Schweizer auf La Palma - «Vom Haus zum Vulkankegel sind es 900 Meter – wir wurden evakuiert»

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Schweizer auf La Palma«Vom Haus zum Vulkankegel sind es 900 Meter – wir wurden evakuiert»

Sechs Meter hohe Lavaströme wälzen sich bergabwärts Richtung Atlantik. Auf ihrem Weg zerstört die glühende Masse alles.

Die Lava des Vulkans Cumbre Vieja auf La Palma hat viele Häuser auf der spanischen Kanareninsel zerstört. Allein im Dorf El Paso wurden mindestens 20 Häuser verbrannt.

Video: 20min

Darum gehts

  • Auf der Kanareninsel La Palma sind rund 5000 Menschen evakuiert worden, nachdem am Sonntag ein Vulkan im Bereich der Bergkette Cumbre Vieja ausgebrochen war.

  • Ein Lavastrom ergoss sich entlang des Hangs und zerstörte eine Gruppe von Häusern im Dorf El Paso.

  • Auch am Montag floss weiterhin Lava in zwei Strömen mit 700 Meter pro Stunde durch ein weitgehend unbewohntes Gebiet in Richtung Meer.

Der Vulkan auf der Kanareninsel La Palma gibt keine Ruhe: Die um die 1000 Grad heisse Lava wälzt sich seit Sonntag in zwei sechs Meter hohen Strömen langsam, aber unaufhaltsam bergab in Richtung der Westküste der Insel – 700 Meter pro Stunde. Alles in ihrem Weg verbrennt: Bäume, Buschland, Bananenplantagen, Felder, Strassen, Stromleitungen und bisher auch schon Dutzende Häuser. In dem Ort Los Llanos de Aridane seien etwa 150 Wohnungen in Mitleidenschaft gezogen worden.

News-Scout Juerg S. wohnt etwa 600 Meter nördlich von Todoque in der Gemeinde Los Llanos de Aridane im Westen der Insel. Der Vulkankegel befindet sich etwa 900 Meter von seinem Haus entfernt. «Wir wurden in der Nacht evakuiert. Ich befinde mich jetzt auf der anderen Seite der Insel. Zum Schlafen kam ich erst um fünf Uhr morgens», sagt S. zu 20 Minuten.

Ein Naturschauspiel, «das einem Angst einjagt»

Aus acht verschiedenen Schloten schleudert der Vulkan seit über 24 Stunden Asche, Gesteinsbrocken und Lava in die Höhe. Vor allem nachts waren schaurig-schöne Bilder von Feuerfontänen zu sehen, die hunderte Meter hoch in den Himmel schossen. «Es ist ein unglaubliches Naturschauspiel, das einem Angst einjagt», sagte die Anwohnerin María del Pino Hernández der Zeitung «El Diario».

«Ich hatte nicht einmal Zeit, etwas einzupacken», sagte die Nachbarin aus Las Manchas zum Sender «Canarias 7». Seit Tagen habe sie die Beben gespürt und «Geräusche wie Donner gehört», erzählt sie. Dann passierte alles sehr schnell.

«Wenn die Lava ein Haus erreicht, ist in Sekunden nichts mehr übrig, nur noch eine schwarze Masse», erzählt eine sichtlich erschütterte Frau namens Celia. Wie etwa 5000 weitere Menschen in der Region im Süden der kleinen Kanareninsel musste die Betreiberin eines kleinen Hotels auf der Ferieninsel flüchten. Celia hat kein Hotel mehr.

Lava erstarrte vor der Hausmauer einer Familie

Auch Alberto aus der Ortschaft El Paraíso beobachtet das Naturschauspiel am Rande der Strasse. Er habe die ganze Nacht wach gelegen, erzählt er «El Pais». «Am Sonntag hatte ich noch meine Zweifel, aber heute Morgen wurde mir bestätigt, dass die Lava mein Haus verschluckt hat. Es ist schrecklich», sagt er mit atemloser Stimme.

Grosses Glück hingegen hatte die Familie von Carlos Rodriguez aus El Paraíso: Die Lava ist dem Haus seiner Schwiegermutter ausgewichen. «Sie erstarrte knapp zwei oder drei Meter vor der Hausmauer, und wir retteten alles mit Ach und Krach. Ich kann nicht erklären, wie wir entkommen sind.»

Die Lavazunge wird voraussichtlich am Montagabend das Meer erreichen. Dann wird mit Explosionen und der Freisetzung säurehaltiger Dämpfe gerechnet. Der Handelsschifffahrtsverkehr um La Palma wurde ausgesetzt. Der Vulkan hat bereits mehr als 20'000 Tonnen Schwefeldioxid ausgestossen. Da kein Wind weht, wird der Flugverkehr zu der Insel zunächst nicht eingestellt.

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