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Experte zur Corona-ImpfungWas sagen Sie dazu, Herr Berger?

Christoph Berger, Präsident der Impfkommission und Arzt im Kinderspital Zürich, fotografiert im Sommer 2021.

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Warum lassen Sie sich trotz vieler Vorteile – Schutz vor schweren Krankheitsverläufen, Eindämmung der Pandemie, vereinfachter Alltag usw. – immer noch nicht impfen? Das fragten wir unsere Leserinnen und Leser online und in der Zeitung. Als Reaktion haben wir mittlerweile rund 1000 Mails mit offenen Fragen, Gegenargumenten und Zweifeln erhalten.

Eine Auswahl haben wir Christoph Berger vorgelegt. Der Infektiologe ist als Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen der bekannteste Vakzin-Experte im Land. Die Vor- und Nachnamen der Leserinnen und Leser wurden anonymisiert.

Ruedi M., Informatiker, Kanton Zürich

Welchen Sinn macht eine Impfung, wenn die Wirkung sowieso gleich wieder verpufft und ich nach ein paar Monaten schon die nächste Dosis brauche?

Berger: Die Wirkung der Impfstoffe verpufft nicht so schnell – und sie verpufft sicher nicht komplett. Studien zeigen, dass die Vakzine von Moderna und Pfizer mit Sicherheit auch sechs Monate nach ihrer Verimpfung noch vor schweren Infektionen schützen. Bei geimpften Personen können milde Infektionen auftreten. Das ist aber viel seltener der Fall als bei Ungeimpften, und das Virus wird von Geimpften viel seltener weitergegeben. Booster-Impfungen sind nach jetzigen Stand der Forschung höchstens für sehr betagte Personen relevant. Wer gesund ist und sich zweimal mit einem mRNA-Impfstoff hat impfen lassen, hat sein Möglichstes getan. Man ist nun für längere Zeit zu 90 Prozent vor einer schweren Infektion geschützt und muss sich vorläufig nicht um weitere Impfungen kümmern.

Von den Über-12-Jährigen sind in der Schweiz knapp 30 Prozent nicht gegen das Coronavirus geimpft (Stand 22. September).

Franziska J., Geisteswissenschaftlerin, Bern

Ich traue der mRNA-Impfung nicht, finde sie unheimlich. Ich kenne einige Personen, die nach der Impfung eine Gürtelrose, eine Herzmuskelentzündung oder chronische Kopfschmerzen entwickelten.

Eine Gürtelrose kann durch unspezifische Trigger reaktiviert werden. Eine Impfung kann ein solcher Trigger sein. Auch chronische Kopfschmerzen können sehr seltene Nebenwirkungen von Impfungen sein – allerdings nicht nur bei Corona-Impfungen, sondern bei allen Impfungen. Die Herzmuskelentzündung ist eine jener Nebenwirkungen, die bei mRNA-Impfstoffen festgestellt wurden. Bei frisch zum zweiten Mal geimpften Männern unter 30 Jahren kommt sie etwas öfter vor: Von 100’000 entwickeln 3 eine Herzmuskeltentzündung. Ein Teil der Betroffenen muss sich deswegen im Spital behandeln lassen. Sind diese Vorfälle deshalb ein Grund, auf die Impfung zu verzichten? Nein. Denn es ist wahrscheinlicher, an Corona zu erkranken und dabei eine Herzmuskelentzündung zu entwickeln.

Beatrice A., Pflegefachfrau, Schwyz

Ich hatte im Dezember 2020 Corona. In meinem Körper hat es noch sehr viele Antikörper, wie ein Test kürzlich gezeigt hat. Trotzdem muss ich mich nun testen lassen, um ein Zertifikat zu bekommen. Das ergibt doch keinen Sinn!

