal aus anderen Stationen in Betrieb genommen werden. Die Herausforderung sei zudem, dass ein Teil der zertifizierten Betten nicht mehr betrieben werden könne, wenn Intensiv-Personal ausfalle.

Insgesamt gebe es 900 Intensivbetten und 21'500 Akut-Betten. Die Belegung mit Covid-19-Patientinnen und -Patienten auf normalen Stationen habe sich in den vergangenen fünf Tage verdoppelt.

Auf den Intensivstationen gab es Stand Dienstagmorgen über die gesamte Schweiz einen Anteil an Covid-Patienten von 39 Prozent. Mit zunehmender Tendenz von elf Prozent in den letzten fünf Tagen.

Am stärksten ausgelastet sind die Intensivstationen in der Westschweiz (97 Prozent Auslastung), mit einem Anteil von 40 Prozent an Covid-Patienten. Es folgt die Region Zürich mit einer Auslastung von 90 Prozent, aber mit dem schweizweit tiefsten Covid-Patienten-Anteil von 25 Prozent.

Die tiefste Auslastung hat das Tessin mit 60 Prozent und dem zweittiefsten Covid-Patienten-Anteil von 30 Prozent.

Andreas Stettbacher.
«Im Moment ist nicht die Zeit, Schuldzuweisungen zu machen»

Der Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und -ärzte VKS spricht auch die Vorwürfe gegenüber den Kantonen an, sie seien zu langsam beim Verimpfen der dritten Impfdosis. «Im Moment ist nicht die Zeit, Schuldzuweisungen zu machen», sagt Hauri. «Es liegt an uns allen, unser Verhalten anzupassen und die Infektionswelle zu dämpfen.»

Laut Hauri ist es möglich, dass die Vereinigung der Kantonsärzte dem Bundesrat weitere Verschärfungen vorschlagen muss, wenn sich die Lage nicht verbessert. Mögliche Massnahmen wären:

  • Breite Maskenpflicht drinnen und draussen

  • 2G-Plus – Zugang also nur für Geimpfte und Genesene, die zusätzlich getestet sind

  • Kapazitätsbeschränkungen

  • Schliessungen

Ernste Worte an der Pressekonferenz vom 7. Dezember 2021.
«Die Lage in den Spitälern hat sich zugespitzt»

Dann übernimmt Rudolf Hauri das Wort. «Die Positivitätsrate an Zuger Schulen ist derzeit 20 bis 30 Mal höher als zuvor», sagt der Kantonsarzt von Zug und Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und -ärzte VKS.

«Auch die Lage in den Spitälern hat sich zugespitzt. Spitäler müssen Behandlungen und Operationen verschieben, das ist höchst unglücklich», sagt Hauri und spricht auch die befürchteten Triagen an.

«Die Situation könnte noch viel schlimmer werden»

Zum Ende ihres Statement betont Masserey, dass es ein Zusammenspiel mehrerer Massnahmen brauche, um die aktuelle Welle brechen zu können. «Sonst könnte die Situation noch viel schlimmer werden», warnt sie.

Die Expertin des BAG stellt nun die neue Kampagne des Bundes vor. Die Bevölkerung soll dadurch sensibilisiert werden, die Corona-Massnahmen einzuhalten. Der Hintergrund der Plakate ist orange. «Was bedeutet, dass die Lage nun ernst ist.»

«Wir müssen Ausfälle im Gesundheitspersonal verhindern»

Masserey kommt nun auf den aktuellen Stand der Impfquote zu sprechen. «Die Zahl der Geimpften steigt nur langsam an. 66 Prozent aller Personen, die sich in der Schweiz impfen lassen können, sind es bisher auch.»

Eine Impfung schütze nicht nur vor einer Infektion mit Covid-19, sondern auch vor einem schweren Krankheitsverlauf, wiederholt die Expertin des BAG. «Vollständig geimpfte Personen haben ein geringeres Risiko für eine Hospitalisation.»

Laut Masserey sei vor allem beim Gesundheitspersonal wichtig, dass sie geimpft sind. «Die Fachpersonen haben Kontakt mit Infizierten. Wir müssen sie schützen, um Ausfälle im Gesundheitspersonal zu verhindern.»

