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Weniger Einnahmen auf dem Land Zertifikatspflicht kostet Beizen 17 Prozent Umsatz

Seit letzten Montag darf man nur noch mit Zertifikat in Restaurant-Innenräume.

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Die Sorge von Gastronomen vor Umsatzeinbussen aufgrund der Einführung der Zertifikatspflicht war nicht unbegründet. Das zeigen Konsumentenzahlen aus dem Bericht von «Monitoring Consumption Switzerland» der Universität St. Gallen.

Vergangene Woche wurden in Schweizer Restaurants rund 18,9 Millionen Franken weniger ausgegeben, was einen Rückgang von fast 17 Prozent ausmacht. Zur Einordnung: In der Woche vor der Zertifikatspflicht haben Gäste in Gastrobetrieben für 113,2 Millionen Franken konsumiert.

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So ein starker Rückgang bei den Transaktionen in Restaurants wurde seit der Wiedereröffnung der Gastronomiebetriebe nicht verzeichnet. «Der Knick zeigt den Sondereffekt, den die Einführung des Zertifikats hatte», so Matthias Fengler, Professor für Ökonometrie an der Universität St. Gallen.

«Die Umsatzeinbrüche sind auf die Zertifikatspflicht in der Gastronomie zurückzuführen», sagt auch Patrik Hasler-Olbrych, Sprecher des schweizerischen Gastronomieverbandes Gastro Suisse. Bei vielen Betrieben sei der Umsatz schon in den ersten Tagen erheblich eingebrochen.

Urs Pfäffli, Präsident des Verbands Gastro Zürich City, erklärt, dass ihm viele Wirte von Stornierungen am ersten Tag der Zertifikatspflicht berichtet haben. «Am Anfang waren es sich die Leute nicht gewohnt, vielleicht wird es nun in der zweiten Woche besser», so Pfäffli.

Grössere Einbussen auf dem Land

Ein Blick auf die Daten zeigt auch, dass Gastronomiebetriebe auf dem Land und in der Agglomeration stärker von den Rückgängen betroffen waren als die Beizen in den Städten. So verringerten sich die Umsätze in der Stadt um 12 Prozent. In Agglomerationen waren es 20,8 Prozent, und auf dem Land war der Rückgang mit 28 Prozent am grössten.

«Zu Beginn der Pandemie verlagerte sich der Konsum von der Stadt aufs Land. Nun ist es das erste Mal, dass die Innenstädte geringere Rückgänge verzeichneten als ländliche Regionen», sagt Matthias Fengler von der Uni St. Gallen. Eine tiefere Impfquote auf dem Land könnte hier ein Faktor sei. Aber auch andere Faktoren spielen mit: «Das Konsumverhalten ist stark saisonal bedingt – so spielt das Wetter oder die Ferienzeit eine Rolle, wie viel man gerade ausgibt.» Bei einer Stichprobe vergangene Woche hatten einige Wirte in Städten sogar von steigenden Umsätzen berichtet.

Verglichen mit den Daten aus den Jahren 2019 und 2020, zeigt sich, dass die Transaktionen in Gastronomiebetrieben seit der Wiedereröffnung der Restaurants dieses Jahr höher waren als noch vor der Pandemie. Dies sei aber weniger auf erhöhte Konsumausgaben zurückzuführen als vielmehr auf das vermehrte Bezahlen mit der Karte: So werden im Bericht von «Monitoring Consumption Switzerland» bei Ausgaben im Gastronomiebereich lediglich Kartentransaktionen erfasst. «Es hat insgesamt eine Verschiebung bei den Zahlungsmitteln gegeben: Vor der Pandemie zahlten circa 45 Prozent mit der Karte – heute sind es bereits 55 Prozent», erklärt Ökonom Fengler.

Matthias Fengler von der Uni St. Gallen meint, dass voraussichtlich bis November mit einer Erholung der Umsätze zu rechnen sei. Auch Gastronomen rechnen mit einer baldigen Beruhigung der Lage. «Wir hoffen, dass der Schock nun verdaut ist und es bald auch mehr Geimpfte gibt, die wieder ins Restaurant kommen», so Gastro-Zürich-City-Präsident Pfäffli. Gäste, die für einen Restaurantbesuch einen Test benötigen, mussten sich erst einmal organisieren und zurechtfinden. «Wer aber nur einen Kaffee trinken gehen will, wird kaum dafür einen Test machen lassen.»

Umsatzeinbussen bis zu 50 Prozent befürchtet

Gastro Suisse hatte vor Einführung der Zertifikatspflicht bei seinen Mitgliedern eine Umfrage zur Ausweitung der Zertifikatspflicht und zur aktuellen Geschäftslage gemacht. Mehr als die Hälfte der befragten Betriebe gab an, dass sie bei einer Einführung der Zertifikatspflicht sowie der Aufhebung der bestehenden Kapazitätseinschränkungen mit einer Umsatzeinbusse von mindestens 30 Prozent rechnen. Fast ein Viertel der Unternehmen rechnete mit Umsatzrückgängen von 50 Prozent und mehr.

Im Hinblick auf den Stadt-Land-Unterschied hiess es damals: «Für einige Betriebe, insbesondere in städtischen Gebieten, wo die Impfquote deutlich höher ist, ist eine Zertifikatspflicht besser tragbar. In ländlichen Gebieten sieht das aber ganz anders aus.»

Eine nicht repräsentative Tamedia-Befragung bei den Gastrogruppen Candrian Catering, Bindella und Wiesner von letzter Woche ergab, dass noch keine schlüssige Aussage über Veränderungen im Umsatz oder bei der Anzahl Gäste möglich war.

Entschädigungen für Gastronomiebetriebe

Die Zertifikatspflicht in den Restaurants ist auch in Bundesbern zum Thema geworden. Der Waadtländer SP-Nationalrat Samuel Bendahan wollte in einem parlamentarischen Vorstoss vom Bundesrat wissen, wie die Landesregierung die Wirtinnen und Wirte vor den Folgen des neues Regimes zu schützen gedenke.

In seiner Antwort hält der Bundesrat fest, die Auswirkungen der ausgedehnten Zertifikatspflicht seien nicht vergleichbar mit den Folgen von Betriebsschliessungen, wie diese im vergangenen Jahr nötig gewesen seien. Es sei vielmehr denkbar, dass die Zertifikatspflicht die Nachfrage nach Restaurantbesuchen erhöhe, da für Geimpfte, Genesene und Getestete in den Lokalen keine Mundschutzpflicht mehr gelte. Schliesslich hält der Bundesrat fest, dass Restaurants in wirtschaftlicher Schieflage nach wie vor eine Entschädigung für Kurzarbeit verlangen können.