Pilotprojekt für 6 Monate - Schweizer IT-Firma führt die 4-Tage-Woche ein

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Pilotprojekt für 6 MonateSchweizer IT-Firma führt die 4-Tage-Woche ein

Die Mitarbeitenden des Softwareunternehmens Seerow arbeiten für sechs Monate nur noch vier Tage für den vollen Lohn. Die grösste Herausforderung dabei ist die Kommunikation.

Darum gehts

  • Ab Oktober wird bei dem Softwareunternehmen Seerow in Solothurn ein Tag weniger gearbeitet.

  • Die Firma stellt für sechs Monate auf eine Vier-Tage-Woche um.

  • Die grösste Herausforderung sei die Kommunikation.

  • Doch die Mitarbeitenden sind zuversichtlich und freuen sich auf das Experiment.

Montag oder Freitag arbeiten die Mitarbeitenden des Softwareunternehmens Seerow in Solothurn nicht: Die Firma führt ab Oktober die Vier-Tage-Woche ein, wie es in einer Medienmitteilung heisst. Die Löhne werden dabei nicht verändert – es gibt also gleich viel Geld für weniger Arbeitszeit.

Die Homeoffice-Pflicht habe die Firma zum neuen Arbeitsmodell ermutigt, sagt Geschäftsführer Fabian Schneider zu 20 Minuten: «In der Krise hat sich gezeigt, dass die Leistung nicht unbedingt vom Arbeitsort und Ergebnisse nicht zwingend von der geleisteten Arbeitszeit abhängen.»

Die Vier-Tage-Woche sei nun der nächste logische Schritt. So sollen die zehn Mitarbeitenden mehr Zeit bekommen, um sich zu erholen. Davon könne auch das Unternehmen profitieren: «Gerade bei kreativer und kopflastiger Arbeit ist es wichtig, dass unsere Mitarbeitenden mehr Ausgleich zu ihrem Job haben», erklärt Schneider.

Kommunikation ist Herausforderung

Vorerst handelt es sich um ein Pilotprojekt für sechs Monate. Dann gibt es eine erste Auswertung mit allen Teammitgliedern. «Ich bin davon überzeugt, dass wir dann gleich mit diesem Arbeitsmodell weiterfahren können», sagt Schneider.

Die grösste Herausforderung werde die Kommunikation sein. Denn die Angestellten dürfen weiterhin im Homeoffice bleiben, wenn sie das möchten. «Da unsere Mitarbeitenden an verschiedenen Tagen frei haben, ist die Kommunikation untereinander umso wichtiger.»

Andere Firmen ermutigen

Das Unternehmen reduziert dabei auch die Arbeitszeit von 42 auf 35 Stunden. Wichtig sei darum, dass die verkürzte Arbeitswoche nicht zu längeren Arbeitstagen führt. Damit das nicht passiert, will die Firma neues Personal anstellen.

«Wir müssen am Anfang sicher genau darauf achten, dass wir dann nicht jeden Tag länger arbeiten», so Schneider. Er sei aber zuversichtlich, dass die Vier-Tage-Woche ein Erfolg wird. Ziel sei es auch, andere Firmen zu ermutigen, das neue Arbeitsmodell auszuprobieren.

Schliesslich gebe es genug Beispiele, wie etwa ein Mega-Experiment in Island, die zeigen, dass die verkürzte Arbeitswoche funktioniert. «Es wäre toll, wenn auch andere Schweizer Unternehmen dieses Arbeitsmodell ausprobieren würden, damit Erfahrungen ausgetauscht werden können.»

Mitarbeitende sind gespannt

Auch die Mitarbeitenden von Seerow freuen sich auf die Vier-Tage-Woche: «Ich persönlich bin sehr gespannt, wie sich das neue Arbeitsmodell auf meine Motivation, Moral, Produktivität und vor allem Kreativität auswirkt», sagt Özge Altin, Projektleiterin und UX-Designerin.

Die Kunden seien alle informiert und die ersten Rückmeldungen fallen positiv aus. «Ich gehe davon aus, dass das so bleibt», so Altin. Auch die Softwareentwicklerin Sandra Simon befürwortet die Vier-Tage-Woche: «Da sich dieses Arbeitsmodell in Island in der Pilotphase bereits bewährt hat, bin ich davon überzeugt, dass wir als innovative Agentur nachziehen können.»

Verkürzte Arbeitswoche ist nicht in jeder Branche möglich

Vier statt fünf Tage arbeiten und das für den gleichen Lohn – ein spannendes Experiment, sagt Personalexperte Michel Ganouchi: «Das macht Unternehmen attraktiver für Arbeitnehmende.» Das sei gerade dort wichtig, wo Fachpersonal fehle, wie etwa in der Softwarebranche. «Denn heute legen viele Arbeitnehmende viel Wert auf flexible Arbeitszeiten und Homeoffice», so Ganouchi. Allerdings könne eine verkürzte Arbeitswoche nicht in jeder Branche eingeführt werden, wie etwa in Spitälern oder im Verkauf. Dort herrschen andere Arbeitsbedingungen wie etwa bei einer Softwarefirma: Eine Vier-Tage-Woche könnte in manchen Branchen nur mit mehr Personal ermöglicht werden. «Es wird spannend sein, diese Entwicklungen zu beobachten», so Ganouchi. Es sei gut möglich, dass weitere Unternehmen folgen, wenn damit positive Erfahrungen gemacht werden.

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