Die Diskussion um die Antikörper wird oft zu unpräzise geführt. Ein Antikörpertest vermittelt vielen eine falsche Sicherheit. Viele Antikörper bedeuten lediglich, dass jemand Covid-19 hatte. Sie bedeuten nicht, dass sie oder er vor einer neuerlichen Infektion geschützt ist, zumal vor einer Infektion mit einer mutierten Variante. Ich empfehle Genesenen daher, sich einmal impfen zu lassen. Dann ist ihr Immunsystem besser, länger und breiter aufgestellt gegenüber einer allfälligen späteren Infektion.

Marlies Z. Hausfrau, Zürich

Mein Mann, mein Sohn und ich haben uns sofort impfen lassen, als das möglich wurde. Meine 30-jährige Tochter jedoch hat sich noch nicht impfen lassen. Sie fürchtet, danach nicht mehr schwanger werden zu können. Eine Angst, die sie offenbar mit vielen jungen Frauen teilt. Können Sie sie beruhigen?

Ja. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Corona-Impfung und ausbleibenden Schwangerschaften. Es ist keine einzige Impfung bekannt, die die Fruchtbarkeit beeinflusst.

Luzia W., Studentin, Zürich

Während des Grossteils meiner Schwangerschaft wurde mir von einer Covid-Impfung abgeraten. Kurz vor der Geburt wurde die Impfung dann plötzlich empfohlen. Weshalb, konnte ich nicht nachvollziehen. Die Forschung machte ja keinen Quantensprung. Nun stille ich und frage mich, ob ich das Richtige tue, mich impfen zu lassen. Oder ob sich in ein paar Wochen herausstellt, dass Stillende sich besser nicht impfen lassen sollten.

Zu Beginn der Pandemie hatten wir zu wenige Daten, um Schwangeren eine Impfung empfehlen zu können. So läuft das ja meistens: Man wartet bei den Schwangeren zu, bis man die Sicherheit hat, dass ihnen und ihrem Kind die Impfung nicht schadet. Bei den mRNA-Impfstoffen gegen Covid-19 sind wir jetzt so weit, dass wir Entwarnung geben und die Impfung empfehlen können. Die Impfung ist angesichts der Delta-Variante auch sehr sinnvoll: Wir sehen nun schwere Krankheitsverläufe bei Schwangeren.

Auch Stillenden können wir heute klar sagen: Ihr könnte euch unbesorgt impfen lassen. Euer Kind gefährdet ihr dadurch nicht.

Petra C., Lehrerin, Luzern

Warum soll ich einer Impfung vertrauen, bei der die Pharmafirmen Milliardengewinne kassieren und zugleich alle Risiken und möglichen Schadenersatzforderungen auf den Staat abwälzen?

Das stimmt nicht ganz. Falls Menschen zu Schaden kommen, weil dem Impfstoffhersteller ein Produktionsfehler unterlaufen ist, haftet die Firma. Der Staat wird involviert, wenn bei Produktion, Verabreichung et cetera alles richtig gelaufen ist und tatsächlich Impfschäden festgestellt werden müssen.

Sicher, diese Vereinbarung kann man kritisieren. Aber sie ist der Normalfall und gilt auch bei allen anderen Impfstoffen, die in der Schweiz eingesetzt werden.

Peter V., Unternehmer, Zürich

Unsere Behörden haben in der Pandemie meines Erachtens im Grossen und Ganzen einen sehr guten Job gemacht. Ich unterstütze zum heutigen Zeitpunkt der drohenden Überlastung der Spitäler die Einführung der 3-G-Regel, auch wenn mir daraus persönliche Nachteile erwachsen. Mit einem traditionell hergestellten Impfstoff würde ich mich impfen lassen. Der mRNA-Technologie traue ich allerdings nach wie vor nicht. Es fehlt mir schlicht die Langzeiterfahrung.

