«Sie schiessen über die Strasse!» – Britischer Youtube-Star berichtet von aussergewöhnlichem Berner Schützenverein

Publiziert

«Sie schiessen über die Strasse!»Britischer Youtube-Star berichtet von aussergewöhnlichem Berner Schützenverein

Tom Scott war beeindruckt davon, dass man in der Schiessanlage Brünnlisau über eine vielbefahrene Strasse schiesst. Der Verein freut sich über die vielen positiven Kommentare.

So beginnt Tom Scotts Kurz-Doku über die Schützengesellschaft Erlenbach-Wimmis.

Youtube/Tom Scott

Darum gehts

  • Tom Scott berichtet auf seinem Youtube-Kanal über die Schützengesellschaft Erlenbach-Wimmis.

  • Er erklärt seinen Zuschauerinnen und Zuschauern, wie es möglich ist, sicher über eine Strasse mit fahrenden Autos zu schiessen.

  • Gleichzeitig erklärt er den Umgang der Schweiz mit Schusswaffen.

  • Das Video hat 24 Stunden nach der Veröffentlichung fast 1,5 Millionen Views.

«Hey, das ist eine 10!», ruft Tom Scott und lacht. Der bekannte britische Youtuber mit über 4,5 Millionen Abonnenten liegt in der Schiessanlage Brünnlisau im Berner Oberland auf dem Boden und versucht sich im 300-Meter-Stand. Am Ende seiner Schiessversuche hat er 56 von 100 Punkten – gar nicht schlecht fürs erste Mal.

Wenn es etwas gibt, das vor allem die englischsprachige Welt an der Schweiz fasziniert, dann ist es der Umgang mit Waffen. Scott stattete deshalb einem Schützenverein einen Besuch ab – der Schützengesellschaft Erlenbach-Wimmis im Berner Oberland. Das besondere an dessen Anlage: Man schiesst über eine Hauptstrasse.

«Ich denke, das hier ist die bestmögliche Demonstration, um zu zeigen, was für eine Einstellung die Schweiz zu Schusswaffen und Schusswaffen-Sicherheit hat», sagt Scott zu Beginn seines Beitrags. «Man schiesst hier, die Zielscheiben sind dort drüben, und dazwischen ist eine Hauptstrasse. Und es ist sicher.»

«Was, wenn jemand aufsteht?»

Den Hauptgrund dafür hat Scott schnell ausgemacht: Eine Mauer aus armiertem Beton, die den Schusswinkel begrenzt. Geschossen wird in der Brünnlisau nämlich nur im Liegen, so ist es rein geometrisch gar nicht möglich, Autos zu treffen, die auf der Strasse unterwegs sind. Als weitere Gründe führt er an, dass Gewehrbesitzerinnen und -besitzer in der Schweiz meist im Militär waren und darum «gründliches Training» mit Schusswaffen hatten. Ausserdem dürfen die Gewehre nur im Liegen geladen sein.

«Die berechtigte Frage lautet natürlich: Was, wenn jemand einfach aufsteht?», sagt Scott. «Es ist unwahrscheinlich, dass das passiert.» Und weiter: «Wenn jemand mit einer Waffe Schaden anrichten will, ist das nicht der Weg, wie er oder sie das tun würde. Mitglied in einem Schützenverein werden, die nötige Bewilligung erhalten und das dann einfach hinwerfen um einmal ein Auto attackieren zu können.»

In der Brünnlisau wird seit 1998 geschossen – und wie Vereinspräsident Edwin Karlen, der im Video den Zuschauerinnen und Zuschauern den Schiess-Sport in der Schweiz erklärt, sagt, habe es in diesen über 20 Jahren keine Zwischenfälle gegeben.

Schützenverein ist zufrieden

Das Video, das am Montagnachmittag auf Youtube hochgeladen wurde, hat knapp 24 Stunden später bereits rund 1,5 Millionen Views. Am Mittwochmorgen geht die Zahl auf 2 Millionen zu. Bei der Schützengesellschaft ist man glücklich: «Mit dem Video sind wir sehr zufrieden», sagt Sekretär Stefan Stucki auf Anfrage von 20 Minuten. «Es ist spannend unsere geliebte Schiessanlage einmal aus der Luft zu sehen und aus Positionen welche nicht alltäglich sind.»

Rückmeldungen aus dem Bekanntenkreis habe es noch eher wenige gegeben, da das Video noch nicht lange online sei. «Ich freue mich aber wie viel Positives im Kommentarbereich auf Youtube gepostet wird», sagt Stucki.

Und wie gut war Tom Scott bei seinen ersten Schussversuchen wirklich? «In der Tat war er auf Anhieb so gut», sagt Stucki. «Er hatte zuvor mit unserem Vereinspräsidenten nur etwa zehn Minuten Trockenübungen gemacht.»

Schusswaffen in der Schweiz

Gemäss aktuellen Zahlen sind in der Schweiz derzeit zwischen 2,3 und 2,5 Millionen Gewehre und Pistolen in Privatbesitz. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtete, stand die Schweiz 2018 in Bezug auf privaten Waffenbesitz weltweit hinter den USA, Jemen und Serbien an vierter Stelle. Wie Zahlen der Uno und der Schweizer Stiftung «Small Arms Survey» zeigen, gab es in der Schweiz rund 7,7 Schusswaffentote pro Million Einwohnerinnen und Einwohner, wie der «Guardian» 2012 schrieb.

Damit hatte die Schweiz im internationalen Vergleich Rang 2 hinter den USA (mit 29,7) inne und lag vor Belgien (6,8) und Luxemburg (6,2). Allerdings ist festzustellen, dass in der Schweiz die Mehrzahl (91,3 Prozent) auf Suizide entfallen. Seit Ende der 90er-Jahre ist die Anzahl der Schusswaffentoten in der Schweiz stark rückläufig.

Auch die Politik beschäftigt sich immer wieder mit Schusswaffen. 2011 verwarf die Schweizer Stimmbevölkerung die Initiative «Für den Schutz vor Waffengewalt» mit 56,3 Prozent der Stimmen. 2019 wurde das Referendum gegen die Änderung des Waffengesetzes gemäss der EU-Waffenrichtlinie mit 63,7 Prozent abgelehnt.

Hast du oder hat jemand, den du kennst, Suizidgedanken? Oder hast du jemanden durch Suizid verloren?

Hier findest du Hilfe:

Pro Mente Sana, Tel. 0848 800 858

Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen

Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29

Angehörige.ch, Beratung und Anlaufstellen

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

My 20 Minuten

Als Mitglied wirst du Teil der 20-Minuten-Community und profitierst täglich von tollen Benefits und exklusiven Wettbewerben!

Als Mitglied wirst du Teil der 20-Minuten-Community und profitierst täglich von tollen Benefits und exklusiven Wettbewerben!

Deine Meinung

68 Kommentare