Massnahmen länger nötig? - Maskenpflicht und Covid-Zertifikat könnten bis im Frühling bleiben

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Massnahmen länger nötig?Maskenpflicht und Covid-Zertifikat könnten bis im Frühling bleiben

Deutsche sollen bis 2022 Masken tragen, die Nutzung des Covid-Zertifikats wird ausgebaut und im Notfall gelten Verschärfungen nur für Ungeimpfte. Das wird teils auch in der Schweiz diskutiert.

Darum gehts

  • Die deutsche Regierung hat einen Corona-Fahrplan für Herbst und Winter vorgestellt.

  • Diskutiert werden etwa, die Maskenpflicht bis im Frühling beizubehalten und das Covid-Zertifikat auszuweiten.

  • Sollte die Lage sich noch einmal drastisch verschlimmern, könnten Verschärfungen nur für Ungeimpfte beschlossen werden.

  • Diese Vorschläge werden teils auch in der Schweiz diskutiert – und das durchaus kontrovers.

In Deutschland wird die Maskenpflicht wohl bis zum Frühling 2022 aufrechterhalten bleiben. Das geht aus dem Corona-Leitfaden des Bundesgesundheitsministeriums hervor, wie die «Zeit» schreibt. Zudem plant die Regierung, die Nutzung des Covid-Zertifikats ab Anfang oder Mitte September auch auf Restaurantbesuche, Hotelübernachtungen, sämtliche Veranstaltungen in Innenräumen oder Coiffeurbesuche auszuweiten.

Sollte sich die Lage noch einmal drastisch verschlechtern und wieder stärkere Einschränkungen nötig werden, so sollen in Deutschland vor allem die Ungeimpften darunter leiden: Dann könnte aus dem 3G-Status (geimpft, genesen, getestet) ein 2G-Status werden: Das Covid-Zertifikat gälte dann nur noch für Geimpfte und Genesene, mit einem Test könnte man die Freiheiten nicht mehr erlangen.

Maskenpflicht wohl bis im Frühling

Dass die Maske auch in der Schweiz bis nächsten Frühling in Bus, Bahn und Läden Pflicht bleiben wird, scheint auch für die Schweiz wahrscheinlich. «Im Herbst und Winter werden wir neben Covid auch mit Influenza und anderen Viren der Luftwege zu kämpfen haben. Kommt das alles ohne Maskenpflicht zusammen, könnte die Situation in den Spitälern dramatisch werden», sagt der Infektiologe Andreas Widmer. «Ich halte es deshalb für sinnvoll, bis ungefähr Ende März 2022 weiterhin in geschlossenen Innenräumen mit vielen Menschen an der Maskenpflicht festzuhalten.»

Auch das ehemalige Taskforce-Mitglied Dominique de Quervain hält den Einsatz von Masken für sinnvoll, «solange die epidemiologische Lage instabil ist». Und Virginie Masserey, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle beim Bundesamt für Gesundheit, liess im Interview mit 20 Minuten durchblicken, dass Masken und Abstandhalten auch in der Normalisierungsphase noch «eine Zeit lang bleiben» werden.

Wann der Übergang in die Normalisierungsphase eingeläutet wird, ist noch unklar. Taskforce und BAG sagen, dass eine weitere gefährliche Welle im Herbst zum aktuellen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden kann. Gleichzeitig hat Virginie Masserey darauf hingewiesen, dass die Regierung nicht ewig Massnahmen aufrechterhalten könne.

«Sofortige Ausweitung des Zertifikats wäre sinnvoll»

Auch den Ausbau des Covid-Zertifikats befürworten Experten: «Ich fände die sofortige Ausweitung des Covid-Zertifikats auf Restaurants, Fitnessclubs und weitere Einrichtungen sinnvoll», sagt de Quervain. «Derzeit darf man in der Schweiz ungeimpft und das Virus in sich tragend ein Restaurant besuchen und andere Menschen gefährden. Ist das eine Freiheit, die es zu verteidigen gilt?», fragt er.

Gastrosuisse hält nichts von Zertifikats-Ausweitung

Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer hingegen kritisiert die mögliche Ausweitung des Covid-Zertifikats scharf: «Gemäss Aussagen von Virginie Masserey am Point de Presse vom Dienstag können geimpfte Menschen das Virus möglicherweise genau gleich stark weitergeben wie Ungeimpfte. Da frage ich mich schon, wer denn die grössere Gefahr für die Mitmenschen darstellt: Derjenige, der schon länger geimpft ist und möglicherweise gar nicht weiss, dass er das Virus hat und weitergeben kann, oder diejenige, die sich vor Kurzem hat testen lassen und weiss, dass sie mit grösster Wahrscheinlichkeit nicht infektiös ist?»

Für Platzer ist es an der Zeit, dass der Bundesrat seine Versprechen einhält und in die Normalisierungsphase übergeht: «Wer sich noch nicht hat impfen lassen, will das offenbar zurzeit nicht tun. Er oder sie geht das Risiko, sich mit Covid zu infizieren, ein.» Der Rest sei durch die Impfung gut vor schweren Verläufen geschützt. «Damit gibt es keinen Grund mehr, die Massnahmen aufrechtzuerhalten oder sogar auszubauen.»

Einschränkungen nur für Ungeimpfte umstritten

Zur Frage nach einem Impfnachweis verweist der Neurowissenschaftler de Quervain auf die USA: «New York City verlangt einen Impfnachweis für Restaurants und Fitnessstudios. Weiter verlangen auch US-Universitäten wie Harvard, dass man geimpft sein muss, um zu studieren. Ich halte das für richtig.»

Einschränkungen nur für Ungeimpfte stossen aber nicht überall auf Verständnis: «Die politische Stossrichtung war bisher immer, dass Getestete dieselben Möglichkeiten haben wie Geimpfte oder Genesene», sagt Andreas Widmer.

Im Falle einer Verschlechterung der Situation gibt es für ihn zwei Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken: «Entweder, wir führen den 2G-Status ein und nehmen Ungeimpften die Möglichkeit, mit einem Test dieselben Freiheiten zu geniessen. Oder wir finanzieren die Schnelltests nicht weiter auf Kosten der Geimpften und machen sie kostenpflichtig. Ich bin für Zweiteres.» Eine Einschränkung nur für Ungeimpfte könnte er sich allenfalls beim Reisen vorstellen: «Wer sich nicht impfen lassen will, bleibt zur Sicherheit halt vorerst einfach in der Schweiz.»

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