Vor einem guten Jahr haben wir die ersten sehr guten Studien zu den mRNA-Impfstoffen erhalten. Seither können wir ihre Wirkung immer besser beobachten. Hunderten Millionen Menschen wurde der Impfstoff mittlerweile verabreicht. In den ersten Monaten wurden tatsächlich neue Nebenwirkungen entdeckt. In den letzten Monaten sind zu diesem Katalog möglicher Nebenwirkungen aber keine neuen hinzugekommen. Hinweise für Langzeitnebenwirkungen konnten bisher keine festgestellt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir noch eine finden, sinkt mit jedem Tag. Und es gibt keinen Impfstoff, bei dem zehn, zwanzig Jahre nach seiner Verimpfung plötzlich noch eine schädliche Wirkung entdeckt worden wäre.

Franz L., Rentner, Zürich

Warum bietet der Bund nur mRNA-Impfstoffe an? Mit Johnson & Johnson hätte ich mich längst impfen lassen.

Dazu ein paar grundsätzliche Erklärungen zur Funktionsweise der Impfstoffe. Die Vakzine von Moderna und Pfizer liefern dem Körper einen Bauplan: den Bauplan für das Protein, das das Immunsystem gegen das Coronavirus aktivieren kann. Beim sogenannten Vektor-Impfstoff von Johnson & Johnson wird einem ein Schnupfenvirus mit einem DNA-Bauplan verimpft. Der Körper übernimmt diesen Bauplan, bildet mRNA und schliesslich das Protein. Es ist letztlich dieselbe Endstrecke. Aber für mRNA-Skeptiker haben wir gute Neuigkeiten: Wer sich lieber mit Johnson & Johnson impfen lassen möchte, wird das voraussichtlich in wenigen Wochen tun können.

Wieder anders sieht es beim Impfstoff Novovax aus, den sich die Schweiz dieses Jahr ebenfalls noch beschaffen will. Bei Novovax wird das Protein direkt verimpft. Er funktioniert nach demselben Prinzip wie das alljährlich verimpfte Grippe-Vakzin.

Margrit F., Rentnerin, Baselland

Ich bin 77 Jahre alt und habe einige Vorerkrankungen, darunter Skoliose und bronchiale Hyperreagibilitäteine Lungenschwäche, die ich mit einigen Familienmitgliedern teile. Dazu hatte ich in den letzten Jahren mehrere grössere Gelenkoperationen. Ich befürchte, dass mein Immunsystem die Nebenwirkungen der Impfung nicht verkraften könnte. Daher verzichte ich lieber und halte mich streng an die Hygienevorschriften.

Diese Ängste sind verständlich, aber unbegründet. Die Nebenwirkungen der Impfung werden das Immunsystem nicht stärker fordern als eine Infektion eines anderen Erregers, die die Frau bereits durchmachte. Die Impfung ist keine Bedrohung für sie. Ich rate angesichts des Alters und der Vorerkrankungen vielmehr dazu, sich so schnell wie möglich impfen zu lassen. Das Risiko einer schweren Covid-Erkrankung stellt für die Frau eine viel grössere Gefahr dar als die Impfung. Und so sehr man sich auch um Distanzhalten, Händewaschen usw. bemüht: Der Delta-Variante dürfte früher oder später jeder begegnen. Ihr entkommt man nicht.

Romina T., Kaufmännische Angestellte, Thurgau

Ich finde die Impfung aus ethischen Gründen verwerflich, weil für die Herstellung des Impfstoffs Tierversuche gemacht wurden.

Es stimmt, dass für die Herstellung der Impfstoffe mit Tieren experimentiert wurde. Erst wurden die Stoffe an Mäusen und Hamstern erprobt, dann an Affen. Das kann man ethisch bedenklich finden. Allerdings stellt sich die Frage, ob eine direkte Erprobung am Menschen tatsächlich ethischer gewesen wäre.

Oliver Z., Ingenieur, Baselland

Warum geniessen Geimpfte mit dem Zertifikat Privilegien? Auch sie können das Virus ja weitergeben.

Das stimmt. Jedoch ist nicht nur die Wahrscheinlichkeit, schwer zu erkranken, bei Geimpften um ein Vielfaches geringer. Um ein Vielfaches geringer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass Geimpfte das Virus übertragen. Aus epidemiologischer Sicht ist das Zertifikat daher gerechtfertigt.