Nach dem Ja zur «Ehe für alle» - Jetzt liebäugelt die Operation Libero mit der Leihmutterschaft

Publiziert

Nach dem Ja zur «Ehe für alle»Jetzt liebäugelt die Operation Libero mit der Leihmutterschaft

Laut der Tamedia-Umfrage finden weitere Liberalisierungsschritte in der Fortpflanzungsmedizin Anklang. Die Gegner der «Ehe für alle» befürchten die Abschaffung der Ehe.

Darum gehts

  • 51 Prozent der Befragten befürworten laut der Tamedia-Nachbefragung die Eizellenspende in der Schweiz, 30 Prozent die Leihmutterschaft.

  • Die Operation Libero unterstützt sowohl die Regulierung der Eizellenspende als auch der Leihmutterschaft.

  • «Das heutige Resultat ist ein Dammbruch für weitere Forderungen – obwohl der Nein-Anteil höher war als in den Abstimmungsumfragen», sagt Anian Liebrand vom Gegenkommitee der «Ehe für alle».

Die Gegner der «Ehe für alle» befürchten es schon lange: Es könnten weitere Liberalisierungsschritte folgen. Etwa im Bereich der Fortpflanzungsmedizin, wo Leihmutterschaft und Embryonenspende (siehe Box) heute in der Schweiz verboten sind. So heisst es in der Bundesverfassung: «Die Embryonenspende und alle Arten von Leihmutterschaft sind unzulässig.»

Tatsächlich äussert sich nach dem Ja zur Ehe für alle mit Operation Libero erstmals eine Organisation für die Regularisierung der Eizellenspende und auch der Leihmutterschaft in der Schweiz. «Im Ausland ist die Leihmutterschaft erlaubt. Wenn wir sie in der Schweiz weiterhin verbieten, verschliessen wir die Augen vor der Tatsache, dass auch Schweizer Kinder dank einer Leihmutter im Ausland zur Welt gekommen sind», sagt Co-Präsident Stefan Manser-Egli.

«Weniger Risiken bei Eizellenspende»

Die Operation Libero befürwortet laut Manser-Egli deshalb sowohl die Regulierung der Eizellenspende als auch der Leihmutterschaft. Eizellenspende sei dank des medizinischen Fortschritts heute mit deutlich weniger Risiken behaftet. Und die Anerkennung der Leihmutterschaft würde die Chance bieten, diese Methode zu regulieren und die Involvierten auch rechtlich zu schützen, sagt Manser-Egli.

So weit geht Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan derzeit nicht. Die Baslerin, die sich im Parlament für die Rechte der LGBTQI-Gemeinschaft einsetzt, sagt: «Wir werden uns dieser Debatte stellen müssen. Doch es wäre noch verfrüht, dazu Stellung zu nehmen.»

30 Prozent befürworten Leihmutterschaft

Von der 20-Minuten-Leserschaft ist ein beträchtlicher Anteil für weitere Liberalisierungsschritte. Das ergibt die Tamedia-Nachbefragung. So würden 51 Prozent der Befragten die Eizellenspende in der Schweiz befürworten und immerhin 30 Prozent die Leihmutterschaft.

Dabei ist die Zustimmung höher, je jünger die Befragten sind. Während beispielsweise von den 18- bis 34-Jährigen 36 Prozent die Leihmutterschaft befürworten, sind es bei den über 65-Jährigen nur noch 22 Prozent.

Politikerinnen und Politiker aus konservativen und religiösen Kreisen äussern schon länger Bedenken, dass das Ehe- und Fortpflanzungsmedizin-Recht weiter liberalisiert werden könnte. So beispielsweise der frühere Berner EVP-Kantonsparlamentarier Ruedi Löffel:

«Dammbruch für weitere Forderungen»


Die Promotoren einer weitergehenden Liberalisierung würden sich jetzt durch das Abstimmungsresultat bestärkt fühlen. «Das heutige Resultat ist ein Dammbruch für weitere Forderungen – obwohl der Nein-Anteil höher war als in den Abstimmungsumfragen», sagt der Luzerner.

Er vertraue darauf, dass die Leute differenzieren könnten. Allerdings befürchte er, dass das Eherecht weiter modernisiert und die Ehe sogar abgeschafft werde, zugunsten einer «Verantwortungsgemeinschaft» wie sie Jungpolitiker zum Teil gerne einführen würden.

Eizellenspende und Leihmutterschaft

Embryonenspende

Der Spenderin werden reife Eizellen entnommen. Diese werden mit den Spermien des Wunschvaters künstlich befruchtet und darauf der Empfängerin eingepflanzt, die das Kind austrägt.

Leihmutterschaft
Eine Frau trägt ein Kind aus. Vor dem Beginn ihrer Schwangerschaft hat sie sich verpflichtet, das Kind nach der Geburt Dritten zu übergeben. Bei der traditionellen Leihmutterschaft wird die Leihmutter natürlich oder künstlich befruchtet. Das Kind ist mit ihr genetisch verwandt. Bei der kompletten Leihmutterschaft wird ein Embryo eingesetzt. Erzeugt wurde dieser durch eine In-vitro-Fertilisation (IVF). Das Kind ist demnach genetisch nicht mit der Leihmutter verwandt.

Bleibe über Politikthemen informiert

Interessierst du dich auch über Bundesratswahlen und Abstimmungen hinaus für das Politgeschehen im Land? Liest du gerne spannende Interviews, Analysen, aber auch Lustiges zu aktuellen Themen? Abonniere hier den Politik-Push (funktioniert nur in der App)!

So gehts: Installiere die neuste Version der 20-Minuten-App. Tippe unten rechts auf «Cockpit», dann aufs «Einstellungen»-Zahnrad und schliesslich auf «Push-Mitteilungen». Beim Punkt «Themen» tippst du «Politik» an – schon läufts.

My 20 Minuten

Als Mitglied wirst du Teil der 20-Minuten-Community und profitierst täglich von tollen Benefits und exklusiven Wettbewerben!

Deine Meinung

111 Kommentare