Pressekonferenz - Task-Force-Vize warnt vor kritischer Lage in den Spitälern noch im Dezember

PressekonferenzTask-Force-Vize warnt vor kritischer Lage in den Spitälern noch im Dezember

Um 14 Uhr haben am Dienstag die Experten des Bundes an einer Pressekonferenz auf Fachebene informiert. Die Informationen zur aktuellen Lage in der Schweiz findest du bei uns im Ticker.

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Dienstag, 07.12.2021

Zusammenfassung Medienkonferenz

An der heutigen Pressekonferenz zur Corona-Situation mahnte Virginie Masserey, dass sich die Situation verschlechtere und die Zahlen weiter ansteigen würden. Die Lage in den Spitälern sei angespannt, teils müsse bereits triagiert werden.

Spitäler:

  • Die Intensivstationen sind zurzeit schweizweit zu 79 Prozent ausgelastet.

  • 39 Prozent der Personen auf der IPS sind Covid-Erkrankte.

  • Stand Dienstagmorgen stehen schweizweit noch 167 Reservebetten zur Verfügung.

  • Fällt diese Zahl unter 150, muss auf schlechter ausgerüstete «Ad-Hoc»-Betten zurückgegriffen werden.

Armee:

  • Wie schon 2020 soll das Gesundheitswesen durch die Armee unterstützt werden.

  • Der Bundesrat hat einen Assistenzdienst für 2500 Angehörige der Armee beschlossen.

  • Die Soldatinnen und Soldaten sollen beim Impfen, aber auch bei Transporten und der Pflege von Nicht-Covid-Patienten helfen.

Massnahmen:

Die Taskforce erachtet es als nötig, weitere Massnahmen zu treffen, falls die Fallzahlen weiter wie bisher ansteigen.

Vorstellbar wäre eine breite Maskenpflicht drinnen und draussen, eine Einführung der 2G-Plus-Regel sowie Kapazitätsbegrenzungen und Schliessungen.

Die Pressekonferenz ist beendet

In Kürze folgt hier eine Zusammenfassung. Herzlichen Dank für das Mitlesen und Mitschauen.

Booster-Mix?

Das BAG empfiehlt, die beiden Impfstoffe nicht zu mixen. Das heisst, dass man sich den Impfstoff spritzen lassen soll, welchen man bei den ersten beiden Impfungen bekommen habe.

Könnte es zu einer Impfpflicht kommen?

Laut dem BAG komme es darauf an, wie die Massnahmen, welche vom Bundesrat bestimmt wurden, greifen würden. «Momentan ist aber eine Impfpflicht kein Thema», so Masserey.

Sollte man mit Boostern warten?

Es kommt die Frage, ob man zuwarten solle mit dem Booster wegen der neuen Omikron-Variante. Die Antwort ist eindeutig. «Man sollte nicht abwarten mit der Impfung.»

Warum werden die Impfdosen teurer?

In diversen Sonntagszeitungen wurde vermeldet, dass der Bund die Kosten der Impfdosen von 5 auf 25.- Franken erhöht. Warum ist das so? Masserey: «Wir haben die Preise vor über einem Jahr ausgerechnet. Mittlerweile hat man nur noch zwei Impfstoffe zur Verfügung. Und bei diesen handelt es sich genau um die teuersten zwei. Das ist der Grund, warum die Preise gestiegen sind.»

Wissenschaftliche Zweifel an Massnahmen

Urs Karrer, Vizepräsident, National COVID-19 Science Task Force, sagt: «Es gibt wissenschaftliche Zweifel, ob die im Moment geltenden Massnahmen wirklich die Fallzahlen drücken können.» Es lasse sich schlicht nicht voraussehen, so Karrer weiter. Die Lage müsse laufend neu beurteilt werden.

Ist Omikron gefährlich für Kinder?

Obwohl Kinder momentan das Virus häufig verbreiten, wisse man noch nicht, wie gefährlich das Virus für Fünf- bis Elfjährige im Gegensatz zur Delta-Variante sei, sagt Virginie Masserey.

Die Schulen müssen offen bleiben

Herr Karrer sagt, dass man es nicht begrüsse, wenn gewisse Kantone die Ferien verlängern würden, wie es zum Beispiel in Belgien der Fall sei. Dort werden die Weihnachtsferien verlängert, um Ansteckungen bei Kindern zu verhindern, da diese das Virus häufig weitergeben. «Umso wichtiger ist es, dass sich die Erwachsenen nun noch vor Weihnachten impfen und boostern lassen.

Kommt die Hilfe der Armee zu spät?

Rudolf Hauri glaube nicht, dass die Hilfe der Armee zu spät komme. «Die Kantone hätten sonst früher Hilfe angefordert. Sie haben zuerst mit dem Zivilschutz und dem Zivildienst alle Ressourcen ausgeschöpft.»

Impfung für die Kinder?

Eine Journalistin möchte wissen, wie es mit der Zulassung der Impfung für unter zwölfjährige Kinder aussehe. Virginie Masserey vom BAG: «Swissmedic ist die Anträge am Prüfen. Sobald diese Prüfung abgeschlossen ist, werden wir den Impfstoff zulassen.»

Ab wann bekommen die Kantone Hilfe der Armee?

