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Analyse zur DrogenpolitikKiffer bringen kein Geld mehr? Dann eben Landarbeiter erpressen

In Nordamerika wird immer mehr legal gekifft. Die mexikanischen Kartelle kompensieren die entgangenen Gewinne, indem sie schlimmere Verbrechen begehen als Drogenschmuggel.

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Es gehört zu den häufigsten und auf den ersten Blick überzeugendsten Argumenten jener, die sämtliche Drogen liberalisieren wollen: Würde der Staat anstelle des organisierten Verbrechens weiche und harte Substanzen herstellen, vertreiben und verkaufen, dann entzöge er der Drogenmafia auf einen Schlag ihr Geschäftsmodell.

Die Gewinne der Kartelle würden sich verflüchtigen, ihr finanzielles Rückgrat bräche, längerfristig würden sie verschwinden. Und mit ihnen die unsägliche Gewalt des Drogenkriegs.

Reichtum wie im Märchen

Wie exorbitant die Gewinnmargen im internationalen Drogenhandel sind, zeigt folgendes Beispiel. Laut der kolumbianischen Staatsanwaltschaft kostet ein Kilogramm reines Kokain in Bogotá umgerechnet zwischen 1500 und 2500 Franken, wobei für Erzeuger und lokale Dealer bereits ein Gewinn abfällt.

In Zürich kostet dasselbe Kilo auf der Strasse rund 100’000 Franken, und wird der Stoff gestreckt, verdienen die Dealer nochmals deutlich mehr. Selbst nach Abzug der Transportkosten und der Gewinnbeteiligung von Zwischenhändlern bleibt ein Gewinn, wie er bei jedem legalen Produkt vollkommen illusorisch wäre.

Das Gegenargument lautet: Der Begriff Drogenmafia ist irreführend geworden, weil lokale und transnationale Verbrecherorganisationen ihre kriminellen Tätigkeiten längst diversifiziert haben. Streicht der Staat den Verkaufserlös von Drogen selber ein, verschwinden die Kartelle nicht, sondern sie weichen auf andere Tätigkeiten aus: Waffenschmuggel, Menschenhandel, Entführungen.

«Der Marihuana-Export wirft fast keinen Gewinn mehr ab.»

Ein Mitglied des mexikanischen Sinaloa-Kartells

Ein solches Ausweichmanöver lässt sich gegenwärtig in Mexiko beobachten. Ein im März 2021 erschienener Bericht der US-Drogenpolizei DEA hält fest: «Mexikanisches Marihuana ist mehrheitlich durch einheimisches ersetzt worden.» Grund dafür ist, dass viele US-Bundesstaaten die Substanz legalisiert haben. In der Folge sind die sichergestellten Mengen an der US-mexikanischen Grenze in den letzten acht Jahren um 80 Prozent gefallen.

Die auf Lateinamerika spezialisierte Ermittlungsorganisation Insight Crime zitiert ein Mitglied des Sinaloa-Kartells mit den Worten, der Marihuana-Export werfe «fast keinen Gewinn mehr ab».

Bezeichnend ist, wie das Kartell darauf reagiert. In Teilen des mexikanischen Bundesstaates Chihuahua hat das organisierte Verbrechen ein Alkoholmonopol durchgesetzt. Restaurantbesitzer, Betreiber von Supermärkten oder sonstigen Läden sind gezwungen, alkoholische Getränke einzig dem Kartell abzukaufen. Ein legales Genussmittel wird «illegalisiert», um den Effekt der Marihuana-Legalisierung in den USA auszugleichen.

Ganze Wälder kahl geschlagen

Weitere Ausweichaktivitäten sind illegaler Holzhandel und der damit verbundene Kahlschlag ganzer Wälder. Ausserdem das Abzapfen von enormen Mengen Benzin aus den Leitungen der Erdölgesellschaft Pemex. Und Schutzgelderpressungen von Landarbeitern. Der Schaden, den die Verbrecher anrichten, ist also nicht kleiner, sondern grösser geworden.

Die Formel: «Mit der Drogenlegalisierung verschwindet automatisch das organisierte Verbrechen» ist falsch. Das heisst nicht, dass es besser wäre, an der Prohibitionspolitik festzuhalten. Aber Drogen zu entkriminalisieren, hätte in den Erzeuger- und Konsumländern widersprüchliche Auswirkungen, die es gegeneinander abzuwägen und klar zu benennen gilt. Die mehrheitlich noch immer vorherrschende Prohibitionspolitik zu bekämpfen, indem man illusionäre Erwartungen an die Legalisierung knüpft – das ist kontraproduktiv.