Point de Presse - «Der Bundesrat wird über Massnahmen entscheiden und nicht die Bergbahnen»

Point de Presse«Der Bundesrat wird über Massnahmen entscheiden und nicht die Bergbahnen»

Expertinnen und Experten haben in Bern über die neusten Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus informiert. Die epidemiologische Lage sei ungünstig, sagte Patrick Mathys vom BAG.

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Medienkonferenz des Bundes in Bern

Screenshot Youtube/BAG

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Dienstag, 19.10.2021

Zusammenfassung der Medienkonferenz

  • «Es ist leider so, dass die epidemische Situation sich verschlechtert. Das Impftempo kann diesem Trend keine Parole bieten, dafür wird zu wenig geimpft.» Die epidemiologische Lage sei als ungünstig einzustufen, so Mathys vom BAG.

  • Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte VKS, sagt: «Es kursieren immer noch sehr viele falsche Informationen. Covid-19 kann glimpflich verlaufen, es gibt jedoch genug schlimme Fälle mit Langzeitfolgen.» Eine Impfung führe nicht zu Unfruchtbarkeit, eine Covid-Infektion könne aber Totgeburten hervorbringen.

  • Von Long-Covid spreche man, wenn mindestens drei Monate nach der Infektion Symptome auftreten. Von denen gäbe es eine Vielzahl. «Wir lernen immer mehr über den klinischen Verlauf der Long-Covid-19-Erkrankung», so Milo Puhan, Direktor des Instituts für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention Universität Zürich.

  • Es habe sich gezeigt, dass geimpfte Personen weniger anfällig auf Long-Covid seien wie ungeimpfte Personen. «Es hat sich herausgestellt, dass wir mehr Long-Covid-Patienten haben, die nicht geimpft waren.» Es könne zwar vorkommen, die Symptome seien aber viel milder, so Mayssam Nehme, Cheffe de clinique, Département de médecine de premier recours, Hôpitaux Universitaires Genève HUG weiter.

  • Patrick Mathys vom BAG zur heutigen Meldung der Bergbahnen, diesen Winter keine Zertifikatspflicht auf den Pisten einzuführen: «Es ist ein wenig vermessen, jetzt schon zu sagen, dass es einen Winter ohne Zertifikatspflicht in den Skigebieten gibt.» Schlussendlich werde der Bundesrat entscheiden und nicht die Bergbahnen.

Die Medienkonferenz ist beendet

Nach gut einer Stunde ist die Medienkonferenz beendet.

Herzmuskelentzündung bei unter 18-Jährigen

Eine Journalistin sagt, dass es bei unter 18-Jährigen laut Studien vermehrt zu Herzmuskelerkrankungen kommt, wenn sie mit Moderna geimpft wurden. Solle man Junge jetzt nur noch mit anderen Impfstoffen impfen?

Mathys: «Diese Entzündungen sind nicht nur auf die Impfung zurückzuführen. Diese können vor allem bei einer Covid-Erkrankung auftreten.» Dass skandinavische Länder den Moderna-Impfstoff bei jungen Menschen nicht mehr verwenden, sei eine reine Vorsichtsmassnahme, so Mathys weiter.

Drittimpfungen für immunschwache Menschen

Ein Journalist möchte wissen, ob die Kantone für die dritte Impfung bereit seien. Herr Hauri dazu: «Immunschwache Menschen bekommen jetzt schon eine dritte Impfung.» Aber grundsätzlich seien die Kantone bereit, dass gehe schnell, wie Hauri sagt.

Bundesrat entscheidet, nicht die Bergbahnen

Patrick Mathys vom BAG sagt dazu noch: «Es ist ein wenig vermessen, jetzt schon zu sagen, dass es einen Winter ohne Zertifikatspflicht in den Skigebieten gibt.» Schlussendlich werde der Bundesrat entscheiden und nicht die Bergbahnen.

Bergbahnen ohne Zertifikat

Wie heute bekannt wurde, gibt es in der Schweiz in diesem Winter keine Zertifikatspflicht in den Skigebieten. Ein Journalist möchte von Herrn Hauri wissen, was er dazu sagt. «Stand jetzt kann ich ihnen noch nicht sagen, ob es der richtige Weg ist. Das wird sich erst noch zeigen, ich denke es ist auch noch nicht das letzte Wort gesprochen in diesem Fall.»

Medienkonferenz des Bundes in Bern

Medienkonferenz des Bundes in Bern

Screenshot Youtube/BAG

Man müsse die Situation beobachten und werde zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal anschauen, ob das ohne Zertifikatspflicht in den Skigebieten so bleiben werde.

Gibt es eine Booster-Impfung?

Ein Journalist will wissen, ob und wann es eine Booster-Impfung gibt. Mathys dazu: «Swiss Medic ist daran, eine Booster-Impfung zu prüfen.» Er könne aber noch nicht sagen, wann das der Fall ist.

Geimpfte haben mildere Long-Covid-Verläufe

Es habe sich gezeigt, dass geimpfte Personen weniger anfällig auf Long-Covid seien wie ungeimpfte Personen. «Es hat sich herausgestellt, dass wir mehr Long-Covid-Patienten haben, die nicht geimpft waren.» Es könne zwar vorkommen, die Symptome seien aber viel milder, so Nehme weiter.