Bis jetzt haben drei Kantone Hilfe bei der Armee angefordert. Wann könne der Einsatz starten, möchte eine Journalistin wissen. Raynald Droz, Brigadier und Stabschef Kommando Operationen in der Armee: «Wenn der Bundesrat den Einsatz genehmigt, können wir in den nächsten 24 bis 48 Stunden loslegen.»

Fragerunde ist eröffnet

Jetzt dürfen die Journalistinnen Fragen stellen.

Armee hilft dort, wo es nötig ist

Jetzt spricht Raynald Droz, Brigadier und Stabschef Kommando Operationen in der Armee. Wenn es drauf ankommt, wird die Armee die Kantone unterstützen. Die Armee würde dann folgende Leistungen übernehmen:

  • Unterstützung in der Pflege sowie beim Impfen

  • Unterstützung beim Transport von Corona-Patienten

  • Unterstützung auf den Intensivpflegestationen

  • Materielle Unterstützung

Karrer nennt Deutschland und Österreich als Beispiel

In unseren beiden Nachbarländer sind die Kontakte stark eingeschränkt worden. In Österreich hat es gar einen harten Lockdown gegeben. Dies habe bereits Erfolg gezeigt, so Karrer. Die in der Schweiz eingeführten Massnahmen, würden erst in circa zehn Tagen zeigen, wie gut sie greifen.

Kritische Schwelle könnte im Dezember überschritten werden

Laut Karrer könnte das Risiko bestehen, dass die Triage nötig sei. Weiter dazu kommt, dass dringliche Eingriffe verschoben werden müssten. Wenn es mit den Fallzahlen so weiter geht, könnte das Gesundheitswesen noch vor Weihnachten erschöpft sein.

Spitalkollaps dank hochwirksamer Impfung abgewendet

Jetzt hat Urs Karrer, Vizepräsident, National COVID-19 Science Task Force, das Wort. «Aktuell sind wir auf einem Allzeithoch der Ansteckungen seit Beginn der Pandemie. Wir schätzen, dass es zurzeit in der Schweiz 100-200'000 infektiöse Personen gibt. Dass die Spitäler noch nicht kollabiert sind, verdanken wir dem super Gesundheitspersonal und der hochwirksamen Impfung», so Karrer. Doch noch sei es nicht sicher, dass die kritische Schwelle nicht noch diesen Monat überschritten werde.

Reserve von 167 Intensivbetten

Heute Morgen um 08.00 Uhr gab es in der Schweiz 167 Reserve-Intensivbetten. Würde diese Reserve unter 150 fallen, müssten sogenannte Ad-Hoc-Betten mobilisiert werden. Diese seien aber nicht gleich gut wie «normale» Intensivbetten.

In der Schweiz gibt es zurzeit 23 Spitäler, welche gar keine Intensivbetten mehr zur Verfügung hätten.

Gibt es weitere Verschärfungen?

Es könnte möglich sein, dass es neue Verschärfungen gibt, wenn sich die Lage nicht verbessert. Diese könnten folgendermassen aussehen:

  • Breite Maskenpflicht drinnen und draussen

  • 2G-Plus – Zugang also nur für Geimpfte und Genesene, die zusätzlich getestet sind

  • Kapazitätsbeschränkungen

  • Schliessungen

39 Prozent Covid-Patienten auf Intensivstationen

Nun spricht Andreas Stettbacher, Delegierter des Bundesrates für den Koordinierten Sanitätsdienst KSD. Er sagt, dass zurzeit 39 Prozent aller Patienten auf Schweizer Intensivstationen Covid-Erkrankte seien. Am meisten ausgelastet seien die Spitäler in der Region Genf mit 97 Prozent und Zürich mit 90 Prozent. In der Westschweiz sind die Intensivstationen mit 40 Prozent Covid-Patienten ausgelastet.

Die Ostschweizer Spitäler sind mit 75 Prozent auf den Intensivstationen ausgelastet. Jedoch hat die Grossregion Ostschweiz am meisten Corona-Fälle in der ganzen Schweiz.

Andere Behandlungen müssen verschoben werden

Rudolf Hauri sagt weiter, dass sich die Lage in den Spitälern zuspitze. Spitäler müssten andere Behandlungen und Operationen verschieben, dies sei nicht gut.

Schulen sind Corona-Hot-Spots

Nun spricht der Kantonsarzt von Zug und Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und -ärzte VKS, Rudolf Hauri. «Die Positivitätsrate an Zuger Schulen ist derzeit 20 bis 30 Mal höher als zuvor.»

Gesundheitspersonal soll sich impfen lassen

Virginie Masserey vom BAG: «Es ist wichtig, dass sich das Gesundheitspersonal impfen lässt. Denn diese Personen haben am meisten Kontakt mit Infizierten.» Es dürfe nicht zu vielen Ausfällen des Personals kommen. Man müsse versuchen, dieses zu schützen.

Umso älter, umso höher das Risiko

Weiterhin seien mehr ungeimpfte Personen auf den Intensivstationen als geimpfte. Jedoch sei zu beobachten, dass das Risiko einer Spitaleinlieferung mit dem Alter steige, auch wenn man doppelt geimpft sei, so Masserey.

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