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Erfolgreiche FeministinSie liess das Parlament über die Menstruation debattieren

Sie spricht die Dinge gern offen und direkt an: Die Waadtländer Kantonsrätin und Ökonomin Muriel Thalmann (SP).

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Die feministische Guerilla-Aktion #happytobleed sorgte 2016 schweizweit für Aufsehen. Zürcher Künstlerinnen färbten das Wasser diverser Brunnen rot ein. Der Protest forderte ein Ende der «Tamponsteuer». Der Staat soll Tampons und Binden nicht länger zum vollen Mehrwertsteuersatz von 7,7 Prozent, sondern zum ermässigten Satz von 2,5 Prozent besteuern.

Nicht in der Deutsch-, sondern in der Westschweiz feiern Frauen mit ihrem Kampf gegen die Diskriminierung bei Hygieneartikeln nun erste Erfolge. Auch dank der Waadtländer SP-Kantonsrätin Muriel Thalmann. Die Ökonomin und Mutter zweier Söhne überzeugte nach «ihrer» Kantonsregierung auch «ihr» Kantonsparlament davon, dass der Staat in Schulen, Gymnasien und Spitälern Binden und Tampons gratis abgibt und in öffentlichen Toiletten Automaten aufstellt, um Hygieneartikel zum Selbstkostenpreis zur Verfügung zu stellen. Ausgewählte Schulen starten nun einen Pilotversuch. (Diese Zeitung hat darüber berichtet.)

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Skeptische Bürgerliche

Sie habe hart und ausführlich argumentieren und auch Frauen von ihrem Anliegen überzeugen müssen, sagt die 58-Jährige. Weder das Geschlecht noch die Generationszugehörigkeit, sondern die politische Identität sei dabei entscheidend gewesen, ob jemand für oder gegen das Anliegen votierte. Manche bürgerliche Politikerinnen und Politiker waren sich sicher, dass junge Frauen das Angebot einzig dafür nutzen würden, sich auf Kosten des Staats mit kostenlosen Tampons und Binden einzudecken. Das sei mitnichten so, konterte Muriel Thalmann die Kritiken. Das Angebot sei für Notfälle. Sowieso vertraue jede Frau einer bestimmten Marke und nehme nur in einer Notlage das erstbeste Produkt, das sie in einem Hygieneschutzspender finde.

«Es ist alles andere als angenehm, unverhofft seine Tage zu bekommen.»

Muriel Thalmann, Waadtländer SP-Kantonsrätin

«Mit meinem Postulat brach ich ein Tabu. Über die Menstruation wurde plötzlich offen debattiert», erinnert sich Thalmann. Eine Stunde lang gingen im Waadtländer Kantonsrat die Voten hin und her. Muriel Thalmann betonte, für Frauen sei es alles andere als angenehm, in den unpassendsten Situationen ihre Tage zu bekommen und keine Hygieneartikel zur Hand zu haben. Im Schulzimmer bleibe man verschämt und versteinert auf seinem Stuhl sitzen und hoffe, dass das Malheur unentdeckt bleibe. Und die Sanitätszimmer seien auch nur zu bestimmten Zeiten geöffnet, argumentierte die SP-Frau im Parlament. Und sowieso müssten Hygieneartikel regelmässig gewechselt werden, sonst drohten Frauen Infektionen und damit ernsthafte gesundheitliche Probleme. Gymnasiastinnen aus ärmeren Familien seien dazu finanziell kaum in der Lage, warf Muriel Thalmann ein.

Bei einer Mehrheit des Kantonsrats verfingen ihre Argumente schliesslich. Aber in der Endabstimmung wurde es sehr knapp. Eine einzige bürgerliche Stimme machte den Unterschied aus. Sie kam aus dem Lager der Grünliberalen.

«Meine Mutter hat mir und meinen beiden Schwestern mit auf den Weg gegeben, finanziell unabhängig und selbstbestimmt durchs Leben zu gehen.»

Muriel Thalmann, Waadtländer SP-Kantonsrätin

Muriel Thalmann sagt: «Meine Mutter hat mir und meinen beiden Schwestern mit auf den Weg gegeben, finanziell unabhängig und selbstbestimmt durchs Leben zu gehen.» Daran habe sie sich stets gehalten und darum setze sie sich auch für die Freiheit anderer Frauen ein. Konfrontationen scheut Muriel Thalmann nicht. Auch darum hat die SP Waadt sie zur Präsidentin der parteiinternen Gleichstellungskommission ernannt. Wenn ein Bankberater bei ihr zu Hause anruft und wegen eines Kontos mit ihrem Ehemann sprechen will, dann stellt die 58-Jährige rasch klar, dass sie Mitbesitzerin des Kontos sei und er also auch mit ihr über sein Anliegen sprechen könne.

Bis zur Beseitigung fundamentaler Reste des Patriarchats bleibt noch viel zu tun. Muriel Thalmann weiss, wo und wie sie Dinge ändern will. In der Waadt will sie endlich dafür sorgen, dass Eheleute beim Steuerzahlen nicht mehr solidarisch füreinander haftbar sind, wenn ein Ehepartner die Scheidung beantragt hat. Zahlt der Mann nach der Scheidung seine Steuern nicht, muss die Frau für ihn aufkommen. Frauen seien von diesen Fällen sehr viel mehr betroffen als Männer und würden vom Staat finanziell mit aller Härte angegangen, sagt Muriel Thalmann. Das sei nicht länger tolerierbar.

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