Long-Covid-Sprechstunde

Mayssam Nehme sagt weiter: «Alle Menschen, welche an Long-Covid leiden, können zu uns in die Sprechstunde kommen.» Diese habe man am 15. März 2020 aufgebaut. Doch wer kommt in eine solche Sprechstunde?

Nehme macht ein Beispiel. «Ein 35-jähriger Mann, der sich im März 2020 mit Covid-19 angesteckt hat, kommt im Januar dieses Jahres zu uns. Vor der Ansteckung war er kerngesund. Er leidet an Müdigkeit und Kurzatmigkeit, kann kaum alleine stehen nach einer körperlichen Betätigung.» Solche Fälle seien keine Einzelfälle.

Long-Covid-Patienten betreuen und begleiten

Jetzt übernimmt Mayssam Nehme, Ärztin Innere Medizin am HUG Spital in Genf. «Es laufen Studien dazu, um mehr über die Long-Covid-Folgen herauszufinden. Uns ist es wichtig, die Patienten klinisch zu betreuen und zu begleiten.»

Mayssam Nehme, Cheffe de clinique, Département de médecine de premier recours, Hôpitaux Universitaires Genève HUG

Mayssam Nehme, Cheffe de clinique, Département de médecine de premier recours, Hôpitaux Universitaires Genève HUG

Screenshot Youtube/BAG

Mehr Wissen, aber noch wenig zu Therapien

Puhan: «Man wisse immer mehr über die Erkrankung, jedoch noch zu wenig darüber, wie man Long-Covid therapieren kann.» Die WHO arbeitet aber intensiv daran, um mehr darüber herauszufinden.

Erschöpfung, Müdigkeit und Lungenprobleme

Von Long-Covid spreche man, wenn mindestens drei Monate nach der Infektion Symptome auftreten. Von denen gäbe es eine Vielzahl. «Wir lernen immer mehr über den klinischen Verlauf der Long-Covid-19-Erkrankung», so Puhan.

Langzeitfolgen-Definition der WHO

Nun übernimmt Milo Puhan, Direktor des Instituts für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention, Universität Zürich. Er spricht über die Langzeitfolgen einer Covid-19-Infektion. Diese wurden von der WHO festgelegt.

Milo Puhan, Direktor des Instituts für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention, Universität Zürich

Milo Puhan, Direktor des Instituts für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention, Universität Zürich

Screenshot Youtube/BAG

Reiserückkehrer stecken sich häufiger an

Es sei vermehrt zu beobachten, dass Reiserückkehrer positiv getestet werden. Eine Region könne sich aber noch nicht abzeichnen, so Hauri weiter.

«Es kursieren immer noch sehr viele Falschinformationen»

Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte VKS, sagt: «Es kursieren immer noch sehr viele falsche Informationen. Covid-19 kann glimpflich verlaufen, es gibt jedoch genug schlimme Fälle mit Langzeitfolgen.»

Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte VKS

Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte VKS

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Es könne jede Altersgruppe treffen und die Impfung sei nicht gefährlich. Sie könne nicht zur Unfruchtbarkeit führen. Eine Corona-Infektion könne jedoch zu Totgeburten führen, so Hauri weiter.

Verschlechterung der epidemischen Situation

Mathys: «Es ist leider so, dass die epidemische Situation sich verschlechtert. Das Impftempo kann diesem Trend keine Parole bieten, dafür wird zu wenig geimpft.» Die epidemiologische Lage sei als ungünstig einzustufen.

71 Prozent vollständig geimpft

In der Schweiz sind bisher 75 Prozent der Bevölkerung geimpft, davon 71 Prozent komplett. Im Schnitt werden rund 22'000-23'000 Impfungen pro Tag verabreicht.

Corona-Tests nehmen stark ab

Die Testzahlen nehmen stark ab, so Mathys. Die positiven Tests hingegen nehmen stark zu, wie eine eingeblendete Grafik zeigt.

Todesfälle stagnieren

Die Zahl der Todesfälle verändern sich kaum. Es sind immer noch etwa 5 Todesfälle pro Tag zu beklagen.

Zentral- und Ostschweiz Fallzahlen am höchsten

In den Zentral- und Ostschweizer Kantonen sind die Fallzahlen am höchsten. Diese Kantone haben auch eher eine tiefe Impfquote. Am meisten grassiere das Virus bei 10- bis 19-Jährigen, so Mathys.

Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG

Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG

Screenshot Youtube/BAG

Die aktuelle Lage

Die aktuelle Lage kann laut Patrick Mathys als gut eingestuft werden. «Doch es ziehen dunkle Wolken auf im Hinblick auf die nächsten Wochen», so Mathys. In gewissen Kantonen nehmen die Fallzahlen bereits wieder zu, fügt er an.

Die Medienkonferenz beginnt

Die Expertinnen und Experten betreten den Saal. Zuerst spricht Patrick Mathys.

1240 neue Fälle

Das Bundesamt für Gesundheit hat heute Mittag 1240 neue Fälle gemeldet, die in den letzten Tagen positiv auf das Coronavirus getestet wurden.

Medienkonferenz

Der Point de Presse auf Fachebene beginnt um 14 Uhr. Die Teilnehmenden:

  • Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG

  • Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte VKS

  • Mayssam Nehme, Cheffe de clinique, Département de médecine de premier recours, Hôpitaux Universitaires Genève HUG

  • Milo Puhan, Direktor des Instituts für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention, Universität Zürich

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