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Airline erholt sich von CoronaSwiss entlässt weniger Angestellte – und blickt guten Zeiten entgegen

Rückkehr zur alten Betriebsamkeit: Die Swiss verzeichnet steigende Buchungszahlen.

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Die Swiss spricht in den nächsten Tagen 550 Personen die Kündigung aus: Davon sind 334 Mitarbeitende in der Kabine, 101 am Boden sowie 57 in der Technik betroffen. 58 Angestellte erhalten eine Änderungskündigung in Form einer Pensumsreduktion oder Funktionsänderung. Bei den Pilotinnen fallen keine Entlassungen an, stattdessen haben sich die Sozialpartner auf eine Lösung mit verordneter Teilzeit geeinigt.

Das ist das Ergebnis des Konsultationsverfahrens zur Massenentlassung, die die Konzernspitze um CEO Dieter Vranckx Anfang Mai beschlossen hat. Die Swiss hat die Beschlüsse am Dienstagmorgen der Belegschaft mitgeteilt. Ursprünglich war die Rede von bis zu 780 Entlassungen gewesen. Dabei seien auch fast 800 Vorschläge von Mitarbeitenden eingegangen, wie die Zahl der Kündigungen reduziert werden könnte. Obwohl das gelungen ist: Der Dienstag ist ein schwarzer Tag für die Swiss, ihre Angestellten und die Entscheidungsträger.

Der Schrecken könnte sich ausserdem für die Personalabteilung noch verlängern: Die Bodenpersonals-Gewerkschaften VPOD und SEV-GATA rufen die Betroffenen dazu auf, ihre Kündigungen als missbräuchlich anzufechten. Das Argument: Die Swiss habe den Sozialpartnern die Informationen, die zur Erarbeitung von Vorschlägen nötig gewesen wären, zu spät zur Verfügung gestellt.

Beim nüchternen Blick auf die Zahlen wird der Konzernspitze dagegen das Herz hüpfen. Aus geschäftlicher Perspektive durchlebt die Swiss gerade die besten Tage seit dem Einschlag der Pandemie in der Schweiz vor 15 Monaten. Dafür gibt es mehrere Gründe.

So schlank war die Swiss noch nie

Die Swiss war im Vergleich zu anderen «Legacy-Carriern» wie der Lufthansa oder der KLM schon vor der Krise «lean», wie es in der Manager-Sprache heisst, also effizient aufgestellt. Ältere Flight-Attendants zum Beispiel schleppten keine fürstlichen Gehälter aus Verträgen mit, die sie vor Ewigkeiten unterzeichnet hatten. Und die Zentrale war kein teurer Wasserkopf.

Der Grund: Nach dem Swissair-Grounding konnte die junge Swiss ohne Altlasten neu beginnen. Das ist mit ein Grund, warum sie danach zur grossen Gewinnbringerin im Lufthansa-Konzern aufstieg.

Die aktuellen Entlassungen sind nur die drastischsten von zahlreichen Schnitten, die die Swiss-Spitze seit Beginn der Pandemie gesetzt hat. Schon letzten Sommer hat sie für die Zeit der Krise tiefere Flughafengebühren in Zürich ausgehandelt oder den Bodenabfertiger Swissport zu einem günstigeren Angebot gedrängt.

Selbst in Genf-Cointrin, wo die Swiss vor kurzem noch einen Minimalflugplan führte, ist wieder einiges los: Szene  von Anfang Juni.

Später kündigte sie auch den Abbau von 1000 Vollzeitäquivalenten bis Ende 2021 durch freiwillige Abgänge, Frühpensionierungen und einen Einstellungsstopp an. Vor der Krise zählte die Swiss 7550 Vollzeitäquivalente. Anfang 2021 war sie beim Abbauplan auf Kurs – aktuellere Zahlen sind nicht bekannt.

Hinzu kommt, dass die Belegschaft weniger verdient – oder dem zumindest ins Auge sieht: So hat die Swiss den Piloten den Gesamtarbeitsvertrag (GAV) auf März 2022 gekündet, weil man sich in den Verhandlungen um einen Krisen-GAV nicht finden konnte. Wenn CEO Vranckx damit recht behält, dass eine Erholung aufs Vorkrisenniveau noch Jahre auf sich warten lässt, sitzt er bei den Verhandlungen um einen neuen GAV mit den Piloten am längeren Hebel: Je grösser der Pilotenüberhang zum Verhandlungszeitpunkt, desto unvorteilhafter wird für die Arbeitnehmenden der nächste GAV.

Das Kabinen- und das Bodenpersonal dagegen haben in der zweiten Welle Krisen-Gesamtarbeitsverträgen zugestimmt. Beim Bodenpersonal gelten die Massnahmen jedoch erst, sobald die Kurzarbeit ausläuft.

Der Bund übernimmt Lohnkosten in Millionenhöhe

Im Mai hat der Bundesrat beschlossen, den Maximalbezug von Kurzarbeitsentschädigung von 18 auf 24 Monate zu verlängern – also auf Ende Februar 2022. Für die Swiss bedeutet das wohl Einsparungen von mehreren Millionen Franken.

