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Turbulenzen am LeutschenbachSRF-Direktorin Wappler bremst Umbauprojekt ab

Harzige Transformation: Die Direktion hat das Umbauprojekt «SRF 2024» gebremst.

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Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) will Millionen sparen und gleichzeitig zu einem komplett neuen Unternehmen werden: zu einem digitalen Medienhaus. Doch der Umbau zieht laut «NZZ am Sonntag» schwere Turbulenzen nach sich. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sprechen in der Zeitung von mieser Stimmung und Managementfehlern. «Man lässt uns spüren, dass der klassische TV-Journalismus ein Auslaufmodell ist», erzählt ein Mitarbeiter. Ausgerechnet bei den Flaggschiffen von SRF, den Nachrichtensendungen wie «Tagesschau», «10 vor 10» und «Schweiz aktuell», seien die Zustände nach einer ersten Neuorganisation gravierend.

Was ist los im Leutschenbach? Bis 2022 brechen dem Sender geschätzt 16 Millionen Franken an Werbeeinnahmen weg. Dadurch ist die öffentlich-rechtliche Medienanstalt gezwungen, zu sparen. Gleichzeitig brauche man jedoch über 50 Millionen für neue digitale Formate und Technologie. Direktorin Nathalie Wappler kündigte deshalb ein gewaltiges Sparprogramm von 68 Millionen Franken an – 211 Stellen sollten gestrichen, 95 neu aufgebaut werden.

«Der ursprüngliche Zeitplan war zu ambitioniert»: SRF-Direktorin Nathalie Wappler.

«SRF 2024» heisst das Projekt, mit dem sich das Schweizer Radio und Fernsehen eine fundamentale Neuausrichtung verpassen will. Dieses gestaltet sich viel harziger als angenommen. Zudem sieht sich der Sender mit dem Vorwurf konfrontiert, dass die Redaktionen an journalistischer Qualität einbüssen würden, verursacht von Abgängen prominenter Aushängeschilder wie Stefan Büsser, Nik Hartmann, Peter Düggeli, Nicoletta Cimmino, Julian Graf, Ueli Schmezer, Jann Billeter, um nur einige zu nennen.

Sichtbarer Kompetenzverlust

«Sie haben den Newsroom runtergespart», kritisiert einer. Besonders in der Inland- und Bundeshausredaktion sei der Verlust an Know-how enorm, heisst es von einem Mitarbeiter, der geblieben ist. Ersetzt würden die Abgänge nur durch befristete Stellen oder günstige Praktikantinnen und Praktikanten.

Nach einer Zählung der «NZZ am Sonntag» haben in den letzten drei Jahren des Umbaus mindestens 136 von 1038 Redaktionsmitgliedern das Unternehmen verlassen. Bald werden die nächsten Reformschritte bekannt gegeben. Das Umbauprojekt wurde aber etwas gebremst. Der vor einem Jahr geplante Abbau von 211 Stellen soll langsamer erfolgen, ebenso der Aufbau neuer Stellen für den digitalen Wandel. Für neue Formate stünden statt der geplanten 23 Millionen erst 9 Millionen Franken zur Verfügung.

Das SRF habe in der TV-Sparte aus Generalisten Spezialisten machen wollen, die alle Sendungen beliefern, heisst es im Text weiter. Vorbild war Radio SRF. Die Qualität sollte steigen, man wollte agiler werden. Passiert sei jedoch das Gegenteil. Die Neuorganisation sei zu einem Bürokratiemonster geworden. Die versprochene Spezialisierung der Journalistinnen könne man vergessen. Niemand habe Zeit, sich um Dossiers zu kümmern, sagen Mitarbeiter. Die Fachredaktionen seien mit Chefinnen und Stellvertretern bestückt worden. Gleichzeitig seien die alten Chefs der Nachrichtensendungen auf ihren Stühlen sitzen geblieben. Die Folge: Immer mehr Vorgesetzte und immer weniger Mitarbeiter, die neu neben Beiträgen auch noch Social-Media-Videos herstellen müssen.

Die Themen in den Nachrichtensendungen würden stetig weniger, dafür länger. Es gehe nur noch darum, die Sendezeit zu füllen, sagen SRF-Journalisten. Tatsächlich seien «Tagesschau»-Beiträge von bis zu fünf Minuten keine Seltenheit mehr – die Vorgabe wäre zwei Minuten.

Redaktionen warnten frühzeitig

Um Beiträge zu verlängern, greife man häufig auf Studiogespräche zurück. SRF-Mitarbeitende würden sich auch gegenseitig interviewen, um die Sendezeit zu füllen. Dabei habe die Belegschaft schon früh vor einem Einbruch der journalistischen Qualität gewarnt. Bereits im Januar 2020 hätten sich die Redaktionen von «Eco», «Rundschau» und «Kassensturz» an die Geschäftsleitung gewandt und gefordert, dass Einsparungen rückgängig gemacht würden, da die journalistischen Inhalte zu schrumpfen drohten und die Recherche bedroht sei.

«Der ursprüngliche Zeitplan war zu ambitioniert, das Vorhaben erwies sich als sehr komplex», sagt SRF-Direktorin Nathalie Wappler in der «NZZ am Sonntag». «Es braucht bei neuen Angeboten immer Zeit, bis sich diese etabliert haben.» Im November will Wappler die Mitarbeiter über den Stand von «SRF 2024» informieren.

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