«Ende der Pandemie wird kommen» - Soll der Staat Menschen schützen, die sich nicht impfen lassen?

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«Ende der Pandemie wird kommen»Soll der Staat Menschen schützen, die sich nicht impfen lassen?

Ein Teil der 20 Minuten-Community versteht nicht, weshalb die Corona-Massnahmen nicht aufgehoben werden, obwohl es genug Impfstoff gibt. Das ist zu kurz gedacht, sagt Taskforce-Vize Samia Hurst.

Darum gehts

  • Obwohl genügend Impfstoff vorhanden ist und alle sich impfen lassen könnten, werden die Massnahmen nicht beendet.

  • Ein Teil der 20 Minuten-Community versteht das nicht.

  • Ist es Aufgabe des Staats, Menschen zu schützen, die sich selber nicht mit der Impfung schützen wollen? Samira Hurst, Vize-Präsidentin der Corona-Taskforce, gibt Auskunft.

Es wird vorläufig nichts mit der Rückkehr in die Normalität: Am Mittwoch verkündete Gesundheitsminister Alain Berset, dass am 11. August keine Lockerungen vorgenommen werden. Der Hauptgrund dafür sind die vielen Ungeimpften. Fast 50 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer haben noch keinen Impftermin wahrgenommen.

Die Massnahmen schützen also in erster Linie die, die sich nicht durch die Impfung selber immunisieren wollen – und diejenigen, die sich nicht impfen lassen können. Doch Stimmen aus der 20-Minuten-Community zeigen: Viele Ungeimpfte wollen gar nicht geschützt werden. «Ich habe nie darum gebeten, dass der Staat mich beschützt, indem er mich bevormundet», sagt etwa Marius W.*

«Wie lange soll dieses Theater noch gehen?»

Auch in den Reaktionen auf Bersets Entscheid ist viel Unverständnis zu lesen. «Wie lange soll dieses Theater noch gehen? Alle, die wollten konnten sich impfen lassen und die anderen kennen das Risiko. Es ist an der Zeit wieder normal zu leben», findet User Nick999.

Auf der anderen Seite stehen die Bedenken von Bund und Taskforce: Würden in der aktuellen Situation alle Massnahmen fallengelassen, drohte eine erneute heftige Welle unter den Ungeimpften, so die Befürchtung. Doch ist es die Aufgabe des Staats, die Gesundheit der Menschen auch dann zu schützen, wenn das gar nicht alle wollen?

Vier Gründe für das Beibehalten der Massnahmen

Ja, heisst es im Epidemiengesetz. Der Staat hat eine Schutzrolle bezüglich der öffentlichen Gesundheit und der Gesundheit und des Lebens von vulnerablen Gruppen. Vom Staat beschlossene Massnahmen müssen dazu dienen , eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit Dritter abzuwenden. Sie können auch dann angeordnet werden, wenn das Verhalten der betroffenen Personen die Gesundheit Dritter erheblich gefährdet.

Samia Hurst, Vize-Präsidentin der Corona-Taskforce sagt, dass der Entscheid, die Massnahmen beizubehalten, nicht nur für die Ungeimpften gefällt worden sei: «Ein solcher Entscheid wird im Sinne der ganzen Gesellschaft gefällt.»

Dafür gebe es mehrere gute Gründe: «Erstens ist man auch mit der Impfung nicht zu 100 Prozent vor einer Erkrankung geschützt. Zweitens können sich nicht alle impfen, etwa aufgrund spezifischer Allergien, respektive die Impfung ruft bei gewissen Personen keine Immunantwort hervor. Drittens können Kinder unter zwölf Jahren noch nicht geimpft werden, obwohl sie auch von Long Covid betroffen sein können. Und viertens müssten bei einer Überlastung des Gesundheitswesens wieder Operationen verschoben werden, worunter auch Geimpfte leiden würden», so die Taskforce-Vize.

«Bequemer, aber unsolidarischer Weg»

Sich nicht impfen zu lassen, obwohl man es gefahrlos könnte, nennt Hurst «einen bequemen Weg, wobei sich impfen zu lassen auch ein Akt der Solidarität ist». «Der Zeitpunkt, an dem diese Pandemie zu Ende ist, wird kommen – auch wenn ein Teil der Bevölkerung nicht geimpft ist», sagt sie. Und zwar dann, wenn die Viruslast gering, die Impfquote höher und die Spitäler sicher in der Lage seien, alle Patienten, die eine Behandlung benötigen, aufzunehmen.

«Einige sagen, weil das Virus immer zirkulieren wird, wird diese Pandemie ewig dauern. Das stimmt nicht», sagt Hurst. «Es ist extrem schwer zu sagen, wann das der Fall sein wird, aber: Wir werden eines Tages mit Covid-19 so umgehen, wie wir es mit den Masern seit Jahren tun. Da gibt es auch nur wenige Fälle. Dann kann sich jeder schützen, der will. Und diejenigen, die erkranken, erhalten im Spital die bestmögliche Pflege.»

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