Energieknappheit – Bund kann uns zum Stromsparen zwingen

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EnergieknappheitBund kann uns zum Stromsparen zwingen

Der Strom könnte in Zukunft schon bald knapp werden. Als äusserste Massnahme kann der Bund den Strom rationieren. Firmen haben bereits entsprechende Post aus Bern erhalten.

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Darum gehts

  • Wegen fehlender Importe dürfte der Strom im Winter künftig knapp werden.

  • Gegen einen Stromausfall wollen Fachleute 2000 kleine Gaskraftwerke bauen.

  • Auch sollen Firmen Strom sparen.

Ein Strommangel gilt derzeit neben der Pandemie als grösste Gefahr für die Schweiz. Denn der Strom könnte in Zukunft schon bald knapp werden. Weil das Rahmenabkommen mit der EU gescheitert ist, will diese kein Stromabkommen mit der Schweiz schliessen. Bern versucht nun eine Vereinbarung auszuhandeln, aber trotzdem könnte es uns im Winter an elektrischer Energie mangeln.

Firmen können gezwungen werden, Strom zu sparen

Laut «NZZ am Sonntag» erhalten rund 30’000 Firmen bis Ende November eine Stromspar-Broschüre. Die Unternehmen werden darin instruiert, wie sie sich im Fall einer Strommangellage verhalten müssen – und aufgefordert, sich Gedanken zu machen, wie sie Energie sparen können. Die Lage ist klar: Der Bund kann die Firmen sogar dazu zwingen, ihren Stromverbrauch zu reduzieren. Das steht in einer Broschüre, die der «NZZaS» vorliegt. Diese wird allen Firmen zugestellt, die jährlich mehr als 100’000 Kilowattstunden Strom verbrauchen.

Bund kann Rolltreppen und Klimaanlagen verbieten

In der Broschüre steht, was passiert, falls die Nachfrage nach Strom das Angebot übersteigen sollte: Zuerst würde die Bevölkerung zum Sparen angehalten, dann könnte der Bundesrat den Betrieb von Schwimmbädern, Klimaanlagen oder Rolltreppen verbieten. In einem dritten Schritt könnte er den Strom für die Wirtschaft kontingentieren. «Denkbar sind je nach Schwere der Mangellage verbindliche Reduktionsziele von 10 bis 30 Prozent», sagt Susanne Weidmann von Ostral. Die Organisation hat der Verband der Schweizerischen Elektrizitätsunternehmen im Auftrag des Bundes ins Leben gerufen, um das Land auf eine mögliche Strommangellage vorzubereiten. Ziel der Kontingentierung sei, noch drastischere Massnahmen wie Netzabschaltungen zu vermeiden.

Parmelin warnt vor Strom-Knappheit

Die Pandemie habe eindrücklich gezeigt, wie wichtig es sei, sich so gut wie möglich auf Krisen vorzubereiten, sagt Wirtschaftsminister Guy Parmelin in einem Video, welches auf der Webseite der Organisation für Stromversorgung in ausserordentlichen Lagen (Ostral) aufgeschaltet ist. Sollte der Strom im Land knapp werden, sei die Schweiz auf die Unterstützung aller Stromkunden angewiesen. Das treffe vor allem auf die Unternehmen als grosse Konsumenten zu.

2000 Gaskraftwerke gegen Blackouts

Ein Verband aus der Energiebranche bringt eine neue Lösung für das Versorgungsproblem ins Spiel: den gestaffelten Bau von rund 2000 kleinen Gaskraftwerken, die über weite Teile der Schweiz verteilt werden. Im für 2050 geplanten Vollausbau würde das System eine ähnliche Spitzenleistung erreichen wie die heutigen Kernkraftwerke. Das Konzept des Verbandes Powerloop liegt der «NZZ am Sonntag» vor. Es sei so ausgelegt, dass die Anlagen möglichst wenig laufen – nur dann, wenn der Strom knapp ist. Damit die Kraftwerke dennoch finanziert werden können, schlägt der Verband eine Versicherungsprämie vor, wie Powerloop- Geschäftsführer Kurt Lüscher erklärt: Die Stromkundinnen und -kunden würden mit jeder Rechnung einen Zuschlag bezahlen, der in den Ausbau der Klein-Kraftwerke gesteckt wird. Für eine vierköpfige Familie wären das ungefähr zehn Franken pro Jahr.

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