Wenn in den Spitälern Personal ausfällt, dann wird die Situation noch enger.
«Die Fallzahlen steigen genauso schnell wie in der zweiten Welle»

Die Pressekonferenz geht los. «Die epidemische Lage verschlechtert sich. Die Zahlen steigen», sagt Virginie Masserey zu Beginn. Die Schweiz befinde sich aktuell in einer gleichen Situation wie in der zweiten Welle. «Und die Fallzahlen steigen genauso schnell wie in der zweiten Welle.» Im europäischen Vergleich gebe es Länder, mit einer höheren Inzidenz als die Schweiz, aber auch welche, mit tieferen Fallzahlen.

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Laut Masserey steigt die Inzidenz in der Schweiz bei Jugendlichen und Teenagern schneller als bei älteren Personen. Jedoch müssen ältere Personen mit einer Covid-Infektion häufiger in ein Spital eingeliefert werden. «Auf den Intensivstationen haben wir immer mehr Covid-Patienten. Zudem verdoppeln sich die Todesfälle im Bezug auf Corona-Infektionen alle zwei Wochen.»

Armeeangehörige können beim Impfen und Pflegen helfen

Bis zu 2500 Armeeangehörige sollen die Spitäler bei der Pflege und beim Transport von Covid-Kranken unterstützen und den Kantonen beim Impfen helfen. Das hat der Bundesrat entschieden.

  • Allerdings springt die Armee erst ein, wenn sämtliche zivilen Mittel ausgeschöpft sind, wie das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) am Dienstag mitteilte.

  • Der Einsatz soll bis zum 31. März befristet sein.

  • Weil er länger als drei Wochen dauert, muss er vom Parlament bewilligt werden; die Botschaft dazu wird den Räten zugestellt.

Gesuche von drei Kantonen

Bisher drei Kantone – Jura, Neuenburg und Wallis – ersuchten in den vergangenen Tagen um Hilfe der Armee, wie ein Armeesprecher der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage bestätigte.

  • Kantone, die Hilfe beantragen, müssen darlegen, dass sie alle anderen Mittel ausgeschöpft haben, etwa Zivilschutz, Zivildienst und Feuerwehr. Zudem müssen sie nachweisen, dass kein zusätzliches Personal angestellt werden kann und weder Arbeitslose, Medizin-Studierende, Samariter noch Freiwillige verfügbar sind.

  • Weiter müssen die um Hilfe ersuchenden Kantone darlegen, dass andere Spitäler keine Patientinnen und Patienten übernehmen können und dass nicht dringende Eingriffe verschoben werden, wenn dies Kapazitäten frei macht.

Die Gesuche prüfen und behandeln wird das Bundesamt für Gesundheit. Der Bundesstab Bevölkerungsschutz prüft in Absprache mit der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren, ob die Voraussetzung für die Subsidiarität erfüllt sind und beantwortet dann die Gesuche der Kantone. Die Zuteilung der Mittel der Armee übernimmt die Sanitätsdienstliche Koordinationsstelle.

Bereits der dritte Assistenzdienst

Für Einsätze aufgeboten werden in erster Linie Armeeangehörige, die im Wiederholungskurs sind, Freiwillige mit Sanitätsausbildung sowie Sanitäts-Durchdiener. Seien zusätzliche Formationen nötig, werde niemand aufgeboten, der oder die im Gesundheitswesen arbeitet und dort gebraucht wird.

Den Armeeangehörigen werden nach derzeitigem Stand die Einsatztage für die Dauer eines Wiederholungskurses – also 19 Tage – angerechnet. werden. Sagt das Parlament Ja, wäre es bereits der dritte Assistenzdienst im Rahmen der Covid-Pandemie. Armeeangehörige waren schon im Frühling 2020 und auch im Herbst 2020 im Einsatz.

Dass es jetzt erneut dazu kommt, liegt laut der Mitteilung an den zurzeit hohen Fallzahlen und der Situation in den Spitälern. Der Bundesrat schliesse nicht aus, dass die Ressourcen der Kantone an ihre Grenzen stossen.

/aru