1,83 Franken für einen Liter Bleifrei – Jetzt wird Tanken richtig teuer

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1,83 Franken für einen Liter BleifreiJetzt wird Tanken richtig teuer

Der Benzin- und Dieselpreis ist erneut um drei Rappen gestiegen. Schuld an der Preisexplosion sind unter anderem die Frachtpreise auf dem Rhein. Denn der Fluss hat zu wenig Wasser.

Darum gehts

  • Die Benzin- und Dieselpreise steigen seit Anfang Monat stetig an.

  • Am Donnerstag sind die Preise erneut um drei Rappen in die Höhe geschossen.

  • Schuld daran sind unter anderem die Frachtpreise auf dem Rhein.

Wer tanken will, muss tief ins Portemonnaie greifen: Die Preise von Benzin und Diesel explodieren. So haben die ersten Tankstellen die Preise an der Zapfsäule bereits Anfang Monat um drei Rappen erhöht. Jetzt sind die Preise erneut gestiegen.

Ein Liter Bleifrei 95 kostet seit Donnerstag im Schnitt 1.83 Franken, wie der TCS gegenüber 20 Minuten mitteilt. Das sind drei Rappen mehr als bisher. Ein Liter Diesel kostet statt 1.85 Franken neu durchschnittlich 1.88 Franken pro Liter.

Am meisten kostet das Benzin laut TCS in der Region Zürich. In ländlichen Gebieten sei Sprit in der Regel günstiger. So kostet etwa ein Liter Bleifrei 95 an der BP Tankstelle in Wollishofen Zürich 1.85 Franken. In St. Gallen an der Langgasse 124 kostet ein Liter hingegen 1.79 Franken und in Luzern, Staldenhof 1 nur 1.77 Franken.

Teure Frachtpreise sind Schuld am Preissprung

Oel-Pool AG, die die Ketten Ruedi-Rüssel, Miniprix und BP betreibt, bestätigt den jüngsten Preisaufschlag: «Mitte Monat mussten wir den Literpreis nochmals um rund drei bis vier Rappen erhöhen», sagt Bernhard Maurer. Verantwortlich für den erneuten Preissprung seien vor allem die Frachtpreise auf dem Rhein.

«Seit Anfang Monat haben sich die Frachtpreise von 24 Franken auf 54 Franken pro Tonne mehr als verdoppelt», erklärt Maurer. Das Problem sei der niedrige Wasserstand im Rhein. Darum können die Schiffe nur noch mit rund 40 Prozent ihrer Kapazität beladen werden, weil sie sonst auf Grund laufen würden.

«Trotzdem braucht es gleich viel Besatzung an Bord, das treibt die Frachtpreise und dementsprechend die Benzin- und Dieselpreise zusätzlich in die Höhe», so Maurer. Das spüren nun auch die Konsumentinnen und Konsumenten an der Zapfsäule. Ein Ende ist dabei nicht in Sicht. Die Preise an den Tankstellen dürften bereits diese Tage weiter steigen, vermutet Maurer.

So setzt sich der Benzinpreis zusammen

Etwa drei Viertel der in der Schweiz verbrauchten Treibstoffe für den Strassenverkehr, das heisst Benzin und Diesel, werden als Fertigprodukte importiert. Der Rest wird in der Raffinerie Cressier hergestellt. Der Preis für importiertes Benzin setzt sich aus drei Hauptblöcken zusammen: Beschaffungskosten am internationalen Erdölmarkt inklusive Fracht zur Schweizer Grenze (Rhein), staatliche und öffentlich-rechtliche Abgaben (die mehr als die Hälfte des Preises ausmachen) sowie Vertriebskosten im Inland. (Quelle: Avenergy)

Damit liegen die Treibstoffpreise so hoch, wie seit drei Jahren nicht mehr, wie Roland Bilang, Chef von Avenergy Suisse gegenüber 20 Minuten bestätigt. Treiber der Spritpreise sind in erster Linie die steigenden Rohölpreise aufgrund der weltweit explodierenden Nachfrage: Weil viele Länder Corona-Massnahmen fallen lassen, läuft die Wirtschaft wieder auf Hochtouren und die Nachfrage nach Energierohstoffen ist gross.

Avenergy geht davon aus, dass die Rohölpreise über den Winter hoch bleiben könnten. «Was sich auch an den Zapfsäulen niederschlägt», so Bilang. Die Preise fürs Benzin bleiben diesen Winter also hoch. Allerdings geht Bilang nicht davon aus, dass die Spritpreise nochmals stark steigen – es gebe keinen Grund dafür.

650 Millionen zu viel für Sprit bezahlt

Benzin ist wegen Klimaschutzauflagen in den letzten Jahren um zwei Rappen pro Liter teurer geworden. Mit dem Geld finanzieren Treibstoffimporteure Klimaschutzmassnahmen, die einen Teil der CO2-Emissionen aus Benzin und Diesel kompensieren. Dabei waren die Treibstoffimporteure übereifrig: Sie haben zwischen 2013 und 2020 doppelt so viel CO2 eingespart, wie vom Bund vorgegeben war: Statt 6,2 Millionen Tonnen wurden 11,2 Millionen eingespart, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Autofahrerinnen und Autofahrer haben also jahrelang zu viel Aufschlag bezahlt – rund 650 Millionen zu viel. Statt zwei Rappen pro Liter hätte auch ein Aufschlag von 0,8 Rappen genügt. Trotzdem macht der hohe Ansatz Sinn, weil Treibstoffimporteure so Bussen vermeiden. Erreichen sie ihr Klimaziel nicht, müssen sie pro fehlende Tonne CO2 nämlich 160 Franken zahlen – doppelt so viel Geld, wie es zurzeit kostet, um eine Tonne CO2 zu reduzieren. So kämen Bussen auch die Automobilisten teurer zu stehen.

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