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Bericht von BloombergGeheime Airbnb-Taskforce vertuscht Verbrechen in Unterkünften

Hat gemäss einem Bericht Vergewaltigungen und Morde vertuscht: Der Vermittler für private Unterkünfte Airbnb.

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Airbnb, das Onlineportal für die Vermietung von privaten Unterkünften, hat gemäss einem Bericht des Wirtschaftsnachrichtendienstes Bloomberg eine geheime Taskforce. Das Sonderkommando kümmert sich demnach um Gäste und Gastgeber, die schlechte Erfahrungen gemacht haben. Dafür werden jährlich rund 50 Millionen Dollar aufgewendet, um die Vorfälle vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Die Taskforce, die in der Firma auch «Blackbox» genannt wird, soll laut den Bloomberg-Recherchen unter anderem Vergewaltigungen und Morde unter den Teppich gekehrt haben. Das Team soll auch Gastgeber für Schäden entschädigen, welche Gäste verursacht haben.

Sonderkommando ohne Budgetvorgaben

Laut Bloomberg arbeiten rund 100 Agenten in Städten wie Dublin, Montreal und Singapur für das Sonderkommando. Airbnb habe auch hochkarätige Experten für politische Krisen eingestellt, darunter Nick Shapiro, der ehemalige Berater des Nationalen Sicherheitsrats von Barack Obama und stellvertretender Stabschef der CIA.

Gemäss ehemaligen Taskforce-Mitgliedern durften sie so viel Geld wie nötig ausgeben, um Gäste und Gastgeber, die traumatische Erfahrungen gemacht hatten, zu unterstützen. So organisierten und bezahlten sie Unterkünfte, Flüge und psychologische Beratungen. Bei Vergewaltigungsopfern hätte sich das Team zudem darum gekümmert, dass sich diese auf sexuell übertragbare Krankheiten testen lassen können.

Die Taskforce beauftragt laut Bloomberg Bauunternehmen, Einschusslöcher in den Wänden von Unterkünften zu reparieren, und Experten, die Böden und Wände von Blutflecken zu reinigen. Taskforce-Mitglieder hätten sich zudem mit Gastgebern auseinandersetzen müssen, die zerstückelte Leichen in ihren Häusern entdeckt hatten.

7 Millionen Dollar Abfindung gezahlt

Als eine Australierin 2016 angeblich in einer Airbnb-Wohnung in New York mit einem Messer bedroht und vergewaltigt wurde, zahlte das Sonderkommando gemäss Bericht eine Abfindung in der Höhe von 7 Millionen Dollar. Der Angreifer hatte aus unbekannten Gründen die Schlüssel für die Unterkunft besessen und im Badezimmer gelauert. Der Vergleich gehöre zu den grössten, welche das 90-Milliarden-Dollar-Unternehmen je bezahlt habe. Teil der Vereinbarung war laut Bloomberg, dass das Opfer weder über den Vorfall spreche noch Airbnb verklage.

Zum Zeitpunkt des Vorfalls befand sich die Plattform gerade in einem Streit mit den Behörden der Stadt New York, welche die Kurzzeitvermietung von Privatwohnungen regulieren wollte. Airbnb sei laut Bloomberg besorgt gewesen, dass die negative Publizität rund um den Vergewaltigungsfall den Konflikt weiter anheizen könnte.

Gegenüber Bloomberg bestritt das Unternehmen, die Frau mundtot gemacht zu haben. Gemäss Benjamin Brait, Sprecher von Airbnb, sei es ihr absolut erlaubt, über den Vorfall zu sprechen. Das Unternehmen habe zudem nicht die Macht, Geschichten aus der Presse fernzuhalten. Er fügte hinzu, dass es das Ziel von Airbnb gewesen sei, das Opfer nach diesem «schrecklichen Angriff» zu unterstützen. Die Reaktion des Unternehmens habe nichts mit den lokalen politischen Angelegenheiten zu tun gehabt, so Brait.

Ungenügende Hintergrundchecks

2018 wurde eine Amerikanerin in Costa Rica vom Wachmann der Airbnb-Immobilie, in der sie wohnte, ermordet. Die Familie des Mordopfers reichte eine Klage gegen das Unternehmen ein und behauptete, diese habe es versäumt, einen Hintergrundcheck des Wachmanns durchzuführen. Es hatte sich herausgestellt, dass dieser illegal im Land arbeitete. Airbnb zahlte der Familie eine unbekannte Summe aus, um den Fall beizulegen.

In einem anderen Fall behauptete eine Amerikanerin, von einem Gastgeber mit Superhost-Status sexuell angegriffen worden zu sein. Wie sich herausstellte, war der Angreifer einst wegen Körperverletzung angeklagt worden. Auch hier erzielte Airbnb einen Vergleich. Teresa Li, Anwältin des Opfers, sagte Bloomberg, dass solche Vergleiche es den Gerichten erschwerten, zu entscheiden, inwieweit Onlineportale für Verbrechen, die in ihren Unterkünften begangen werden, haftbar seien. «Das Einzige, was Airbnb wirklich motiviert, ist die Angst vor schlechter PR in der Öffentlichkeit», sagte Li.

Die Existenz des Teams und dessen Macht, Vorfälle unter dem Deckel zu halten, wirft laut Bloomberg Fragen zum Ausmass schockierender Vorfälle auf, die sich in Airbnb-Unterkünften abspielen. Zudem stelle sich die Frage, ob die jetzigen Sicherheitsrichtlinien der Firma ausreichten und wieweit das Onlineportal für solche Vorkommnisse haftbar sei. Schliesslich basiere das Geschäftsmodell von Airbnb darauf, dass Fremde einander vertrauen könnten. Werde dieses Vertrauensverhältnis untergraben, bedeute dies weniger Nutzer, mehr Klagen und strengere Vorschriften. Die Aktien des Unternehmens fielen nach der Veröffentlichung des Bloomberg-Berichts am Mittwoch vorübergehend um mehr als drei Prozent.