Corona-Politik – Bundesrat kommt Genesenen entgegen – und lässt Zertifikatspflicht in Kraft

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Corona-PolitikBundesrat kommt Genesenen entgegen – und lässt Zertifikatspflicht in Kraft

Genesene sollen leichter ein Zertifikat erhalten, und dieses ist unter Umständen länger gültig. Die Aufhebung der Zertifikatspflicht verschiebt der Bundesrat jedoch.

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Darum gehts

  • Politiker und Politikerinnen haben in den letzten Tagen eine Aufhebung der Zertifikatspflicht gefordert. Dem kommt der Bundesrat aber aufgrund der aktuellen Lage nicht nach. Er will Mitte November nochmals darüber befinden.

  • Hingegen soll es Erleichterungen beim Erhalt des Zertifikats geben. Genesene können auch ohne PCR-Test ein Zertifikat bekommen. Und ein Genesenen-Zertifikat aufgrund eines PCR-Tests ist ein ganzes Jahr gültig statt wie bis heute ein halbes Jahr.

  • Betreffend Zertifikate für Einreisende hat der Bundesrat beschlossen, dass auch Personen, die mit einem nur von der WHO anerkannten Präparat geimpft worden sind, ein Schweizer Zertifikat erhalten sollen.

  • Diese Vorschläge sind bis am 26. Oktober in der Konsultation. Am 3. November entscheidet der Bundesrat.

Mit einem «Schweizer Covid-Zertifikat» will der Bundesrat für mehrere Gruppen von Personen den Zugang zum Zertifikat erleichtern. Dies teilte die Landesregierung am Mittwochnachmittag mit. Damit würden mehrere Anliegen aus der Herbstsession aufgenommen.

Eine dieser Gruppen, die erleichterten Zugang erhalten sollen, sind Genesene, die ihre frühere Infektion nicht mit einem PCR-Test belegen können, die jedoch einen aktuellen positiven Antikörpertest (einen so genannten serologischen Test) vorlegen können. Dieser Test ist kostenpflichtig, und das Zertifikat auf 90 Tage beschränkt.

Hingegen soll das Zertifikat für Genesene, die ihre Erkrankung mit einem PCR-Test belegen können, neu nicht mehr nur ein halbes, sondern ein ganzes Jahr gültig sein. Die aktuell vorliegenden Daten belegen laut Bundesrat eine länger dauernde Schutzwirkung vor schwerer Erkrankung und Hospitalisation. Da in der EU die Zertifikate für Genesene nur 180 Tage gültig sind, ist dieses verlängerte Zertifikat nur für den Gebrauch in der Schweiz vorgesehen.

Die Beschlüsse gehen bis zum 26. Oktober in die Konsultation, am 3. November entscheidet der Bundesrat definitiv.

Zertifikat auch für Leute aus China und Südamerika

Personen, die sich aus medizinischen Gründen weder impfen noch testen lassen können, haben zwar heute schon Zugang zu Betrieben, Einrichtungen und Veranstaltungen, anhand eines ärztlichen Attests. Künftig sollen sie aber laut Entscheid des Bundesrats ein maschinenlesbares Schweizer Covid-Zertifikat bekommen, das ein Jahr lang gültig ist.

Und auch der Tourismus-Branche kommt der Bundesrat entgegen: Aktuell erhalten Touristen und Touristinnen nur ein Schweizer Zertifikat, wenn sie mit einem von der EU oder der Schweiz zugelassenen Präparat geimpft worden sind. Neu sollen auch Touristen und Touristinnen ein Schweizer Zertifikat erhalten, die mit einem nur von der WHO zugelassenen Stoff geimpft worden sind. Diese Zertifikate sind nur 30 Tage lang und nur in der Schweiz gültig.

Vertreter und Vertreterinnen des Tourismus freuen sich darüber, wie Markus Berger von Schweiz Tourismus sagt: «Mit wenig Aufwand wird das Reisen in die Schweiz für weitere wichtige Gästegruppen leichter und dieser Aufwand sich somit positiv auswirken. Profitieren davon können alle asiatischen Märkte, die Golfstaaten und Südamerika.»

Zertifikatspflicht bleibt bestehen

Auch über eine mögliche Aufhebung der Zertifikatspflicht hat der Bundesrat an seiner Sitzung vom 20. Oktober gesprochen. Nicht mehr nur SVP-, sondern auch Mitte-Politiker hatten sich in jüngster Zeit kritisch über die bestehenden Massnahmen geäussert.

Doch der Bundesrat will die Zertifikatspflicht noch nicht aufheben. Dies wäre mit zu hohen Risiken für das Gesundheitswesen verbunden, so die Begründung. Zwar habe sich die epidemiologische Situation entspannt. Fallzahlen, Hospitalisationen und Belegung der Intensivstationen hätten abgenommen. Allerdings stagnierten die Fallzahlen seit einigen Tagen, in mehreren Kantonen nähmen Ansteckungen bereits wieder zu.

Es sei wegen des Ferienendes und weil sich die Leute vermehrt in Innenräumen aufhalten werden in den nächsten Wochen mit einer Zunahme der Fallzahlen zu rechnen. Hinzu komme, dass die Deltavariante ansteckender sei und zu mehr schweren Verläufen führe, wodurch die Intensivstationen stärker belastet werden. Der Bundesrat habe dabei andere Länder in seine Analyse einbezogen. Etwa Israel und die Niederlande, wo die Zahlen nach der Öffnung stark angestiegen sind und zu einer hohen Belastung der Spitäler geführt haben.

Mitte November will der Bundesrat erneut über die Aufhebung der Zertifikatspflicht befinden. Entscheidend sei dabei nicht die Durchimpfungsrate, sondern die Belastung des Gesundheitswesens. Dies entspreche auch dem Drei-Phasen-Modell des Bundesrats.

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