Doch die gibts nicht einfach so – denn rechtlich müssen die Arbeitnehmer dem noch zustimmen. Die Kabinengewerkschaft Kapers hat angekündigt, dies nur bei Verbesserungen am Krisen-GAV zu tun. Es sei nicht fair, wenn die staatliche Unterstützung nur der Firmenkasse zugutekäme und nicht den darbenden Angestellten.

Die Flugticketabgabe ist zumindest vertagt

Zwar wäre auch bei einem Ja zum CO₂-Gesetz am Sonntag nicht klar gewesen, wie die Flugticketabgabe genau ausgestaltet worden wäre. Die Vernehmlassung zur dazugehörenden Verordnung war noch nicht abgeschlossen und damit die Umsetzung noch nicht bestimmt.

Doch es ist anzunehmen, dass die angeschlagene Swiss bei einer Einführung jedwelcher Form finanziell gelitten hätte. Gegenüber der NZZ gab die Airline sogar an, dass sich die Abgaben alleine 2019 auf 200 bis 250 Millionen Franken belaufen hätten, wenn sie damals in Kraft gewesen wäre. Das ist knapp die Hälfte des damaligen Jahresgewinns.

In der Luftfahrt ist allen klar: Der nächste Anlauf für eine stärkere Belastung der Tickets kommt bestimmt.

Für die Swiss war die Abstimmungskampagne zum CO₂-Gesetz ein Hochseilakt: Im Rahmen des vom Bund garantierten Rettungskredits hatte die Swiss vergangenen Sommer zugesagt, den Bundesrat bei seiner Klimapolitik nicht zu behindern, also das CO₂-Gesetz nicht zu bekämpfen.

Das tat sie dann auch nicht, wie Sprecherin Karin Müller es vor der Abstimmung gegenüber dieser Zeitung formulierte: «Wir sind nicht gegen das CO₂-Gesetz, sondern sind nicht zufrieden, wie der Entwurf der Verordnung ausgestaltet ist.»

Die Swiss wolle ihre CO₂-Emissionen bis 2030 um 50 Prozent gegenüber 2019 senken und 2050 das Netto-null-Ziel erreichen. Damit sie ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten könne, müsse sie aber wirtschaftlich operieren können und damit wettbewerbs- und investitionsfähig bleiben. Das ist zumindest vorerst nicht mehr infrage gestellt. Aber auch in der Luftfahrt ist allen klar: Der nächste Anlauf für eine stärkere Belastung der Tickets kommt bestimmt.

Keiner freut sich so auf die Sommerferien wie die Swiss

Der Winter war eine Katastrophe für die Schweizer Luftfahrt: Die Swiss führte teilweise nur noch zehn Prozent der Anzahl Flüge von vor der Krise durch, verlor täglich Millionen. Den anderen ging es nicht viel weniger schlecht.

Mittlerweile ist dieser Wert wieder auf 30 Prozent angewachsen. Seit einigen Wochen laufen auch die Buchungen auf den wirtschaftlich wichtigen USA-Flügen wieder besser, richtet die Swiss aus. Für den Hochsommer erwartet sie, eine Kapazität von 50 bis 55 Prozent zu erreichen. Ab dieser Grössenordnung könne man wieder fliegen, ohne Geld zu verlieren, sagte CEO Vranckx Mitte Mai zur «SonntagsZeitung». Schon Anfang 2022 will die Swiss dann erste Teile des Rettungskredits des Bundes zurückzahlen. Wie Vranckx am Dienstag sagte, hat die Swiss bisher gut die Hälfte der bereitgestellten 1,5 Milliarden bezogen.

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Was einer schnellen Rückkehr auf ein noch höheres Niveau allerdings im Weg steht, ist der nachhaltige Mangel an Geschäftsreisenden. So zeigen Daten des Luftfahrtdatenanbieters CH-Aviation, dass die Swiss am Dienstag 82 Frequenzen fliegt. Das sind keine 20 Prozent der Flugbewegungen, die die Swiss an einem vergleichbaren Dienstag vor der Krise, dem 18. Juni 2019, durchführte. Damals waren es 428.

Am kommenden Samstag dagegen fliegt die Swiss 190 Frequenzen. Das sind 42 Prozent der 450 Flüge vom 22. Juni 2019. Am Wochenende, wenn die Menschen in die Ferien fliegen oder die Familie im Ausland besuchen, ist die Gesellschaft also schon fast auf den angepeilten 50 Prozent. Unter der Woche, wenn die Geschäftsreisenden unterwegs sind, wird das noch ein wenig dauern.

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Diese Sorgen kennt die Swiss-Ferienschwester Edelweiss nicht. «Das Buchungsvolumen ist in den letzten vier Wochen stark gestiegen», schreibt ein Sprecher. Besonders gefragt seien die Inselziele Kreta, Mykonos und Ibiza.

Auch Easyjet Switzerland berichtet von mehr Buchungen, und ein Sprecher von Helvetic Airways zeigt sich «vorsichtig optimistisch». Auch hier gilt, dass insbesondere Feriendestinationen ziehen.

Um diesen noch besser bewirtschaften zu können, hat Helvetic am Montag angekündigt, ab 10. Juli neu zwei Flugzeuge am Basler Euroairport zu stationieren. Von dort aus will die Airline im Besitz von Martin Ebner am Wochenende jeweils Santorini (Griechenland), Jerez (Spanien) und Larnaca (Zypern) anfliegen.